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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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selbst.«
    Â»Einschließlich seiner selbst? Wozu das denn?«
    Â»Na, wozu wohl? Damit kein Verdacht auf ihn fällt. Er meinte wohl, dass er damit an Glaubwürdigkeit gewinnt. Wir haben es eher als ein Zeichen für die Haltlosigkeit seiner Vorwürfe gesehen. Anscheinend hat er nicht den Mut, sie offen zu äußern. Der Einzige, der die Ansicht vertrat,man sollte sie tatsächlich alle festnehmen, war übrigens Rullianus.«
    Â»Rullianus?« In Caius arbeitete es. Hatte Rullianus mit dieser Empfehlung einen bestimmten Zweck verfolgt, der in irgendeinem Zusammenhang mit dem Geheimnis des Statthalters stand?
    Â»Ja, Rullianus. Aber das war von ihm auch nicht anders zu erwarten. Er hasst diese Cherusker.«
    Â»So wie du.«
    Â»Ich hasse sie ganz und gar nicht, mein Lieber. Ich finde sie beschränkt, ungehobelt und nichtsnutzig, aber ich hasse sie nicht. Das ist ein Unterschied, auf den ich Wert lege.«
    Â»Na dann.«
    Â»Na dann. Also, Rullianus war dafür, sie gefangen zu nehmen und dazu ein paar kleinere Lichter, die hinterher niemand vermisst, und die sollten wir dann etwas eingehender befragen, wie er sich ausdrückte. Seine Argumentation hatte durchaus etwas für sich. Hat Segestes die Wahrheit gesagt, so Rullianus, werden die Verschwörer gekreuzigt, und der Aufstand bricht in sich zusammen. Hat er gelogen, lassen wir sie laufen, übergeben ihnen Segestes als Sündenbock zur Bestrafung, und Arminius kann uns obendrein noch dankbar sein, dass wir ihm seinen Schwiegervater vom Hals geschafft haben. Das wäre die Fortsetzung des Stückes nach Rullianus. Vierter Auftritt: Hinrichtung des Verräters. Fünfter Auftritt: Arminius und Thusnelda reiten in den Sonnenuntergang.«
    Â»Das wäre dann aber keine Tragödie mehr.«
    Â»Ach, Caius«, seufzte Silanus. »Bei den Cheruskern gerät ohnehin jeder Auftritt zur Komödie.«
    Â»Und wie ging es weiter?«
    Â»Wir haben alle Möglichkeiten durchgespielt und sind zu dem Schluss gekommen, das Segestes uns eine erfundene Geschichte aufgetischt hat. Und dass es sich nicht lohnt, aufgrund der durchschaubaren Lüge eines alten Mannes, dem seine Tochter auf der Nase herumtanzt, unser gutes Verhältnis zu Arminius aufs Spiel zu setzen. Also hat Varus der Diskussion ein Ende gemacht und entschieden, dass wir nach Plan aufbrechen. Einige meinten, wir sollten wenigstens in Gefechtsformation marschieren. Aber noch nicht einmal darauf wollte Varus sich einlassen. Für Arminius würde er seine Hand ins Feuer legen.«
    Â»Du auch?«
    Â»Mein lieber Caius«, sagte Silanus. »Wie die meisten Menschen verfüge ich nur über zwei Hände. Und es würde die vollendete Symmetrie meines überaus wohlgestalteten Körpers erheblich stören, wenn eine davon verkohlt wäre. Und jetzt solltest du dein Pferd aufzäumen lassen. Die Spitze der Marschkolonne zieht gerade ab. Wir wollen doch den vierten Auftritt unseres Stückes nicht verpassen.« Er legte eine Hand ans Ohr und beugte sich verschwörerisch zu Caius. »Ich höre den Chor der Cherusker im Wald murmeln. Vielleicht wird’s ja doch eine Tragödie?« Damit schlug er Caius auf die Schulter und verschwand zwischen den Packwagen.

28
    In der Nacht nach dem Überfall machte Fastrada fast kein Auge zu. Sie hatte sich gründlich gewaschen, Gesicht, Hände, Arme, hatte den ganzen Körper mit einem feuchten Tuch abgerieben, bis ihre Haut brannte, als könnte sie damit die Erinnerungen an die letzte Nacht auslöschen, an das Kratzen der Bartstoppeln auf ihrem Gesicht und an den widerlichen Geruch des Römers, der sie wie eine Wolke zu umwehen schien. Abstoßende, abgehackte Bilder flackerten vor ihrem inneren Auge auf und verpesteten ihre Gedanken.
    Sie fühlte sich so elend wie in ihrem ganzen Leben noch nicht. Und das Schlimmste war, dass sie sich niemandem anvertrauen konnte. Ihre Mutter würde sie mit ungnädigen Vorwürfen bestürmen, wegen ihres Leichtsinns und der Unverantwortlichkeit, mit der sie sich aus dem Haus geschlichen und den Ruf der ganzen Familie gefährdet hatte. Ihre Schwestern waren zu jung, um mit Dingen belastet zu werden, von denen sie nichts verstanden. Und selbst von ihren Freundinnen war kaum Hilfezu erwarten – zu unausgegoren waren ihre Vorstellungen von Männern und dem, was man von ihnen zu erwarten und zu fürchten hatte, außerdem bestand die

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