Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
nahmen die Atemmasken. Der Hangar lag ebenfalls unter der Oberfläche und war
mit der eigentlichen Zentrale durch einen Gang verbunden.
Der Overhead schloß sorgfältig die Tür hinter sich und ging mit den beiden Männern zum
Vorratslager. Er zog eine Pelzjacke an und nahm sich ebenfalls ein Atemgerät. Für einen
Augenblick dachte er an die fünf gekaperten Zerstörer und die fünfzehn Männer der Dritten Macht.
Aber dann zuckte er mit den Schultern. Selbst wenn er die Schiffe mit seinen Leuten bemannte,
würde das keine größere Sicherheit für ihn bedeuten. Mit nur einem Schiff war die Chance des
Entkommens größer. Sechs Zerstörer besaßen zwar eine größere Feuerkraft, aber Monterny begann zu
ahnen, daß es darauf bald nicht mehr ankam.
So kam es, daß die Männer der gekaperten Zerstörer, die zur GOOD HOPE VII gehörten und
einsatzbereit in einer nahen Seitenschlucht des Plateaus standen, ahnungslos in ihren Quartieren
hockten und nicht wußten, daß sie wieder freie Menschen waren.
Monterny hantierte an den Kontrollen der primitiven Schleuse, die einen zu schnellen
Luftaustausch zwischen Festung und Marsatmosphäre verhinderte. Dann stand er mit seinen beiden
Begleitern im Gang. Eilig begaben sie sich durch den in die Felsen geschmolzenen Tunnel bis zum
eigentlichen Hangar, der nach oben nur durch ein dünnes Drahtgeflecht von der Oberfläche getrennt
war. Auf dem Draht lagen Moose und Flechten zur Tarnung.
Der Overhead trieb seine beiden Männer in das Innere der Z-35.
Nun würde ihn nichts mehr aufhalten können.
Der Antrieb begann zu summen. Energie flutete durch die Leitungen und aktivierte
Antigravfelder und Impulstriebwerke. Ein Vibrieren ging durch den Schiffsleib. Dann stieg das
Heck an, die Teleskopstützen fuhren ein, der Bug durchbrach das Tarnnetz und zeigte in den
Nachthimmel des Mars.
Mit Höchstbeschleunigung jagte der Zerstörer in den Raum hinaus, passierte in großer
Entfernung das Relaisschiff Z-45 und strebte auf den Asteroidengürtel zu, der Jupiter von den
inneren Planeten des Sonnensystems trennte.
Wie ein Ring umgab dieser Gürtel kleiner Planetoiden die Sonne. Viele dieser Bruchstücke waren
nur so groß wie Männerfäuste, aber es gab auch richtige kleine Welten, auf denen ein Schiff
landen und sich verbergen konnte. Sie zogen durch die Einsamkeit des Raumes zwischen Mars und
Jupiter, umrundeten in zwei oder drei Jahren einmal die Sonne und kehrten niemals an genau die
gleiche Stelle zurück. Einige wiederum besaßen eine genau vorgeschriebene Bahn, die sich leicht
errechnen ließ. Es waren die größeren Asteroiden mit hundert und mehr Kilometern Durchmesser.
Es wäre Monterny nicht schwergefallen, den gefährlichen Gürtel der Bruchstücke einfach zu
überfliegen und später wieder in die Planetenebene zurückzukehren. Aber der gefährliche Weg war
auch der kürzere. Außerdem schien ihm bei näherer Überlegung das beabsichtigte Asyl auf einem
Mond des Jupiter nicht mehr so sicher zu sein. Man würde seine Flucht beobachten und die Richtung
wissen, in die er sich gewandt hatte. Jupiter, würde man annehmen. Wegen der hohen Gravitation
des Riesenplaneten kamen nur die Monde für einen längeren Aufenthalt in Frage. Mit Rhodans
Hilfsmitteln würde es nicht lange dauern, bis man den Flüchtling dort aufspürte.
Die Asteroiden aber waren zum größten Teil unbekannt und nicht einzeln auf den Sternenkarten
verzeichnet.
Clifford Monterny grinste, als er Z-45 in zwölf Millionen Kilometer Entfernung rechts
liegenließ. Er wußte, daß das Relaisschiff seine Position nicht so ohne weiteres verlassen konnte
und fühlte sich absolut sicher. Die Besatzung der Z-45 würde Rhodan melden, daß der Overhead in
Richtung Jupiter floh. Rhodan würde sich zuerst um das verlassene Versteck auf Mars kümmern, ehe
er die Verfolgung aufnahm. Inzwischen wollte Monterny auf einem dahinziehenden Planetoiden ein
neues Versteck gefunden haben.
Erst als weit vor dem Bug der Z-35 die Kleinplaneten auftauchten, verringerte Monterny die
Geschwindigkeit. Langsam nur konnte er sich jetzt einen Weg durch das Gewirr der Bruchstücke
suchen, bis er den geeigneten Asteroiden gefunden hatte.
Monterny schwenkte den Bug des Schiffes herum und folgte der allgemeinen Richtung der ihm
entgegentreibenden Asteroiden. So dumm war er nicht, sich gleich hier vor der Haustür Rhodans
nach einem Versteck umzusehen. Wenn er geahnt hätte, daß gerade das ein Fehler war, der
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