Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
die
beruhigenden Gedanken in seinem Gehirn, aber immer noch wirkte der Hypnoblock des Overhead. Der
Befehl, zum Mars zurückzukehren, glitt durch die Nervenstränge bis zu den Händen, aber die Hände
konnten sich nicht rühren. Wie er selbst waren sie zur Bewegungslosigkeit verurteilt. Eine
unsichtbare Macht hielt sie fest.
Genauso erging es den übrigen Männern der Besatzung.
Deringhouse und Goratschin hörten, wie die Luke sich öffnete, obwohl es völlig unmöglich war,
die innen angebrachten Kontrollen von außen zu erreichen – ganz abgesehen davon, daß in der
GOOD HOPE jegliche Energie fehlte. Dunkel entsann sich Deringhouse der Tatsache, daß es Mutanten
gab, die mit ihren Geistesströmen die unglaublichsten Dinge bewerkstelligten.
André Noir übernahm Deringhouse, kaum daß er die Zentrale betrat. Auch der erschreckende
Anblick des doppelköpfigen Mannes konnte ihn nicht davon abhalten. Die beiden Teleporter waren in
den Mannschaftsräumen aufgetaucht und begannen die hilflosen Männer zu fesseln. Eine andere
Möglichkeit gab es im Augenblick nicht, denn Rhodans Mutantenkorps verfügte über nur einen Hypno,
der den Block des Overhead sprengen konnte.
Inzwischen hatten Bully und Betty Toufry den Zerstörer verlassen und trafen Rhodan im Hangar
der STARDUST II.
»Gut gemacht«, lobte Rhodan.
»Betty hat nicht wenig dazu beigetragen, daß unser Angriff so erfolgreich verlief«, sagte
Bully.
»Das habe ich nicht vergessen.« Rhodan lächelte und legte seine Hand auf die Schulter des
Mädchens. »Noch Verbindung mit Deringhouse?«
»Nein.« Betty schüttelte zu seiner Überraschung den Kopf. »Das Weitere ist Noirs Aufgabe. Aber
ich halte Kontakt mit Goratschin. Ein merkwürdiger Mensch. Ich werde nicht schlau aus ihm.
Jedenfalls ist er die Person, die mit der unheimlichen Waffe zu tun hat. Sein Hypnoblock ist fast
vollständig zerbrochen. Der Overhead hat keinen Einfluß mehr auf ihn.«
»Dann ist alles gut.« Bully atmete erleichtert auf.
»Keineswegs«, enttäuschte ihn Betty.
Rhodan horchte auf. »Wieso nicht?«
»Dieser Mutant, so kann ich in seinen Gedanken deutlich lesen, ist durchaus noch in der Lage,
uns zu vernichten.«
»Und warum tut er es nicht?«
Betty errötete.
»Er ist neugierig – neugierig auf mich«, verriet sie schüchtern.
Rhodan tauschte einen schnellen und warnenden Blick mit Bully. »So, er ist neugierig auf dich?
Dann sollten wir ihm seinen Wunsch so schnell wie möglich erfüllen. Gehen wir in die K-VII und
sehen uns diesen Mann an.«
Sie ließen den Mutanten den Vortritt, ehe sie selbst in die Schleuse der K-VII stiegen.
Betty wurde immer unruhiger. Sie empfing Noirs verwirrte Gedanken und ahnte, daß sie
Goratschin galten.
Gleich darauf stand Betty neben André Noir und starrte auf einen Riesen mit zwei Köpfen, der
ihren Blick mit einem Ausdruck unfaßbaren Erstaunens aus vier Augen erwiderte.
Jeder der beiden Gedankenpartner hatte sich den anderen ganz anders vorgestellt.
In Betty war Entsetzen, gepaart mit schrecklicher Furcht. Sie hatte nicht mit einem solchen
Anblick gerechnet.
Und Goratschin? Vom ersten Augenblick an, in dem er die telepathische Stimme mit dem ihm so
sympathischen Unterton empfangen hatte, war der Wunsch in ihm wach gewesen, den Besitzer
kennenzulernen. Nun stand ein blutjunges Mädchen vor ihm.
Rhodan trat ein, gefolgt von Bully und Gucky.
Mit einem schnellen Blick erfaßte er die Situation. Er spürte den Schock Bettys und ahnte die
Gefahr, die daraus entstehen konnte.
Er nickte dem Doppelkopfmutanten zu, ohne eine Miene zu verziehen. »Sie sind Goratschin, nehme
ich an. Mein Name ist Perry Rhodan, und ich bin gekommen, um mit Ihnen zu verhandeln.«
Kein Wort von dem, was vorgefallen war. Keine Bemerkung darüber, daß es ihm gelungen war,
Deringhouse und Goratschin gefangenzunehmen. Kein Zeichen, daß ihn der Anblick des Mannes
erschreckt hatte. Nichts von alledem, nur freundliches Entgegenkommen und die Atmosphäre der
Gleichberechtigung.
»Ich bin Iwan Iwanowitsch Goratschin.« Die beiden Köpfe nickten einmütig. »Mein Herr
ist – war Clifford Monterny, der Overhead. Ich habe das Gefühl, einige Fehler begangen zu
haben.«
Goratschin war froh, daß er in den vergangenen Jahren mehrere Sprachen erlernt hatte und sich
nun einwandfrei verständigen konnte.
»Es war nicht Ihre Schuld«, antwortete Rhodan. »Sie setzten eine Waffe gegen jemand ein, den
Sie nicht kannten. Sie standen unter
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