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Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel

Titel: Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Raumanzug über und
verließ das Schiff. Die beiden Männer blieben zurück.
    Ohne es zu wissen, erlebte er das, was sich Bully immer als besondere Attraktion vorstellte:
wie ein Fisch im Wasser konnte er durch das Vakuum schweben, frei und ungebunden. Der Overhead
begann zu ahnen, daß es außer Reichtum und Macht noch andere Dinge gab, die das Leben lebenswert
machten. Er stieß sich von der Schwelle der Schleuse ab und glitt, langsam absinkend, quer über
das Tal dahin. Als er den felsigen Grund berührte und eine unvorsichtige Bewegung machte, stieg
er wie eine vom Wind getragene Feder nach oben. Langsam sank er wieder nach unten.
    Er vergaß seine Lage und wurde von einem regelrechten Rausch befallen. Mit einem gewaltigen
Satz stieß er sich erneut ab und schoß wie eine Rakete hoch in den Raum hinaus. Er machte die
Rotationsbewegung des Asteroiden mit und blieb somit fast über der gleichen Stelle stehen, aber
er stieg immer noch, wenn auch langsamer. Bald mußte er den Punkt erreichen, wo seine
Geschwindigkeit nicht mehr ausreichte, der geringen Gravitation zu entkommen. Sie würde ihn
erneut in die Tiefe ziehen, wenn auch im Zeitlupentempo.
    Er entsann sich seiner eigentlichen Aufgabe. Nach unten blickend konnte er sein Schiff nicht
entdecken. Die vorspringenden Felsen verdeckten es. Es konnte keine bessere Tarnung geben.
    Geduldig wartete Monterny, bis er wieder abzusinken begann. Er verspürte ein nie gekanntes
Gefühl von Überlegenheit und echter Freiheit. Zwar ließ sich seine Fallrichtung nicht
beeinflussen, solange er den Handstrahler nicht betätigte, aber welche Rolle spielte das schon?
Hier gab es Platz genug, und er hatte eine ganze Welt für sich.
    Er erkannte die Ironie des Schicksals und fand sich mit ihr ab. Eine Welt hatte er besitzen
wollen – nun hatte er seine Welt. Sie war viel kleiner als die Erde und trug kein Leben,
aber es war eine Welt, die ihm niemand streitig machen würde. Sie gehörte ihm allein.
    Er landete sanft auf dem Grund des Tales, mehr als fünfhundert Meter von seinem Schiff
entfernt. Diesmal nutzte er die bereits gemachten Erfahrungen aus. Vorsichtig stieß er sich
schräg vom Boden ab und glitt in sanfter Parabel auf den Zerstörer zu, sich dabei nur zehn oder
zwanzig Meter vom Boden erhebend. In zwei Sprüngen hatte er ihn erreicht. Ein dritter Sprung
brachte ihn hoch zum Einstieg.
    Hier blieb er einen Augenblick stehen, um seiner Gefühle Herr zu werden. Es waren Gefühle, wie
er sie bisher noch niemals empfunden hatte. Das schwerelose Schweben über einer unbewohnten
kleinen Welt hatte völlig neue Saiten in ihm anklingen lassen. Fast vergaß er sogar den Zweck
seines Hierseins und die drohende Verfolgung durch seinen Todfeind.
    Drüben am Rand der Schlucht kroch der Schein der Sonne wie ein lebendiges Wesen über die
Felsen und fiel dann in die Schatten der Schlucht, wo er verschwand. Genau eine Stunde später
würde er den gleichen Weg nehmen, immer und immer wieder.
    Zum erstenmal in seinem Leben begann der Overhead zu ahnen, wie schön eine Welt sein
konnte – sogar diese kahle und tote Welt. Sein Geist öffnete sich und nahm das Wunder in
sich auf, das sich ihm bot.
    Genau in dieser Sekunde vernahm er in seinem Gehirn eine lautlose, erbarmungslose Stimme.
»Clifford Monterny! Sind Sie zum Schluß doch noch ein – Mensch geworden?«
    Der Overhead war zusammengezuckt. Ungehindert strömten seine Gedanken in den Raum hinaus, und
ein Telepath hatte sie aufgefangen.
    »Wer sind Sie?« dachte er zurück.
    »Kennen Sie mich nicht? Tatjana Michalowna.«
    Verbittert erkannte der Overhead, daß Rhodan klug genug gewesen war, ihm einen Telepathen
nachzusenden, der sich nicht beeinflussen ließ. Tatjana konnte ihren eigenen Isolierblock
errichten und würde das auch tun, falls es notwendig sein sollte. Aber sicher kam sie nicht
allein.
    »So, Tatjana also? Sie haben mich verraten, genügt das nicht? Nun wollen Sie mich töten.«
    Zum erstenmal in seinem Leben begann Monterny zu ahnen, was seine eigenen Opfer mitgemacht
hatten.
    »Ich komme«, sagte er laut und wußte, daß Tatjana ihn verstand.
    Er warf einen letzten Blick auf die tote Welt, die für wenige Minuten ihm allein gehört hatte,
drehte sich langsam um und trat in die Luftschleuse des Zerstörers.
    Lautlos schloß sich die Luke.
    Sie warteten in großer Entfernung von dem Asteroiden. Leutnant Bings mit der Z-45
stand fast auf der anderen Seite des kleinen Weltkörpers und

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