Silberband 001 - Die Dritte Macht
Ablieferung.«
Er händigte Laffitte einen Stapel Blätter aus, die er selbst am vorherigen Tag mit einer vom
Hotel geliehenen Schreibmaschine beschrieben hatte.
Er sah, wie Laffitte seinen normalen Gesichtsausdruck zurückgewann. Laffitte stand auf und
reichte Tako die Hand.
»Ich freue mich, daß wir so schnell zu einem Einverständnis gekommen sind«, sagte er. »Ich
werde die Angelegenheit noch heute dem Aufsichtsrat vortragen, aber ich denke, er wird keine
Schwierigkeiten machen. Immerhin werden wir einen fürstlichen Gegenwert erhalten.«
Tako öffnete die Tür des Konferenzraums. Der Gang draußen war leer. Durch ein breites Fenster
an der Frontseite fiel Sonnenlicht herein und spiegelte sich im blanken Bodenbelag.
»Vergessen Sie nicht«, bat Tako, »mich vom Beschluß Ihres Aufsichtsrats in Kenntnis zu setzen!
Mein Auftraggeber ist an einer schnellen Lieferung sehr interessiert. Ich müßte mich an eine
andere Stelle wenden, wenn Ihre Firma nicht interessiert ist.«
Laffitte winkte lachend ab.
»Haben Sie keine Sorge! Es geht alles in Ordnung. Ich gebe Ihnen heute abend noch
Bescheid.«
Tako brachte Mr. Laffitte bis zum Lift. Als die Kabine abgefahren war, eilte er zum
Frontfenster und sah hinaus. Laffitte trat unten aus der Halle und winkte einem Taxi. Er sah sich
kein einziges Mal um, sondern stieg ein und fuhr davon.
Tako wartete. Zwei Minuten später löste sich vom gegenüberliegenden Straßenrand ein Wagen,
gewann die Straßenmitte und schoß in derselben Richtung davon wie Laffittes Taxi.
Nachdenklich kehrte Tako in sein Zimmer zurück. Der graue Wagen, den er gesehen hatte, war
kein Beweis dafür, daß hinter Laffitte jemand hergekommen war, der auf ihn aufpaßte – aber
man konnte nie wissen …
Tako ließ sich von seinem Zimmer aus mit der Ferroplastics Ltd. verbinden. Die Stimme einer
freundlichen Frau meldete sich.
»Mein Name ist Yamakura«, sagte Tako. »Ich hatte bis vor wenigen Minuten die Ehre, mit Ihrem
Herrn Laffitte über einen größeren Auftrag zu verhandeln. Mr. Laffitte gab mir zu verstehen, daß
er sofort eine Aufsichtsratssitzung einberufen muß, um Ihren Herren weitere Informationen zu
geben. Kann ich das über Ihre Stelle tun – ich meine: tagt der Aufsichtsrat in Ihrem
Hause?«
»Sie können ihn über mich jederzeit erreichen, Mr. Yamakura«, antwortete die Stimme. »Der
Sitzungssaal liegt hier im Haus, nicht weit von mir.«
»Ich danke Ihnen«, sagte Tako. »Sie waren mir eine große Hilfe.«
Als nächstes legte Tako seinen neuerworbenen Anzug ab und zog statt dessen den Transportanzug
an, den Crest ihm mitgegeben hatte.
Der Portier machte ein überaus einfältiges Gesicht, als er ihn in dieser Aufmachung an sich
vorbeischreiten sah, aber Tako baute darauf, daß man exotischen Gästen einiges an Exzentrizität
zubilligte.
Tako nahm abermals ein Taxi und ließ sich zur Ferroplastics Ltd. hinausfahren. Unterwegs
dachte er von neuem darüber nach, ob es in seinem Plan eine unsichere Stelle gab. Es hörte sich
alles so ungeheuer einfach an, daß Tako seinen eigenen Ideen zu mißtrauen begann. Er gestand sich
jedoch ein, daß die ungewöhnlichen Mittel, die ihm zur Verfügung standen, die Einfachheit des
Planes bis zu einem gewissen Maße rechtfertigten.
Etwa um diese Zeit stürmte Laffitte durch die Empfangshalle der Ferroplastics Ltd.
Er hatte die Mitglieder des Aufsichtsrats benachrichtigt und war sicher, daß binnen einer Stunde
ein Entschluß in seinem Sinn vorliegen würde.
Als er am Telefonraum vorbeikam, rief ihm die Telefonistin etwas zu.
»Ja, was ist?« fragte er ungeduldig. »Ich habe keine Zeit.«
Miß Defoe lächelte sanft.
»Mr. Yamakura hat in der Zwischenzeit angerufen. Er fragte, ob er den Aufsichtsrat über
Verbindung erreichen könne.«
»Mr. Yamakura?« Laffitte runzelte die Stirn. »Was wollte er?«
»Vorerst noch nichts. Er sagte, es könne möglich sein, daß er einen der Herren während der
Sitzung sprechen möchte.«
Laffitte nickte hastig.
»Gut! Geben Sie ihn sofort durch, wenn er … Was gibt's denn jetzt schon wieder?«
Ein junger hochgewachsener Mann kam durch die Halle und blieb neben Laffitte stehen. Es war
ihm anzusehen, daß er etwas auf dem Herzen hatte.
»Ich bin Ihnen nachgefahren, Sir, wie ausgemacht. Ist alles in Ordnung?«
»Ja, Morgan, es ist alles in Ordnung!«
Morgan zögerte. Er wollte sich abwenden, blieb dann aber doch stehen.
»Sind Sie sicher, Sir, daß alles in Ordnung
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