Silberband 003 - Der Unsterbliche
Fertigstellung
der Karte des Systems. »Soweit wir bisher feststellen konnten, gibt es auf dem 10. Planeten kein
Leben. Ich gehe noch weiter: Es hat auf dem 10. Planeten dieses Systems noch niemals Leben in
irgendeiner Form gegeben. Wir wollen lediglich versuchen, diesen Widerspruch zu klären.«
Aus dem Hintergrund schob sich Bully vor und stieß mit sanfter Gewalt die beiden Mediziner Dr.
Frank Haggard und Dr. Eric Manoli beiseite. Er ignorierte die Proteste der beiden Mediziner und
baute sich vor Rhodan auf.
»Lieber Kommandant! Ist es einem kleinen und unbedeutenden Mitarbeiter gestattet, seine
Meinung zu äußern? Wenn ja, dann möchte ich bemerken, daß absolut kein Widerspruch vorliegt. Die
Zentralkartei der Arkoniden spricht vom zehnten Planeten eines Systems, das einwandfrei mit dem
der Wega identisch ist. Weiter sagt die Kartei aus, daß auf diesem Planeten Wesen existieren, die
das Geheimnis der Zellerhaltung und damit des ewigen Lebens enträtselt haben. Wenn wir nun den
Planeten gefunden haben und feststellen müssen, daß er unbewohnt ist, so kann es sich doch nicht
um einen Widerspruch handeln, sondern einfach darum, daß die Kartei sich irrte. Wir sind eben im
falschen System. Es muß irgendwo zwischen hier und Arkon noch ein System geben, das mit dem der
Wega rein äußerlich identisch ist, das ist meine Überzeugung.«
Rhodan lächelte geheimnisvoll. Er tauschte einen schnellen Blick mit Crest und nickte dann
Lossoser zu. Danach betrachtete er die Karte unter dem Zeichenautomaten. Die Bahn des 42.
Planeten wurde gerade beendet.
»Ich würde dir zustimmen, mein lieber Bully. Aber da sind einige Kleinigkeiten, die wir
berücksichtigen müssen. Die Arkoniden haben sich vor zehntausend Jahren nicht geirrt. Die Kartei
stimmt. Der Planet des ewigen Lebens befand sich tatsächlich im Wegasystem. Und zwar kreiste er
zwischen dem neunten und elften Planeten um seine Sonne.«
»Dann also …«
»Abwarten, Bully«, ermahnte Rhodan seinen übereifrigen Freund. »Wir sind gleich soweit. Da wir
es uns in den Kopf gesetzt haben, diese Welt zu finden, kamen wir in das System der Wega. Die
Ferronen auf dem achten Planeten konnten uns keine Hinweise geben – oder sie wollten es
nicht. Gut, sie gaben zu, daß sie vor zehntausend Jahren Besuch von Raumfahrern erhielten, die
ihnen Materietransmitter schenkten. Weiter sagten sie aus, daß diese Fremden ›länger als die
Sonne leben‹. Das ist alles. Und alle unsere Vermutungen stützten sich darauf. Gemeinsam mit der
Zentralkartei der Arkoniden ergibt sich jedoch ein fest umrissenes Bild. Die Unsterblichen sind
im Wegasystem beheimatet. Und jetzt, da ich zwei weitere Tatsachen bedenke, möchte ich den Satz
so formulieren: Sie waren hier beheimatet.«
»Wie meinst du das?« knurrte Bully.
»Die Kartei spricht nach neuer Überprüfung von einem System mit dreiundvierzig Planeten, mein
Freund. Es dürfte auch dir inzwischen aufgefallen sein, daß nur zweiundvierzig Planten die Wega
umkreisen. Wir müßten uns demnach im falschen Sonnensystem befinden. Weiter soll es der zehnte
Planet sein. Wir wissen, daß es auf dieser Welt noch niemals die geringste Spur von Leben gegeben
hat. Also stimmt da etwas nicht. Wir haben einen Widerspruch. Aber da kam Lossoser und brachte
mich der Lösung näher. Er sprach von einer Lücke zwischen dem neunten und zehnten Planeten. Seine
Angaben decken sich mit dem Bild, das uns von dem Roboter gezeichnet wurde.«
Er nahm das Blatt aus der Zeichenmaschine. Das Summen des elektronischen Robotmechanismus
verstummte. Die Radarteleskope zogen sich in ihre Gehäuse zurück. Sie hatten alle in diesem
System befindlichen Körper abgetastet, ihre Umlaufgeschwindigkeit berechnet, den Abstand von der
Sonne festgestellt und die Ergebnisse graphisch aufgezeichnet. Das Resultat war eine genaue Karte
des Wegasystems.
»Seht euch diese Karte an, Freunde. Sie beantwortet uns zumindest die Frage, warum auch die
richtigen Angaben falsch sein können.«
Bully ersparte sich den Blick auf die Karte. »Du meinst doch nicht etwa …«
»Doch! Genau das meine ich! In dem System der Wega fehlt ein Planet!«
Der Abstand zwischen dem 9. und 10. Planeten war groß genug, um sich dazwischen noch einen
weiteren Planeten vorstellen zu können.
»Wie ist das zu erklären?« fragte Crest. In seinen rötlichen Albinoaugen war ein Funkeln. Er
hatte seine ganzen Hoffnungen auf die Entdeckung jener Zivilisation gesetzt, die
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