Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
paar Minuten lang hatte der Boden des Raumes von dem Getrappel der vielen Füße
gedröhnt, die draußen auf den Gängen vorbeiliefen, dann war es ruhig geworden.
Danach kam Guckys kurzer Anruf: »Alles frei!«
Tiff ließ das Schott zur Seite fahren. Hump wankte durch die Öffnung. Tiff schloß das Schott
sorgfältig, dann eilte er Hump hinterher, um ihm beim Tragen der Bombe zu helfen.
Die HORL stand in voller Gefechtsposition. Das bedeutete, daß zumindest in der Gegend der
Lagerräume sich niemand aufhielt.
Ungehindert erreichten sie den Schacht des Lastenaufzugs, durch den sie eine halbe Stunde
zuvor heraufgekommen waren.
Seufzend ließ sich Hump mitsamt der Bombe in das tragende Antigravfeld des Liftes
vornübersinken und schwebte langsam den Schacht hinunter. Tiff folgte ihm.
»Halt auf der zweiten Etage!« befahl er.
Auf der Höhe des zweiten Decks stieß Hump sich von der Wand ab, um den Ausstieg noch
rechtzeitig zu erreichen.
»Mindestens fünfzig Meter von hier!« befahl Tiff.
Der Gang war leer. Tiff entzifferte die Aufschrift eines Schottes und stellte fest, daß sich
in dieser Gegend des Schiffes eine Art Hospital befand.
Wenn Guckys Plan geglückt war, dann sollten sich überall hinter diesen Schotten Springer
aufhalten, aber während des Alarms würde keiner, ohne gerufen zu sein, auf den Gang
herauskommen.
Hump torkelte den Gang entlang.
Die Aufschriften auf den Schotten wechselten.
»Analysenlabor fremder Genußmittel«, las Tiff. »Hier hinein!«
Das Schiff war ein Handelsschiff. Aber selbst die Handelsschiffe der Springer waren bis zu
einem gewissen Grad bewaffnet, und Tiff wußte, daß im Fall des Alarms jedermann seinen
angemessenen Posten hatte. In dem Labor, in dem man fremde Genußmittel analysierte, würde um
diese Zeit kein einziger Springer zu finden sein. So war es auch. Das Labor war groß und mit
Geräten aller Art ausgestattet. Hump plazierte auf Tiffs Anweisung die Bombe hochkant in die Nähe
des kleinen Hydrieraggregats, das aus vier zylindrischen Behältern bestand. Die Bombe fiel
daneben nicht ins Auge.
»Zünder auf zwanzig Minuten!« befahl Tiff.
Er half Hump dabei. Der Zünder der Bombe war ein verhältnismäßig einfacher Mechanismus.
»Fertig!« Hump schnaufte. »Nichts wie weg!«
Sie kehrten zum Liftschacht zurück und fuhren hinunter zum Hangardeck. Hastig, aber fast
geräuschlos stürmten sie durch den Stollen bis zum inneren Schleusenschott, wo der Hangarmeister
seinen Überwachungsraum hatte.
Denn im Zustand der totalen Alarmbereitschaft genügte die übliche Auskunft nicht, um den
Hangarmeister zur Freigabe eines kleinen Bootes zu bewegen.
Der Mann war allein mit seinem Assistenten. Tiff und Hump drangen ungehindert in den kleinen
Raum ein. Der Hangarmeister merkte erst, als sie schon eingetreten waren, und der Assistent
überhaupt nicht mehr, daß sie Fremde waren. Tiff setzte den Assistenten mit einem wohlgezielten
Schlag gegen die Halskante seines Schutzanzugs außer Gefecht. Hump stürmte hinter den
Schreibtisch und schlug den Hangarmeister ebenfalls nieder, noch bevor er eine Bewegung der
Abwehr machen oder um Hilfe rufen konnte.
Tiff war schon wieder unterwegs. Mit zwei raschen Schritten stand er vor der gewaltigen
Schalttafel und zog zwei markante, rotgefärbte Hebel.
»Innenschott offen!« rief er Hump zu. »Das Boot, los!«
Hump stürmte hinaus. Wenige Augenblicke später schob sich der linsenförmige Körper eines
Patrouillenbootes aus dem Hangarstollen, glitt ein Stück weit durch das offene Schott in die
Halle hinein und hielt an. Ein Luk fuhr auf. Tiff schwang sich hinauf, packte den Rand des Luks
mit kräftigen Händen und zog sich in das Boot hinein.
»Weiter geht's!«
Hump ließ das Boot Fahrt aufnehmen. Sie durchquerten die gewaltige Schleuse und erreichten das
Außenschott gerade in dem Augenblick, in dem sich das Innenschott geschlossen hatte und das
äußere nach dem Kommando, das Tiff auf der Schalttafel gegeben hatte, aufzufahren begann.
Das Boot schoß hinaus und ließ die HORL hinter sich. Tiff stieß einen überraschten Ruf aus,
als er sah, daß das große Schiff nicht mehr als zehn Kilometer über der Oberfläche von Snowman
stand.
In ein paar Minuten würde das Landemanöver beendet sein.
Tiff schaltete seinen Helmsender auf maximale Reichweite.
»Alles in Ordnung!« meldete er vereinbarungsgemäß. Er sah auf die Uhr. »X minus zwölf
Minuten.«
Gucky pfiff befriedigt, als er die
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