Silberband 002 - Das Mutantenkorps
er Ihnen als Verstärkung zugeteilt. Ich glaube, Nevada-Space-Port wird bald zum Wendepunkt der Invasion.«
Er ahnte noch nicht, wie recht er mit seiner Vermutung haben sollte.
Es fiel Ellert nicht schwer, den Weg der kleinen Betty durch den Zeitstrom zu verfolgen. Fünf Jahre in der Zukunft fand er die beste Möglichkeit, ihr Wesen zu erforschen. Die Parallelwelten stimmten merkwürdigerweise überein.
Als er unsichtbar über dem Mädchen schwebte und begann, in ihre Gedankenwelt einzudringen, erlebte er eine Überraschung.
Betty Toufry war Telepathin!
Sie wandte den Kopf, als lausche sie, dann glitt ein Lächeln über ihre Züge. Sie saß auf der Veranda des gleichen Hauses, in dem sie mit ihrem Vater gelebt hatte, als vor fünf Jahren das Unglaubliche geschah.
»Wer sind Sie?« fragte sie lautlos – und Ellert konnte sie deutlich verstehen. Er beschloß, jegliche Verstellung fallenzulassen. Es hatte keinen Sinn, ihr etwas vorzumachen, denn er spürte, daß ihre telepathischen Fähigkeiten stärker waren als die seinen.
»Ich bin Ernst Ellert, einer der Mitarbeiter Perry Rhodans.«
»Kommen Sie in seinem Auftrag?«
Diese Reaktion verblüffte Ellert.
»Wie meinen Sie das?«
Sie lächelte stärker.
»Man hat mir vor fünf Jahren von Ihrem Besuch in meiner Zukunft erzählt. Unserem jetzigen Zusammentreffen ist es zu verdanken, daß Perry Rhodan mich vor fünf Jahren zu sich nahm. Seitdem arbeite ich im Mutantenkorps. Wenn Sie mich heute hier vorfinden, so nur deshalb, damit unsere Zusammenkunft stattfinden kann. Begreifen Sie das?«
»Nur teilweise«, gab Ellert verwirrt zu. »Sie arbeiten also für Rhodan?«
»Eigentlich könnten Sie mich duzen, ich bin erst elf Jahre alt«, meinte sie nachsichtig. »Doch hören Sie gut zu, Ernst: Ich bin eine geborene Mutantin. Telekinese und Telepathie sind meine Hauptgebiete. In allen Teilen der Welt werden Mutanten geboren. Vielleicht sind wir die Nachfolger des Homo sapiens.«
»Eine schreckliche Vision.«
»Warum? Weil eine alte Epoche ihrem Ende entgegengeht? Nicht der Homo sapiens, sondern der Homo superior wird Erbe des galaktischen Imperiums werden.«
Ellert wurde immer verwirrter. Dieses junge Mädchen, dessen Intellekt den seinen übertraf, sprach von Dingen, die im Lager Rhodans nur flüsternd erwähnt wurden. Immerhin, er hätte fast vergessen, daß er sich fünf Jahre in der Zukunft befand, aller Wahrscheinlichkeit nach in der Realitätsdimension.
»Würden Sie mir eine Frage beantworten, Miß Toufry?«
»Gern, welche?«
»Warum erschossen Sie damals Ihren Vater?«
Sie zögerte, aber dann kamen ihre Gedanken klar und deutlich:
»Es war, im Grunde genommen, eine Kurzschlußhandlung. Solange ich denken kann, las ich seine Gedanken. Meine Mutter starb bei der Geburt, so galt ihm meine ganze Liebe. An jenem Tag kam er nach Hause, ich eilte ihm gedanklich entgegen – und prallte gegen einen Schirm, den ich nur mühsam zu durchdringen vermochte. Und dann begegnete ich dem Invasor. Es war so furchtbar und gräßlich, daß ich mich nicht rühren konnte. Mein Vater – es war nicht mehr mein Vater, der ins Haus kam – nahm mich auf den Arm und begrüßte mich. Dann setzte er sich. Ich erkannte seine Gedanken, sie beschäftigten sich mit der Vernichtung der Welt. Er wollte schon am nächsten Tag die unterirdisch gelagerten Atombombenvorräte zünden und unseren Kontinent in die Luft jagen. Wer hätte mir jemals geglaubt, mir, einem unmündigen Kind? Fast automatisch handelte ich. Die Waffe, die er immer bei sich trug, flog mir in die Hand, getragen durch meine telekinetische Kraft. Und dann geschah es.«
Die Erinnerung überwältigte sie, und sie krümmte sich schluchzend zusammen.
Ellert gab nicht sofort Antwort. Sein Bedauern drückte sich in mitleidigen Gedanken aus, die das Mädchen sanft umflossen. Sie hob den Kopf und sah hinauf in den blauen Himmel, als vermute sie dort den unsichtbaren Geist Ellerts.
»Ernst, kehren Sie zurück und berichten Sie Rhodan von dem, was Sie erfuhren. Eines darf ich Ihnen verraten: Die Invasion der Individual-Verformer mißlingt. Die Erde wird siegen. Sie aber, Ernst …«
Ihre Gedanken erloschen.
»Was ist mit mir, Miß Toufry?«
»Ich darf es Ihnen nicht sagen, Vergessen Sie es, bitte!«
»Warum dürfen Sie es mir nicht sagen?«
»Ich darf nicht, Ernst. Quälen Sie mich nicht. Wenn Sie ahnten, was geschehen würde, könnten Sie versuchen, dem auszuweichen. Das darf nicht geschehen. Gehen Sie Ihren
Weitere Kostenlose Bücher