Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
Nein, fürchten Sie nichts, Rhodan. Ich werde immer auf der Seite stehen, zu der Betty
gehört. Sie ist es eigentlich, der ich meine Befreiung zu verdanken habe. Ihre ersten zarten
Gedanken waren es, die den Ring um meinen Kopf sprengten. Wie sollte ich jemals vergessen, was
sie für mich getan hat?«
Betty nickte eifrig. »Ich weiß, daß du so denkst, wie du sprichst. Ich werde euch beide immer
gleich gern haben, und wenn ich Iwan sage, dann meine ich auch Iwanowitsch.«
Rhodan spürte Erleichterung, und zwar nicht nur deshalb, weil er von nun an Goratschin auf
seiner Seite wußte, sondern vor allen Dingen deshalb, weil er annehmen mußte, daß der Overhead
ohne den Zünder relativ hilflos war.
André Noir kam näher, schob den Mausbiber beiseite und reichte Goratschin die Hand.
»Willkommen bei uns! Ich weiß, daß Sie den Hypnoblock Monternys endgültig abschütteln konnten.
Sie gehören zu uns.«
»Danke«, erwiderte Iwan gerührt. Und »Danke« sagte auch Iwanowitsch, der bisher den Mund
gehalten hatte.
14.
Das Relaisschiff Z-45 hielt seit vielen Wochen eine konstante Entfernung von
fünfzehn Millionen Kilometern zum Mars. Es trug nur eine Besatzung von zwei Mann, den
Kommandanten Leutnant Bings und den Funker Sergeant Adolf. Die beiden Männer waren schon seit
Jahren eng befreundet und gemeinsam auf die Raum-Akademie gegangen, wo sie ihr Examen abgelegt
hatten. Später waren sie in die Flotte der Dritten Macht eingetreten.
Bings starrte auf den Bildschirm. In der Mitte war ein winziger Fleck zu erkennen, der langsam
nach rechts abwanderte. Hastig wandte er sich an Adolf. »Die Vergrößerung – schnell! Was ist
das für ein Schiff? Für die Kaulquappe ist es zu klein.«
Der Sergeant machte sich an den Instrumenten zu schaffen. Der wandernde Punkt drohte den
Bildschirm zu verlassen. Adolf regulierte die Vergrößerung und die Sektorerfassung des
Punktes.
Das Schiff, wenn es ein solches war, kam vom Mars.
»Ein Zerstörer«, sagte Leutnant Bings, als das Bild deutlicher wurde. »Ob es einer der
unsrigen ist?«
»Der Overhead besitzt auch Zerstörer«, meinte Adolf. »Er könnte es genauso gut sein. Seit die
K-VII stumm an uns vorbeiflog, glaube ich an alles.«
In ihrer augenblicklichen Position stand der Mars zwischen ihnen und der Erde. Es war daher
nicht ausgeschlossen, daß ein Schiff von der Erde, wenn es sich ihnen näherte, scheinbar vom Mars
kam.
Bings starrte auf den Bildschirm, dessen Teleobjektive dem wandernden Punkt in gleicher
Geschwindigkeit folgten.
»Das Schiff schlägt eine Richtung ein, die es unweigerlich zum Jupiter bringt«, stellte er
ungläubig fest. »Das verstehe, wer will.«
»Da kommt noch ein Schiff«, stellte Adolf überrascht fest.
Das zweite Schiff näherte sich ihnen auf fast direktem Kurs. Wenn die Route nicht unmittelbar
gerade war, lag das daran, daß sie um den Mars herumgeführt hatte. Es war, wie sie bald erkennen
konnten, auch ein Zerstörer. Als das Schiff nur noch wenige Kilometer entfernt war, konnten sie
seinen Namen deutlich auf dem Bug lesen: Z-13.
»Ausgerechnet dreizehn«, stöhnte Sergeant Adolf. »Ich bin ja nicht gerade abergläubisch,
aber …«
»Kümmere dich um das Schiff dort«, empfahl Bings seinem Kameraden. »Steht es auf der Liste der
gestohlenen Einheiten?«
Es stand nicht darauf, also warteten sie. Die Empfänger arbeiteten. Auf dem Verbindungsschirm
erschien ein breites, rundes Gesicht mit wasserblauen Augen.
»Wir sind's«, sagte Bully und fügte hinzu: »Was Neues?«
Bings meldete: »Wir haben einen Zerstörer beobachtet, der Kurs nach außen hält.«
›Nach außen‹, das bedeutete in der Sprache der Raumfahrer: Vom jetzigen Standpunkt aus gesehen
aus dem Sonnensystem heraus.
Bully nickte jemand zu, der neben ihm stand, dann sagte er: »Wir kommen zu Ihnen.«
Wenig später kam Bully zusammen mit Gucky und Tatjana Michalowna an Bord.
»Es ist nicht unsere Aufgabe, den Overhead zu erledigen«, sagte Bully. »Es ist Tatjana aus
großer Entfernung gelungen, auf dem Mars eine ungewöhnliche Tätigkeit festzustellen. Auf Grund
ihrer natürlichen Abwehrmöglichkeit kann sie den Overhead telepathisch überwachen, ohne daß
dieser sie unter seinen hypnotischen Bann zwingen kann. Unsere Gehirne sind durch André Noir
gegen die Hypnokräfte des Overhead einigermaßen präpariert worden. Ihre Beobachtung bestätigt
unsere Vermutung. Der Overhead ist mit einem Zerstörer geflohen, nachdem er auf
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