Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
angegeben worden waren und deswegen heftig gesiebt werden
mußte, kann an dem Ergebnis der Logikauswertung kaum gezweifelt werden. Das Unglück im Block G,
dem zehn Menschen zum Opfer fielen, und die Entführung der drei neugebauten Zerstörer sind nicht
die Taten außerirdischer Gegner. Nach dem Stand unseres Wissens kann sich kein Außerirdischer
unserem Bereich nähern, ohne schon in sicherer Entfernung geortet zu werden. Das schließt die
Möglichkeit, daß ein Volk weit überlegener Intelligenz seine Finger im Spiel gehabt hat,
keineswegs aus. Aber diese Möglichkeit besitzt von vornherein nur ein geringes Maß an
Wahrscheinlichkeit.
Was uns zugestoßen ist, war also das Werk eines irdischen Gegners. Die Frage, wie die beiden
Anschläge gelingen konnten, läßt sich vernünftigerweise nur auf eine einzige Art beantworten:
Jemand ist, was die Zusammensetzung seines Mitarbeiterstabs anbelangt, auf die gleiche Idee
gekommen wie wir.«
Sie verstanden ihn zunächst nicht – bis auf Crest, der das Ergebnis schon kannte.
Aber dann begriffen sie plötzlich, und es wurde ihnen klar, warum zu dieser Besprechung im
Gegensatz zur üblichen Praxis kein einziger der Mutanten, auf deren Fähigkeiten ein Großteil der
Erfolge der Dritten Macht beruhte, hinzugezogen worden war.
Rhodan hielt diese Besprechung am frühen Morgen des 20. Juli 1981 ab.
Fast auf den Tag genau fünf Jahre zuvor, am 18. Juli 1976, hatte sich in Gardiner, einer
kleinen Stadt an der Grenze der beiden Bundesstaaten Wyoming und Montana in den USA, folgendes
Ereignis zugetragen:
Der Mann, auf den es in erster Linie ankam, lebte seit ein paar Tagen in Gardiner. Er sah,
wenn auch keineswegs auf den ersten Blick sympathisch, so doch wenigstens wohlhabend aus. In
Gardiner gab es zwei Hotels, er wohnte im teureren.
In Gardiner waren die Leute neugierig. Gardiner war keine eigentliche Touristenstadt, obwohl
sie am Eingang des Yellowstone Nationalparks lag. Fremde waren selten, und man fing an, sich für
den Mann zu interessieren.
Man fand heraus, daß er Monterny hieß und Naturwissenschaftler war. Monterny war nicht
sonderlich groß, dafür aber um so dicker. Der gewaltige, haarlose Schädel mit den tiefliegenden
Augen ließ den einleuchtenden Schluß zu, daß er in seinem Innern genug Gehirnsubstanz berge, um
seinen Besitzer zu einem hervorragenden Wissenschaftler zu machen.
Das alles fanden die Leute in Gardiner heraus – nur eines erfuhren sie nicht: was
Monterny eigentlich in ihrer Stadt wollte.
Den ganzen Tag über tat er nichts anderes als Spazierengehen. Gardiner bestand in der
Hauptsache aus einer durchgehenden Straße, an deren beiden Seiten die meist einstöckigen Häuser
der insgesamt zweihundert Einwohner lagen. Die Nebengassen zählten kaum. Zum Spazierengehen hatte
also einer, der nach Gardiner kam, wenig Anlaß. Infolgedessen tauchte das Gerücht auf, daß
Monterny auf jemanden wartete.
Monterny entging die neugierige Aufmerksamkeit nicht, die ihm von allen Seiten
entgegengebracht wurde. Das Geschäft, das er in Gardiner zu erledigen hatte, konnte keinerlei
Neugierde vertragen, und Monterny begann schon nervös zu werden, als er schließlich an jenem 18.
Juli 1976 fand, was er suchte.
Er war am späten Nachmittag auf einem seiner Spaziergänge, die gewöhnlich einmal die
Hauptstraße hinauf- und dann wieder hinunterführten. Da fiel ihm ein junger Mann auf, der mit
einem klapprigen Sportwagen vor dem Drugstore hielt und ausstieg, um im Laden etwas zu
kaufen.
Monterny stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite und beobachtete den Jungen. Der Junge
allerdings merkte nichts davon, sondern betrat den Store. Monterny überquerte die Straße und
blieb vor dem Store stehen.
Als der Junge wieder zum Vorschein kam, sprach Monterny ihn an. »Hallo, junger Mann! Würden
Sie mir vielleicht einen Gefallen tun?«
Der Junge stutzte.
Etwas zurückhaltend antwortete er: »Worum handelt es sich?«
Monterny machte eine halb freundliche, halb verlegene Geste. »Ich würde ungern mitten auf der
Straße darüber sprechen. Ich wohne in Wolfrey's Place. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mit mir
dorthin zu kommen?«
Der Junge hatte eine ablehnende Antwort schon auf der Zunge, aber Monterny fiel rechtzeitig
ein.
»Wir können mit Ihrem Wagen dort hinfahren …« Das war lächerlich, denn Wolfrey's Place
lag nur ein paar Schritte vom Store entfernt, aber es erfüllte den Jungen mit Stolz, daß jemand
mit
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