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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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seinen Becher in einem Zugund verzog den Mund, während er aufstand. »Hier habt ihr ohnehin nichts verpasst. Sie verpanschen den italienischen Importwein mit der Brühe, die sie aus ihren sogenannten Weinbergen holen. Aber immer noch besser als dieses grässliche Bier.«
    Sie traten auf die Straße und wandten sich nach links. Silanus war erstaunt, dass die beiden den Weg zum Stabsgebäude kannten. Es war ihm unvorstellbar, dass man sich in einer Stadt wie dieser freiwillig und mehr als eben nötig zu Fuß bewegte.
    Im Peristyl des Stabsgebäudes herrschte reger Betrieb. Überall standen in kleinen Gruppen hohe Offiziere aus allen fünf Legionen der Rheinarmee herum. Silanus grüßte nach links und nach rechts, blieb bei einigen der Männer kurz stehen und tauschte ein paar Floskeln aus. Seine manierierte Art, die in dieser Gesellschaft offenbar nicht angebracht war, war fast vollständig von ihm abgefallen. Caius und Lucius hielten sich im Hintergrund und wussten nicht recht, wie sie sich verhalten sollten. Nach einer Weile stellte Silanus sie einem jungen Centurio aus der ersten Kohorte der XIX. Legion vor, Lucius Licinius Galerius, der sie auf unkomplizierte Art in ein freundliches Gespräch verwickelte. Silanus schien nur darauf gewartet zu haben, seine beiden Gäste loszuwerden, mit denen er in dieser Umgebung wenig anzufangen wusste.
    Die Gesellschaft war bald auf etwa vierzig Personen angewachsen, zwischen denen Sklaven hin und her eilten, die Getränke und kleine Häppchen anboten. Gedankenverlorenwurden Becher ergriffen. Uniformteile und Abzeichen glitzerten. Nach und nach begaben sich die Männer in die Vorhalle, in der Caius und Lucius vor einigen Stunden den Schreiber nach Silanus gefragt hatten. Die Tür zum großen Besprechungsraum stand immer noch offen. Mehrere Gruppen von Klinen waren um Tische angeordnet, auf denen sich die Köstlichkeiten stapelten. Der fensterlose Saal wurde von Feuerschalen erhellt. Schatten tanzten unruhig über die Wände, während der Vorraum vom Gemurmel der gedämpften Unterhaltungen widerhallte.
    Nach einer Weile ging ein Raunen durch die Menge, die Gespräche wurden leiser und verstummten schließlich fast ganz. Alle blickten zum Eingang, wo nun eine Gruppe von Prätorianern erschien. In ihrer Mitte betraten drei hochgewachsene Männer den Raum. Caius erkannte Rullianus, der in der vollen Rüstung eines Legionslegaten und mit herrischem Blick die Halle durchmaß; an seiner Seite ein anderer Legat. Das muss Vala sein, dachte Caius noch, dann fiel sein Blick auf den dritten Mann, der jetzt zurückfiel, weil er stehen geblieben war, um mit einem Tribun aus der Gruppe der Anwesenden ein paar Worte zu wechseln. Er trug einen versilberten Brustpanzer und einen weißen Umhang mit Goldborte. Seine Gesichtszüge waren scharf geschnitten, was durch den hohen grauen Haaransatz noch unterstrichen wurde. Tiefe Furchen zogen sich von den Mundwinkeln zur Nase hin. Sein Gesicht wirkte freundlich und hatte dennochdie Entschlossenheit eines Befehlshabers. Jetzt nickte er kurz, schlug dem Tribun freundschaftlich lächelnd auf die Schulter und holte dann mit federnden Schritten zu Rullianus und Vala auf, die ihrerseits sofort von anderen in Gespräche verwickelt worden waren. Caius ließ ihn nicht aus den Augen. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke, ein fragender Ausdruck huschte über das Gesicht des Statthalters, dann war seine Aufmerksamkeit schon wieder woanders.
    Schließlich forderte er die Umstehenden mit einer ausholenden Geste auf, den Besprechungsraum zu betreten. »Wir fangen an!«, rief er in die Runde und trat durch die Tür, ohne sich noch einmal umzudrehen. Die gelassene Sicherheit, mit der er sich im Zentrum des Geschehens bewegte, hatte etwas Unwiderstehliches, und Caius musste unwillkürlich an den Princeps denken. Die Anwesenden formierten sich zu einem lockeren Schwarm und folgten Varus, der im Halbdunkel hinter der Schiebetür verschwand.
    Silanus löste sich aus der Gruppe der Eintretenden und raunte Caius im Vorbeigehen zu: »Ihr könnt da nicht mit rein. Wir sehen uns hinterher!« Dann schloss er sich einer Gruppe von Offizieren an, die, gedämpft plaudernd, die Eingangshalle hinter sich ließ. Caius und Lucius blieben allein und unbeachtet zurück, während die letzten Schreiber in ihre Amtsstuben abtauchten.
    Â»Varus«, murmelte Caius

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