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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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Betrunkener nach einer im Halbdunkel gemachten Beobachtung in die Welt gesetzt hatte. Andererseits: Warum hatte sie nicht von ihrer Familie sprechen wollen?
    Der Tag zog sich endlos in die Länge, und Caius, in dessen Kopf Vorfreude und Angst in schnellem Wechsel die Oberhand gewannen, war zu keiner sinnvollen Tätigkeit in der Lage.
    Zusammen mit Lucius kletterte er zwischen den Steinen herum, und sie spekulierten darüber, wie Arminius auf den Felsen gekommen war. Irgendwann entdeckte Lucius ein paar Haken auf der Rückseite der steinernen Säule. Damit schien auch dieses Rätsel gelöst.
    Bei Einbruch der Dämmerung machte Caius sich auf den Weg zum Treffpunkt. In seinem Bauch vibrierte und flatterte es. Hier und da saßen Leute auf der Wiese, aber die meisten germanischen Krieger waren schon wieder nach Hause gezogen, bis auf ein paar wichtige Leute, diemit Varus und seinem Stab endlos lange Besprechungen führten.
    Zwischen den Bäumen war es ziemlich dunkel. Von Fastrada war weit und breit nichts zu sehen, und sofort bekam Caius wieder Zweifel, ob sie überhaupt auftauchen würde. Er hatte das Gefühl, schon eine Ewigkeit gewartet zu haben, als es plötzlich vor ihm im Gehölz knackte.
    Sein Herz machte einen Sprung. Und dann trat sie hinter einem Baum hervor, als hätte sie dort bereits länger gestanden. Sie war schön, viel schöner noch als in seiner Erinnerung.
    Sie trug ein langes weißes Kleid und ihr geflochtenes Haar umspielte ihr sanftes Gesicht. Eine Welle der Erregung überschwemmte ihn und raubte ihm fast den Atem. Dann war sie bei ihm. Er fühlte die Wärme ihres Körpers, ihre Hände in seinem Nacken. Ihre Küsse waren von einer umwerfenden Selbstverständlichkeit.
    Nach einiger Zeit trat sie einen halben Schritt zurück, nahm seine Hände und zog ihn mit sich. Sie liefen eine Weile schweigend nebeneinanderher. Caius war wie berauscht.
    Auf einer kleinen Lichtung blieben sie stehen und küssten sich erneut. Irgendwann fiel Caius wieder ein, was ihn den ganzen Tag über umgetrieben hatte. Er löste sich sanft aus der Umarmung.
    Â»Ist dein Dorf hier in der Nähe?«, fragte er, weil er nicht wusste, wie er anfangen sollte.
    Â»Ja«, sagte sie. »Aber da können wir nicht hin.«
    Wieder hatte er den Eindruck, dass ihr dieses Thema unangenehm war. Schließlich nahm er seinen Mut zusammen. »Dein Vater ist einer der wichtigsten Leute bei euch, oder?«
    Sie nickte.
    Â»Aber mit Arminius bist du nicht zufällig verwandt?« Seine Frage sollte wie ein Scherz klingen. Caius wollte auf keinen Fall, dass Fastrada erfuhr, was irgendwelche Soldaten über sie redeten.
    Sie blickte ihn zuerst erschrocken, dann misstrauisch an. »Du hast dich doch nicht über mich erkundigt, oder?«
    Â»Nein, nein«, erwiderte er schnell. »Wie heißt denn dein Vater?«
    Â»Inguiomer.«
    Der Name sagte ihm etwas, er war vor der Abreise mehrmals gefallen, als vom Adel der Cherusker die Rede gewesen war. Inguiomer. Bruder von Segimer. Segimer. Vater von Arminius. Auf die blitzartige Erkenntnis folgte Erleichterung. Cousine. Nicht Braut.
    Â»Irmin, oder Arminius, wie er bei euch heißt, ist mein Cousin«, sagte sie.

26
    Fastrada hatte schon am zweiten Tag aufgehört, sich zu fragen, ob es richtig war, sich mit dem jungen Römer zu treffen. Natürlich war es nicht richtig. Die Eltern hatten darüber zu bestimmen, mit wem man sich einließ. Man hatte sich überhaupt nicht mit Männern abzugeben, bevor nicht etwas arrangiert war, was verhinderte, dass es Gerede gab, durch das die ganze Familie in Verruf kam. Es war also nicht richtig, und sie würde es trotzdem tun. Niemand würde Verständnis für ihr Verhalten haben, wie so oft. Fastrada hatte sich längst daran gewöhnt, anderen Menschen die meisten ihrer Gedanken und Gefühle vorzuenthalten, um Streitereien zu vermeiden.
    Dreimal hatte sie sich mit Caius im Schutz der Dunkelheit in dem kleinen Wald bei ihrem Dorf getroffen, und jedes Mal hatte sie sich vorher unbemerkt davonstehlen und hinterher ebenso unbemerkt ins Haus zurückschleichen müssen, was gar nicht so einfach gewesen war. Lange konnte das nicht mehr gut gehen, aber die Tage ihrer heimlichen Treffen waren ohnehin gezählt. Morgensollten die Römer in ihr Sommerlager an der Weser zurückkehren, um von dort aus ahnungslos in die Falle zu marschieren, die Irmin gerade

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