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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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sprengte davon. Vala hielt einen Moment inne, als hätte er noch etwas vergessen, dann drehte er sich um und ging zwei Schritte auf Varus zu, der mit zusammengepressten Lippen in den Wald starrte.
    Â»Dieser Überfall wird uns den ganzen Tag aufhalten«, schimpfte der Statthalter und blickte zu Vala. In dessen gegerbtem Gesicht, das sonst nie eine Gefühlsregung zeigte, leuchtete eine bedrohliche Wut. Er beugte sich zu Varus vor und begann auf ihn einzureden, aber von dem Gespräch verstand Caius kein Wort, weil die anderen Reiter ebenfalls wild durcheinanderzureden begannen und sich um die beiden Befehlshaber scharten.
    Caius stieg von seinem Pferd und stapfte durch den Schlamm auf Silanus zu. »Das kann doch nicht sein«, sagte er unsicher.
    Silanus blickte ihn finster an. »Jedenfalls ist das nicht einfach irgendein Überfall der Amsivarier, wie der Herr Statthalter immer noch zu glauben geruht. Sonst hätten sie sich nämlich ein paar Trosswagen unter den Nagel gerissen und wären wieder verschwunden.« Silanus durchbohrte Caius mit seinem Blick. Ȇberleg mal, sie haben eine ganze Legion abgetrennt. Dazu braucht es mehr als eine Räuberbande!«
    Â»Glaubst du etwa, dass es stimmt, was Segestes behauptet hat?«, fragte Caius.
    Â»Ich fange gerade an mich mit dem Gedanken zu befassen«, sagte Silanus. »Arminius hat sich abgeseilt, und wir taumeln durch den Wald hinter ein paar Führern her, die er uns dagelassen hat. Wir sind auf nichts vorbereitet. Die Kolonne ist viel zu lang und zu schwerfällig.«
    Caius spürte die Kälte mit einem Mal am ganzen Körper. Er schwieg und blickte ratlos in den Wald, als stünde die Antwort zwischen den Stämmen der Buchen geschrieben, die sich irgendwo hinter den Regenschleiern zu einer Wand verdichteten.
    Da plötzlich durchzuckte es ihn wie ein Blitzschlag – für einen kurzen Moment sah er eine Gestalt, die sich wieselflink zwischen den Bäumen bewegte, bevor sie hinter einem Stamm verschwand. »Silanus!«, schrie er und wies in die Richtung.
    Sein Onkel folgte irritiert seinem Blick. »Jetzt übertreib mal nicht«, brummte er. Dann erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht, und er riss die Augen in gespielter Erregung auf. »Tatsächlich, da neben dem Baum – zwei Ohren!«, rief er. »Ein Panotier!« Seine Hand fuhr zum Schwertgriff.
    Bevor Caius antworten konnte, erhob sich von vorn ein Geschrei, das ihre Köpfe herumfahren ließ.
    Ein Reiter war herangaloppiert und brachte sein Pferd neben dem Reisewagen zum Stehen, wo Vala noch immer auf Varus einredete. »Sie sind in die Kolonne eingebrochen!«, schrie er. »Eine halbe Meile von hier! Sie sind überall!«
    Wieder war es Vala, der als Erster reagierte, doch seine gebrüllten Kommandos gingen in dem allgemeinen Chaos unter, das nun ausbrach. Während die Leibwache heranstürmte und einen Kreis um Varus und seine Begleiter bildete, geriet der Wald auf der linken Seite plötzlich in Bewegung. Wo Caius eben die Gestalt zu sehen geglaubt hatte, stürzten jetzt Männer zwischen den Bäumen hervor. Pfeile sirrten durch die Luft, einer schlug klackend und knapp über dem Kopf von Varus in die Flanke des Reisewagens ein, zwei oder drei andere trafen die Schilde der Leibwache, die sich zu einem lebenden Schutzwall zusammengezogen hatte. Hinter ihnen ging donnernd ein Maultiergespann durch und riss einen Wagen um. Dann schoss erneut etwas heran.
    Â»Vorsicht!«, schrie Silanus.
    Caius duckte sich und spürte, wie sein Pferd getroffen zusammenzuckte, das Tier bäumte sich auf und schlug unkontrolliert mit den Hufen aus. Vor seinen Augen blitzte es, als einer der Hufe ihn an der Stirn erwischte, dann wurde es dunkel und der Waldboden traf sein Gesicht von irgendwoher wie die Ohrfeige eines Riesen.

30
    Nach einigen Stunden auf dem Rücken des Pferdes wurde Fastrada so müde, dass sie beschloss, eine Rast einzulegen. Wenn sie die ganze Nacht durchritt, würde die Müdigkeit sie spätestens am nächsten Morgen einholen. Sich tagsüber irgendwo hinzulegen wäre jedoch viel zu gefährlich gewesen. Wahrscheinlich war sie den Männern ohnehin nur knapp entkommen, die ja noch in der Nacht die Geiseln auf die Reise schicken wollten. Wenn sie daran dachte, mit welcher Abgebrühtheit selbst ihr Vater bereit gewesen war, seine eigenen Töchter diesem Römer zu opfern, nur um ihren Plan nicht

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