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Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel

Titel: Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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dem Bann eines Großen, der leider auf falsche Bahnen geriet.
Niemand wird Ihnen etwas nachtragen. Der einzig Schuldige ist der Overhead, und ihn werden wir
auch zur Verantwortung ziehen.«
    »Ich werde Ihnen dabei helfen«, erklärte Goratschin und warf Betty einen fragenden Blick zu.
»Alle meine Fähigkeiten stehen Ihnen zur Verfügung, wenn mein etwas ungewöhnliches Aussehen Sie
nicht stört …«
    »Sehen Sie sich Gucky an«, forderte Rhodan ihn auf und machte Platz, damit der Mausbiber aus
seinem Versteck kriechen konnte. »Man kann wirklich nicht behaupten, daß er wie ein normaler
Mensch aussieht, und doch hat jeder von uns ihn gern.«
    »Er ist kein Mensch«, murmelte Goratschin bitter. »Ich aber sollte einer sein.«
    »Nur die Charaktereigenschaften entscheiden«, betonte Rhodan. »Sie sind im Grunde ihres
Herzens vielleicht mehr ein Mensch als viele, die ein glattes Gesicht zur Schau tragen und
geschickt zu reden verstehen.«
    Der Blick der beiden Gesichter glitt seitwärts ab und blieb auf Betty haften, die längst
begriffen hatte, was Rhodan wollte. Sie schluckte tapfer und lächelte mühsam. Dann streckte sie
Goratschin ihre kleine Hand entgegen. »Wenn du willst, kannst du mich Betty nennen.«
    Auf den Zügen des Mutanten breitete sich ein glückliches Lächeln aus, das Rhodan zutiefst
bewegte. Er erkannte, wie unglücklich dieses Wesen bisher gewesen sein mußte – von den
Menschen verstoßen und vom Overhead mißbraucht. Nun begegnete man ihm vielleicht zum erstenmal in
seinem Leben mit Achtung und Freundschaft.
    Er nahm die kleine Hand des Mädchens in seine mächtige Pranke, drückte sie vorsichtig und
erwiderte: »Danke, Betty. Ich werde nie vergessen, daß wir Freunde sind, auch wenn ich …« Er
unterbrach sich und machte ein betroffenes Gesicht. Dann fuhr er fort: »Auch wenn ich anders
aussehe.«
    Rhodan hatte schon befürchtet, Betty könnte ihre Überraschung nicht gut genug verbergen. Aber
die Angehörigen des Mutantenkorps beurteilten ein Lebewesen niemals nach seinem Äußeren, sondern
nur nach seinen Fähigkeiten und Eigenschaften.
    Gucky hielt es nun nicht mehr aus. Er drängte sich an Betty vorbei, richtete sich auf die
Hinterbeine empor und hielt dem verblüfften Goratschin beide Pfoten entgegen. »Auch wir beide
sollten Freunde werden, selbst wenn ich dich an die Wand klebte, nicht wahr?«
    Iwan Iwanowitsch nahm eine Pfote, drückte sie sanft und sagte: »Ich hätte euch trotzdem
vernichten können, ich könnte es sogar jetzt in diesem Augenblick noch, ohne mich von der Stelle
zu rühren.«
    Die Worte des Doppelkopfmutanten erinnerten Rhodan an die vordringliche Aufgabe.
    »Mich würde die Waffe des Overhead interessieren«, sagte er. »Vielleicht wird es notwendig
sein, sie gegen ihn einzusetzen, wenn er uns noch einmal angreift.«
    Für einen Augenblick war Goratschin verwirrt, dann begriff er. Ein Lächeln überzog die beiden
Gesichter. »Befürchten Sie nichts, Perry Rhodan. Der Overhead hat seine Waffe verloren. Er wird
sie nie mehr gegen Sie einsetzen können.«
    Betty, die in den Gedanken des Mutanten forschte, erbleichte plötzlich. Rhodan sah es und
erschrak. Er suchte die Augen Goratschins und wußte nicht, ob er den linken oder den rechten Kopf
vorziehen sollte. Aber der Mutant machte es ihm leicht. Er nickte auffordernd mit dem
rechten.
    »Warum kann er die Waffe nicht gegen uns einsetzen?« fragte Rhodan.
    »Weil ich diese Waffe bin. Ich kann jede Materie, die Kalzium oder Kohlenstoff enthält, in
Energie verwandeln. Ich brauche sie nur zu zünden.«
    »Wie?« fragte Rhodan. Er war blaß geworden, denn vor seinem geistigen Auge schossen
blitzschnell hundert Möglichkeiten vorbei, wie dieser Mann ihn mit einem einzigen Gedanken
vernichten konnte.
    »Ich weiß es nicht«, gab Iwan Iwanowitsch zu. »Vielleicht wird die Wissenschaft eines Tages
für meine Fähigkeit eine Erklärung finden. Ich sehe einen Gegenstand, konzentriere mich auf
ihn – und er wird zur Atombombe.«
    Rhodan faßte sich. »Bisher wurde Clifford Monterny der gefährlichste Mensch des Sonnensystems
genannt. Ich glaube aber, in Wirklichkeit sind Sie es. Es wird an Ihnen liegen, ob Sie Ihre Gabe
dem Guten zur Verfügung stellen oder ob Sie dem Bösen dienen wollen.«
    Goratschin lächelte und betrachtete André Noir, der soeben in die Zentrale zurückkehrte.
    »Habe ich mich nicht bereits entschieden? Lebten Sie alle noch, wenn ich das Böse gewählt
hätte?

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