Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
Meldung bekam.
»Es ist gut«, bedeutete er Etztak. »Meine Männer sind frei. Und jetzt will ich dir etwas
sagen.«
Etztak horchte auf.
»Meine Männer haben«, fuhr Gucky fort, »irgendwo an Bord der HORL eine Arkonbombe versteckt
und ihren Zünder auf zwanzig Minuten eingestellt. Von diesen zwanzig sind mittlerweile neun
herum. Der ETZ und der ORLA bleiben also von jetzt an gerechnet noch elf Minuten, um diese Gegend
zu verlassen. Und die gleiche Zeit bleibt der Besatzung der HORL, um sich mit Rettungs- und
Patrouillenbooten in Sicherheit zu bringen.«
Mehr sagte Gucky nicht. Er verschwand im selben Augenblick, doch er war sicher, daß Etztak die
Warnung berücksichtigen würde.
Ohne jeglichen Zeitverlust tauchte Gucky direkt vor Klaus Eberhardts Versteck auf. Eberhardt
sprang aus der Nische herunter. Gucky huschte weiter und fand zwei Nischen entfernt ein
fahrbereites Patrouillenboot. Er sprang hinein, dirigierte das Boot in den Stollen und ließ
Eberhardt einsteigen, nachdem der Kadett dem Hangarmeister die üblichen Angaben über die Entnahme
eines Patrouillenbootes gemacht und ihn gebeten hatte, die beiden Schleusenschotte ordnungsgemäß
zu öffnen.
Ein paar Sekunden lang fürchtete Gucky, daß der alte Etztak seinen Schock zu schnell
überwinden und dem Hangarmeister den gegenteiligen Befehl geben würde.
Aber die Befürchtung war unbegründet. Die Schotte öffneten sich planmäßig, und das kleine Boot
schoß mit höchstzulässiger Beschleunigung in den grauen Eismorgen hinaus.
Tiffs und Humps Boot meldete sich fast im selben Augenblick.
»Zu Moses' Höhle zurück!« befahl Gucky.
Der Flug dauerte nur wenige Minuten. Gucky benutzte die kurze Zeitspanne dazu, die
Kadetten darüber aufzuklären, was geschehen konnte, wenn der Plan nicht so arbeitete, wie es
ursprünglich gedacht war.
»Die gefährlichste Möglichkeit ist die«, tönte Guckys lispelnde Stimme aus dem Empfänger des
Bootes, in dem Hump und Tiff flogen, »daß die HORL-Leute die Bombe vor der Explosion finden und
entschärfen. Wenn man aber bedenkt, daß ein Schiff wie die HORL insgesamt fünftausend
verschiedene Räume hat, dann ist es sehr unwahrscheinlich, daß die Bombe in den restlichen elf
Minuten noch gefunden wird. Bleibt als zweite Möglichkeit, daß Etztak meine Drohung für einen
Schwindel hält und gar nicht darauf reagiert. In diesem Fall werden die HORL, die ETZ und die
ORLA am Ende der Frist völlig zerstört werden. Sie sind zu nahe beieinander, als daß auch nur ein
Schiff die Katastrophe überstehen könnte. Und als dritte Möglichkeit: Etztak nimmt meine Warnung
zwar an, bugsiert die beiden gefährdeten Schiffe aus der Gegend und läßt die HORL räumen, schickt
aber gleichzeitig Suchtrupps hinter uns her. Dann werden wir uns eben wehren müssen. Auf jeden
Fall sollten wir uns in Moses' Höhle nicht lange aufhalten. Wir müssen weiter, denn wenn Etztak
seinen Schock überwunden hat, wird er auf jeden Fall wieder zu suchen anfangen. Wir haben jetzt
zwei Boote. Jedes von ihnen kann im Notfall drei Mann fassen. Das genügt uns, wenn ich mich als
Teleporter bewege. Es wird nur ein Rückflug notwendig sein, um das gerettete Gepäck nachzuholen.
Das wäre alles, was im Augenblick bedacht werden muß. Hoffen wir, daß die Bombe nicht entdeckt
wird.«
Kurz vor der Landung registrierten die Ortergeräte wilde Bewegung im Norden. Zwei
große Schiffe hoben sich vom Boden ab und schossen in den Raum hinaus. Von einem dritten, langsam
sinkenden, lösten sich eine Unzahl winziger Punkte, die offensichtlich bestrebt waren, das Schiff
schnell so weit wie möglich hinter sich zu lassen.
Der Plan hatte gewirkt. Niemand würde die Bombe mehr finden.
Im Augenblick der Landung zitterte ein kurzer, ruckartiger Schock durch den Boden.
Die Bombe in der HORL VII war detoniert.
Niemand zweifelte daran, daß die Explosion der Bombe von dem stolzen Springer-Schiff nichts
als molekulare und atomare Fetzen übriggelassen hatte. Der Zünder war auf die künstlichen
Elemente eingestellt, wie sie in den Fusionsreaktoren eines Schiffes laufend produziert
wurden.
Tiff hielt, als er das Zittern des Bodens spürte, für eine Sekunde den Amten an. Niemand
bemerkte es – Gucky vielleicht ausgenommen.
Aber Gucky sagte nichts, und Tiff war ihm dankbar dafür.
Es erging Tiff nicht anders, als einem Mann, der zusah, wie ein Flugzeug abstürzte, von dem er
wußte, daß es Atombomben an Bord hatte. Er hielt die
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