Silber
würden, weil sie gewisse grundlegende Dinge gemein haben. Beide stützen sich auf historische Tatsachen, Religion, Jahrtausende alte Geheimnisse und so weiter. Ich hatte also die Wahl: die Gemeinsamkeiten verbergen, oder sie einfach akzeptieren und das Buch für sich selbst sprechen lassen. Brown wirft einen höllisch großen Schatten – doch er bietet genügend Platz für eine Menge erstklassiger Autoren, die sich darin aufhalten können.
Wegen dem Cover … einer meiner Freunde sah es und sagte: »Jetzt hast du endlich ein Bestseller-Cover!« Das sagt vermutlich mehr als alles andere, dass die Marketingleute hinter dem Buch genau wissen, was sie machen, und was man tun muss, damit sich ein Buch mit einem bestimmten Titelbild verkauft. Du möchtest, dass Leser, denen »Sakrileg« gefiel, »Silber« als verwandten Geist sehen, sobald sie einen Blick auf das Cover erhaschen. Aber du möchtest zugleich auch, dass die Leser, die »Sakrileg« nicht so gut fanden, »Silber« sehen und denken, dass es jetzt vielleicht das richtige Buch ist. Die Sache ist die, wenn du das Buch erst einmal geschrieben hast, liegt es nicht mehr großartig in deiner Hand. Leser werden darauf anspringen, oder eben nicht. Du kannst nur hoffen, dass das Cover funktioniert und die Aufmerksamkeit der richtigen Leute erhascht, und dass die Zitate und die Inhaltszusammenfassung auf der Klappe den Leser überzeugen, das Buch mit nach Hause zu nehmen.
Wie würde »Silber« in einer Welt ohne 9/11 aussehen?
Das ist eines der Themen, die ich versucht habe, im Buch zur Sprache zu bringen – die Art, wie sich die Natur des Terrors entwickelt hat. Was uns früher bis ins Mark erschüttert hat, ist alltäglich geworden. Der 11. September 2001 hat die Dinge verändert. Terrorismus instrumentalisiert Furcht, hat er immer und wird er immer. Aber entführte Flugzeuge sind für uns etwas so Alltägliches geworden, dass sie nur noch die dritte oder vierte Meldung in den Nachrichten sind, und nicht die erste. Was uns zeigt, dass sich die Welt zum Schlechteren verändert hat …
Die Dinge steigern sich ins Uferlose. Aus Bildern des Schreckens werden Schauwerte, Angst wird zu einem absurden Theater. Ein Bombenanschlag in einem Urlaubsressort reicht nicht mehr aus, um alleine eine Schlagzeile zu tragen. Eskalation. Das ist die Essenz dessen, worum es in »Silber« geht. Vierzig Tage und vierzig Nächte Angst und Terror … jeder Akt des Terrors, jeder Akt dieses makabren Theaterstücks, muss stärker paralysieren, oder die Leute werden keine Furcht mehr ver spüren.
Schau dir die Bombenanschläge auf die Londoner U-Bahn vom 7. Juli 2005 an. Innerhalb von 24 Stunden war der »Spirit von London« wieder zurück. Die Leute sind in ihren Arbeitsalltag zurückgekehrt und beschwerten sich einzig und allein darüber, dass die U-Bahnen Verspätung hatten! Sie weigerten sich, zu zeigen, was für eine Angst auch immer sie empfanden. Es hat die Leute auf eine Weise zusammengebracht, wie es der Lockerbie-Anschlag niemals gekonnt hätte.
Wie ich schon sagte, die Welt hat sich verändert.
Die Jünger Judas’ mögen ein Produkt meines wirren Geistes sein – aber ihr modus operanti ist erschreckend nah an unserem Zeitgeist dran.
Ich würde wetten, dass es dir am meisten Spaß gemacht hat, Ronan zu schreiben …
Das ist ein wenig so, als würdest du einen Vater fragen, welches seiner Kinder er am liebsten hat! Um ehrlich zu sein, war jedes Team-Mitglied interessant zu schreiben. Es hat immer Spaß gemacht. Orla war die größte Herausforderung. Jude am witzigsten. Konstantin hat auch Spaß gemacht, weil seine Gedankenwelt meiner eigenen so fern liegt. Ronan war mehr der archetypische Held, und Noah vermutlich der, mit dem ich mich am meisten identifiziert habe. Angeknackste Charaktere sind immer am interessantesten zu schreiben – interessanter als Helden ohne Ecken und Kanten. Ihre Angeschlagenheit macht sie unberechenbar. Und diese Unberechenbarkeit kann man wiederum ganz wunderbar erzählerisch nutzen, um unvorhergesehene Ereignisse in Gang treten zu lassen.
»Silber« ist der erste Roman einer Serie. Kannst du uns ein paar Hinweise geben, wie es mit dem Team weiter gehen wird und was wir von der Fortsetzung »Gold« erwarten können?
Nö. Ich sag kein Wort.
Heh. Tatsächlich hat mich mein amerikanischer Verleger gerade erst gefragt, ob ich einen Teaser für die Rückseite des Hardcovers schreiben könnte, und ich hab Nein gesagt, also nimm es nicht persönlich.
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