Signum - Die verratenen Adler
bliesen Hornsignale zum Aufbruch.
Am Abend des fünften Tages sprengten einige germanische Reiter zum groÃen, hausähnlichen Zelt des Statthalters und verschwanden darin. Caius war gerade dabei, ein Feuer anzufachen, als die Besucher zusammen mit Varus wieder ins Freie traten.
Aus der Entfernung erkannte er Arminius, der beruhigend auf den Statthalter einsprach. Dann saÃen die Reiter auf und galoppierten, halb aufgebauten Zelten und vorwurfsvoll dreinblickenden Trossknechten ausweichend, davon.
Später, als Caius mit Lucius an der Feuerstelle saà und schweigend einen aufgespieÃten Hahn über der Glut drehte, schnappte er einige Gesprächsfetzen von vorübergehenden Stabsoffizieren auf: Arminius hatte mit seinen Leuten den Heerzug verlassen, um weitere Hilfstruppen zusammenzutrommeln, die in den nächsten Tagen dazustoÃen sollten. Sie näherten sich dem Gebiet der aufständischen Amsivarier.
Lucius nahm seinem Freund den Spieà aus der Hand. »Gib mir mal dein Messer«, sagte er. Gedankenverloren reichte Caius seinem Freund den Dolch, den er in Oppidum Ubiorum gekauft hatte. Mit abwesendem Gesicht begann Lucius das Fleisch von den Knochen zu schneiden und die Stücke in eine Holzschale zu schichten. Er dachte nach. »Ist das nicht merkwürdig?«, fragte er schlieÃlich. »Wir sind hier mit fünfzehntausend Soldaten unterwegs, und dieser Arminius meint, dass es immer noch nicht genug sind. Wie viel Verstärkung will er denn holen? Diese Amselvariersind doch bloà ein paar halb nackte Bauernkrieger, die ein bisschen Wind machen. Wahrscheinlich haben sie sich längst in den Wald verdrückt.«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Caius.
»Na, nehmen wir mal an, die Geschichte von diesem Segestes ist wahr. Wäre das für Arminius nicht der richtige Zeitpunkt, um sich abzusetzen?«
»Das würde er sich nicht trauen!«
»Das denken alle. Der Plan ist so ungeheuerlich, dass niemand ihn für möglich hält.«
»Wir sind viel zu viele.«
»Und viel zu leichtgläubig. Hast du nicht gehört, was der Wachposten auf dem Turm gesagt hat? Ãberall ziehen germanische Krieger auf. Möglicherweise sitzen die schon in ihrem Hinterhalt und wetzen die Speerklingen.«
»Du willst unbedingt, dass es diese Verschwörung gibt, oder? Damit endlich was passiert!«
Lucius grinste schief und griff sich einen Hähnchenschenkel. »Klar«, sagte er kauend. Seine Augen leuchteten. »Die Germanen greifen an. Und im Getümmel schnappen wir uns die Kiste von Varus und bringen sein vergiftetes Geschenk in Sicherheit. Wir könnten ihm nebenbei noch ein bisschen das Leben retten, und als Dankeschön überträgt er mir die Nutzungsrechte an allen bereits entdeckten und noch zu entdeckenden Erzlagerstätten in der Provinz.«
»Du denkst auch an nichts anderes«, sagte Caius, nahm sich ebenfalls einen Schenkel und riss mit den Zähnendas Fleisch vom Knochen. Warmer, würziger Saft lief ihm übers Kinn.
»Was bleibt mir auch anderes übrig? Das einzige passable Cherumplerpüppchen hast du dir ja an Land gezogen. Du die Braut, ich das Blei. Hatte ich mir auch anders vorgestellt.« Er lächelte versöhnlich, als Caius niedergeschlagen seufzte. »Vielleicht hat sie ja von dem Plan ihrer Verwandten Wind bekommen und ist schon unterwegs, um dich zu retten?«
Caius versuchte sich vorzustellen, dass Fastrada tatsächlich gerade irgendwo durch die Landschaft ritt und ihn suchte. Es war völlig abwegig. Genau wie die Sache mit dem Hinterhalt.
Lucius schaute ihn plötzlich ernst an. »Ich bin mir sicher, dass du sie wiedersiehst«, sagte er. »Wir sind hier schlieÃlich nicht am Ende der Welt, auch wenn es den Anschein hat. Möglicherweise kommt im nächsten Jahr dein Vater und tritt seinen Posten an. Der kann sofort rausfinden lassen, wo sie ist.«
Die Bemerkung genügte, um die trüben Gedanken etwas aufzuhellen. Eigentlich hatte Lucius recht. Das Abenteuer war noch lange nicht vorbei. Es hatte gerade erst angefangen. Sie würden mit dem Heer zum Rhein reiten, und die Soldaten würden ihre Winterquartiere beziehen, aber eventuell ergab sich noch vor dem Ende des Herbstes eine Gelegenheit, ins Land zurückzukehren. SchlieÃlich wurden dort Städte gebaut. Germanien blieb eine römische Provinz, mit oder ohne Legionen.
Caius war überrascht, wie schnell
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