Silberband 002 - Das Mutantenkorps
helfen können.«
Crest runzelte die Stirn.
»Natürlich helfen wir. Es ist nur schade, daß Perry noch nicht zurück ist. Haben Sie Verbindung mit ihm?«
»Seit dem letzten Funkspruch nicht mehr. Sie müssen sich bereits auf dem Rückflug befinden.«
»Versuchen Sie, Kontakt mit der GOOD HOPE zu bekommen und benachrichtigen Sie Rhodan. Vielleicht entdeckt er das Ovalschiff der IVs und kann es vernichten. Tako Kakuta ist bei ihm.«
»Ich bleibe ständig auf Empfang«, antwortete Haggard. »Mit dem Sender strahle ich das Rufzeichen aus. Aber wir müssen in der Zwischenzeit etwas unternehmen.«
Crest warf Anne Sloane einen Blick zu.
»Ja, das müssen wir. Wozu haben wir das Mutantenkorps? Ich fürchte, es steht vor der ersten großen Bewährungsprobe.«
Die dampfenden Dschungel der Venus versanken, und der Planet wurde zu einer silbernen Riesensichel, die an Glanz die Sonne übertraf. Das war selbstverständlich eine Täuschung, denn in Wirklichkeit war die Sonne heller. Doch die dichte Wolkendecke reflektierte ihr Licht mit solcher Intensität, daß es fast unmöglich wurde, mit bloßem Auge auf die zweite Welt des Sonnensystems hinabzuschauen.
Die hagere Gestalt des Mannes vor den Bildschirmen bewegte sich nicht. Mit einem träumerischen Ausdruck in den grauen Augen beobachtete er den zurückfallenden Planeten, den er nun in seine weitreichenden Pläne miteinbezogen hatte. Perry Rhodan wußte, daß die Erde zu klein für die Menschheit geworden war.
Der stets schweigsame Dr. Eric Manoli saß dicht neben Perry in seinem Sessel. Seine kleine Gestalt verschwand fast hinter der mächtigen Rückenlehne. Auch Manoli widmete seine Aufmerksamkeit dem in der Unendlichkeit versinkenden Planeten, der so sehr einer Erde glich, wie sie vor einhundert Millionen Jahren ausgesehen haben mochte.
Weniger beeindruckt hingegen schien der dritte Mann in der Zentrale der GOOD HOPE zu sein. Klein und gedrungen lag Reginald Bull, der Ingenieur der ausrangierten STARDUST, auf einem Liegebett. Seine Blicke glitten über die Zeilen eines Buches. Manchmal glitt ein Schmunzeln über seine breiten Züge. Die Venus auf den Bildschirmen schien ihn absolut nicht zu interessieren.
Er war es dann auch, der das ehrfurchtsvolle Schweigen brach. Mit einem Kopfschütteln klappte er das Buch zu und legte es sich auf den Bauch. Nun konnte man das Titelbild sehen. Es zeigte eine Dschungellandschaft. Mitten in einem Sumpf steckte ein schlankes Raumschiff, bis zur Hälfte eingesunken. Ein Mann stand in der geöffneten Luftschleuse und verteidigte mit einem Strahlengewehr sein Leben gegen Ungetüme, die wie Saurier aussahen.
»Den Kerl sollte man einsperren«, stellte er fest. »Eine solche Phantasie ist ungesund, behaupte ich.«
Perry Rhodan nahm die Blicke nicht vom Bildschirm. Ohne den Kopf zu wenden, fragte er:
»Wen sollte man einsperren?«
»Den Kerl, der diesen Roman verbrochen hat.«
»Welchen Roman?«
Bully seufzte.
»Na hier – Stützpunkt Venus – ein utopischer Roman. Stell dir vor, ist schon zehn Jahre alt. Kein Mensch hat damals daran gedacht, zur Venus zu fliegen. Der Bursche schreibt munter drauflos, läßt jemand ein Schiff bauen und richtet sich auf der Venus häuslich ein, nachdem er im Sumpf steckenblieb. Heroische Kämpfe gegen Saurier und Hitze, bis endlich sein Freund mit einem zweiten Raumschiff nachkommt und ihn befreit. Es ist unglaublich, wahrhaftig.«
Perry Rhodan ließ den Sessel schwenken und starrte Bully in die Augen. Immer wieder mußte er sich darüber wundern, wie harmlos dieser Bully aussah. Dabei gab es außer Bully und ihm keinen Menschen, der einen so hohen Intelligenzquotienten besessen hätte. Das hatten sie der Hypnoschulung der Arkoniden zu verdanken, die ihnen außerdem im Verlauf weniger Tage ein Wissen vermittelt hatte, wie es die gesamte Menschheit nicht besaß. Die Erkenntnisse einer jahrtausendealten Kultur und Zivilisation waren gespeichert in den Gehirnen der beiden Männer. Nun, Bully sah man das nicht an, im Gegenteil, selbst Perry geriet oft genug in Versuchung, seinen Freund zu unterschätzen, wenn er in das harmlose Gesicht blickte. Aber er wußte nur zu gut, was hinter den blauen Augen verborgen lag.
»Was ist daran so unglaublich? Hat der Schreiber nicht recht behalten? Gibt es auf der Venus keine Sümpfe und Saurier? Ist es nicht heiß?«
Bully seufzte abermals.
»Das ist es ja gerade! Es stimmt, was der Kerl schreibt. Die Venus ist genauso, wie er sie schilderte. Man könnte
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