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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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verlassen?«
    Â»Könnte komisch aussehen, Herr Geschäftsführer!«
    Lucius verrannte sich mehr und mehr in die Idee, dass der Legat, den sie in den letzten Wochen nur selten aus der Nähe gesehen hatten, in die Sache verwickelt war. »Rullianus will uns warnen«, sagte er. Es klang, als müsste er sich selbst davon überzeugen.
    Â»Das macht überhaupt keinen Sinn«, widersprach Caius. »Wir sind ihm seit Wochen nicht mehr in die Quere gekommen. Warum sollte er etwas riskieren, was die Sache nur wieder hochkochen lässt? Nein, es war einervon Fastradas Verwandten. Die wollen, dass ich die Finger von ihr lasse.«
    Â»Na, dann haben sie ihr Ziel ja erreicht«, brummte Lucius.
    Â»Danke, dass du mich daran erinnerst«, gab Caius matt zurück. Die Bemerkung hatte ihm erneut bewusst gemacht, dass er Fastrada aller Wahrscheinlichkeit nach nie mehr wiedersehen würde. Traurigkeit überfiel ihn, vermischt mit Wut über seine Unfähigkeit, an der Situation etwas zu ändern.
    Â»Tut mir leid«, sagte Lucius leise und streichelte seinem Freund ungeschickt über den Arm. »Dich hat’s wirklich schlimm erwischt.«
    Â»Du meinst nicht den Schädel, nehme ich an.« Caius rang sich ein Lächeln ab.
    Â»Natürlich nicht. Da war ja ohnehin nicht viel kaputt zu machen.«
    Â»Hohlkopf.«
    Sie ratterten eine Weile schweigend dahin. Der Zug mit Varus an der Spitze kehrte ins Sommerlager zurück, um die letzten Vorbereitungen zu treffen und sich anschließend auf den Rückmarsch nach Castra Lupiana und von dort aus an den Rhein zu machen. Sie sollten allerdings nicht den direkten Weg nehmen, sondern einen Bogen in Richtung Norden schlagen, wo unruhige Amsivarier der römischen Herrschaft durch Provokationen kleine Nadelstiche versetzten und den Verbündeten das Leben schwer machten: hier ein Überfall auf ein römisches Kastell, dortein geplündertes Gehöft der mit den Römern befreundeten Cherusker. Die Vorfälle hatten sich in den letzten Wochen gehäuft. Das jedenfalls berichteten die Kundschafter von Arminius, der Varus davon überzeugt hatte, dass eine Machtdemonstration an der nördlichen Grenze ihres Stammesgebietes wahrscheinlich Abhilfe schaffen würde. Dem Statthalter und seinen Legaten war der Aufmarsch von drei Legionen samt Hilfstruppen zwar übertrieben erschienen, aber weil sie es vorzogen, den Rückweg in die Winterquartiere geschlossen anzutreten, hatten sie entschieden, die zehn Tage Verzögerung mit dem ganzen Heer auf sich zu nehmen.
    Wahrscheinlich würden sich die eigentlich mit Rom verbündeten Amsivarier beim Herannahen der Legionen unterwerfen, die Verträge erneuern und anschließend für einige Zeit Ruhe geben.
    Als sie im Lager ankamen, fühlte sich Caius trotz der unruhigen Fahrt schon wieder besser. Die Schmerzen waren einer bleiernen Müdigkeit gewichen. Er ging, von Lucius gestützt, ins Zelt und schlief den Rest des Tages und die ganze Nacht. Durch seine Träume geisterte Fastrada, einmal lag sie unter einem weißen Tuch und atmete nicht, sodass er schon befürchtete, sie sei tot. Dann erhob sie sich plötzlich und rief ihm etwas zu, was er nicht verstand. Sie sah verzweifelt aus, zeigte auf etwas hinter ihm, aber jedes Mal, wenn Caius sich umdrehen wollte, drehte der Raum sich mit, sodass er einfach nicht hinter sich blicken konnte. Mehrmals wachte Caius auf.
    Am nächsten Morgen fühlte er sich wie gerädert. Die Erinnerungen an die Nächte mit Fastrada waren allgegenwärtig, ständig und überall sah er ihr Gesicht vor sich, fühlte den sanften Druck ihrer Hände in seinem Nacken und fragte sich, was aus ihr geworden war. Mehrmals spielte er mit dem Gedanken, sich abzusetzen und zurückzureiten, um sie zu suchen. Aber er wusste, dass das ein geradezu wahnwitziges Unterfangen war. Er konnte ja schlecht die Dörfer in der Umgebung der Elstersteine abklappern und sich nach ihr durchfragen. Selbst wenn ihre Familie tatsächlich nichts ahnte und es jemand anders gewesen war, der ihn dort im Wald zu Boden geschlagen hatte – spätestens wenn er auftauchte und Fragen stellte, würden sie misstrauisch werden und Fastrada wahrscheinlich irgendwo einschließen. So blieb zumindest eine schwache Hoffnung, dass irgendein Zufall sie abermals zusammenführte. Immerhin würde das Heer die meiste Zeit über durch Cheruskerland

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