Silberband 003 - Der Unsterbliche
Transmitter!« rief er und schenkte dem ersten Roboter, der stetig weiterrollte,
keine Beachtung mehr. »Wir müssen weg, ehe er uns erreicht.«
Marshall zog den Strahler aus der Tasche. Niemand wußte, daß er eine solche Waffe mitgenommen
hatte.
»Soll ich ihn vernichten?«
»Nein!« rief Rhodan. »Unsere Aufgaben können niemals mit Gewalt allein gelöst werden. Helfen
Sie mir, Anne zu tragen. Los, Bully! Pack mit an!«
Es war ein schneller und doch geordneter Rückzug. Er ließ Rhodan genügend Zeit, über die
mißglückte Mission nachzudenken. Sie waren gescheitert, das wußte er. Dabei wäre es so leicht
gewesen, wenn man es richtig betrachtete. Anne Sloane besaß als Telekinetin nicht genügend Kraft,
zwei Gegner zur gleichen Zeit außer Gefecht zu setzen. Aber sie hatten ja schließlich noch eine
zweite Telekinetin.
Der Gedanke an Betty Toufry ließ Rhodans Herz schneller schlagen. Das kleine Mädchen war ein
parapsychologisches Wunder.
Sie beherrschte die Telepathie besser als jeder andere, der sich im Mutantenkorps dieser
Fähigkeit rühmte. Trotz ihrer Jugend hatte sie bereits auch Anne Sloane überflügelt.
»Wenn es uns gelingt, Betty rechtzeitig zu holen«, keuchte Rhodan und nahm die letzte Biegung,
»wäre es vielleicht noch nicht zu spät. Jedenfalls muß der Roboter angehalten werden, bevor er
den Transmitter erreicht. Ich nehme an, daß er die Aufgabe hat, den Transmitter zu zerstören.
Unsere Rückkehr soll abgeschnitten werden. Das ist aber nur teilweise gelungen.«
Sie erreichten den Käfig. Aber noch ehe Rhodan seine Anweisungen geben konnte, materialisierte
in dem Transmitter die Gestalt des arkonidischen Roboters – und dann noch eine zweite,
kleinere.
Niemand sprach ein Wort, als Betty Toufry aus dem Transmitter trat. Sie schien ein wenig
verlegen. Entsetzen huschte über ihr Gesicht, als sie die ohnmächtige Anne Sloane bemerkte, die
Bully in den Armen hielt. Marshall stand ein wenig abseits und schien nicht zu wissen, ob er
seine Aufmerksamkeit dem bewußtlosen Mädchen oder dem nachrollenden Roboter zuwenden sollte.
Er entschied sich für den Kompromiß.
»Betty?« fragte er. »Wo kommst du denn her?«
Rhodan hatte seine Überraschung überwunden.
»Du kommst, als hättest du meinen Ruf vernommen«, stellte er fest und warf Crest einen
fragenden Blick zu. Aber der Arkonide wußte allem Anschein nach auch keine Antwort. »Anne allein
schafft es nicht. Wir werden von einem Robot angegriffen. Du mußt ihn ausschalten.«
»Das Positronengehirn gab mir den Rat«, sagte der Arkonidenroboter mit seiner gefühllosen und
metallischen Stimme, »die Mutantin Betty Toufry mitzunehmen. Vielleicht entnahm er dieser
Botschaft die Notwendigkeit.«
Er reichte Rhodan einen Zettel.
Erst jetzt entsann sich Rhodan der Tatsache, daß er den Roboter losgeschickt hatte, um die
Schriftzeichen der Leuchtschrift entschlüsseln zu lassen.
Auf dem Zettel stand klar und deutlich der Text: Willkommen in der Zentrale der tausend
Aufgaben – doch nur eine von ihnen bringt Euch dem Ziel näher.
Das war alles. Doch der Sinn war klar. Rhodan sprach es aus.
»Tausend Aufgaben harren unser, aber wir wären fast bei der zweiten oder dritten schon
gescheitert, das heißt, wir scheitern bereits, falls Betty nicht helfen kann. Das Gehirn muß
gewußt haben, daß telekinetische Probleme auftreten und Anne allein nicht genügt, sie zu
bewältigen. Ehe wir endgültig aufgeben, muß Betty es versuchen. Komm, Betty, ich gehe mit dir.
Ihr anderen bleibt beim Transmitter. Wenn ich es anordne, flieht sofort.«
Sein Tonfall war ungewöhnlich scharf. Bully verzichtete auf eine Erwiderung und widmete sich
der Pflege seiner Patientin, die nun die Augen aufschlug und sich verwirrt seinen Armen zu
entwinden suchte.
Rhodan ergriff Betty bei der Hand und ging mit ihr in die riesige Maschinenhalle zurück, dem
Roboter entgegen, dessen rhythmisches Stampfen inzwischen lauter geworden war. Das Ungetüm
näherte sich ihnen weiterhin.
»Du mußt dich konzentrieren«, flüsterte Rhodan dem Mädchen zu. »Aufhalten allein genügt nicht.
Versuche den Robot aufzuheben und wegzutragen. Ein Fall aus wenigen Metern Höhe genügt, um ihn zu
zerstören. Das wird es wohl sein, was von uns verlangt wird. Unter anderem«, fügte er etwas
leiser hinzu, als könne ihn jemand hören, den es nichts anging. »Wirst du das können?«
Das Mädchen nickte wortlos. Ihre Augen waren weit aufgerissen, denn nun
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