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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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Faust, und für jeden Namen wurde ein Stöckchen gezogen. Fastrada spürte, wie der Schweiß ihr den Rücken hinunterlief. Name um Name wurde genannt, unerbittlich, bald waren elf kurze Hölzchen gezogen, und weder sie noch ihre Schwester war dabei gewesen. Ihr Herz schlug bis zum Hals, als der nächste Name verlesen wurde.
    Â»Fastrada, Tochter von Inguiomer«, sagte Irmin, während jemand anders einen Zweig zog. Kurz.

29
    Der Aufbruch hatte fast einen ganzen Tag in Anspruch genommen. Caius und Lucius ritten wieder im Gefolge des Statthalters. Varus saß mit Caius Numonius Vala in einem Reisewagen, dahinter kamen sein persönliches Gepäck und Teile des Stabes zu Pferd, eingerahmt von den Prätorianern. Sie zogen am Rand der Visurgis entlang, die sich als braune Brühe dahinschleppte. Trübe Tümpel, Überbleibsel der im Sommer eingetrockneten Nebenarme glänzten matt. Manchmal entfernten sie sich vom Fluss, um Schleifen abzuschneiden.
    Der Heerzug fraß sich durch Schneisen im Wald, der meistens bis an das Ufer heranreichte und zum Binnenland hin in sanften Hügeln aufstieg. Zahlreiche von den vorausgeschickten Pionieren gefällte Bäume lagen am Rand des Weges, der in manchen Abschnitten so schmal war, dass nur zwei oder drei Reiter nebeneinanderpassten. Dadurch kam es immer wieder zu Stauungen, die sich nach hinten fortpflanzten und die ganze Kolonne verlangsamten. Der Wagen des Statthalters geriet bisweilen ganzaußer Sicht. Varus selbst ließ sich ohnehin selten blicken, er schien sogar das Essen im Wagen einzunehmen.
    An den ersten beiden Abenden hatten sie für die XVII. und die XVIII. Legion jeweils ein Lager in der Nähe des Ufers aufgeschlagen, während der Abbau des Sommerlagers die XIX. unter dem Kommando von Rullianus so lange aufgehalten hatte, dass sie weit zurückgefallen war. Sie sollte im weiteren Verlauf der Reise aufschließen.
    Schon am ersten Tag war das Wetter schlechter geworden. Eine immer dunkler werdende Wolkendecke hatte sich über die Flusslandschaft herabgesenkt und die Monotonie des pausenlosen Reitens mit einer trübsinnigen Kulisse hinterlegt, die zu der Stimmung passte, in die Caius sich willenlos hineinschaukeln ließ, schläfrig und schwermütig zugleich. Seine Gedanken schweiften wieder zu Fastrada. Dachte sie an ihn, wo immer sie sein mochte? Oder hatte sie die Erinnerungen an ihre gemeinsamen Nächte verdrängt und war dabei, ihn zu vergessen?
    Auch Lucius war nicht bei bester Laune. Oft stierte er wütend auf die Wagen mit dem Gepäck des Statthalters, als würden die Planen durch seine bohrenden Blicke durchsichtig und gäben endlich das finstere Geheimnis preis, das sich irgendwo darunter verbergen musste. Ein paarmal fing er davon an, doch Caius blockte das Gespräch mit wenigen Worten ab.
    Von seinem anfänglichen Tatendrang war nichts mehr zu spüren. Am liebsten hätte Caius sich abgesetzt und wäre ohne weitere Unterbrechungen quer durch den Waldund über die Berge nach Rom geritten. Wie lange würde das dauern? Fünfzehn Tage vielleicht, wenn er sich beeilte.
    Doch ein zermürbender Regen setzte ein und spülte den letzten Rest von Entschlusskraft hinweg. Es ging einfach immer weiter nach Norden, meistens am Fluss entlang, wo irgendwann die Transportkähne mit dem überschüssigen Gepäck in Sicht kamen. Caius wunderte sich erneut, wie wenige Männer nötig waren, um die schweren Boote in Bewegung zu setzen; die Brühe schäumte unter den stampfenden Beinen der Soldaten, die durch das knietiefe Wasser wateten.
    Am vierten Reisetag überquerten sie bei starkem Dauerregen einen Höhenzug, von dem aus sich ein weiter Blick über das bewaldete und von Siedlungsinseln durchtupfte Land bot. Sie kamen an einem Wachturm vorbei, der mit zwei Legionären besetzt war. Die beiden meldeten, dass am Vortag germanische Krieger in größerer Zahl vorbeigekommen waren, wahrscheinlich Vorausabteilungen weiterer Hilfstruppenkontingente befreundeter Stämme, die in den nächsten Tagen zum Heer stoßen würden.
    Sie zogen weiter durch das Land und folgten dem Nordrand der Hügelkette. Der Wald war dichter geworden, undurchdringlicher und dunkler. Abends hielt die Kolonne auf Rodungen oder im freien Feld, Gräben wurden aushoben, Palisaden aus mitgebrachten Schanzpfählen errichtet, Zelte aufgebaut und Lagerfeuer angezündet. Nach kurzer Nachtruhe

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