Silberband 005 - Vorstoss nach Arkon
Welt des ewigen Lebens gefunden –
oder doch fast gefunden.
Langsam öffnete er die Augen wieder.
Unbeschädigt schwebte die Riesenkugel majestätisch inmitten der Trümmer der sechs
walzenförmigen Schlachtschiffe.
Topthor begann zu ahnen, daß etwas Unglaubliches geschehen war. Es mußte Rhodan gelungen sein,
im Verlauf von zehn Minuten eine unheimliche Waffe auf dem Planeten des ewigen Lebens zu
erhalten. Obwohl es völlig unmöglich schien, mußte es wahr sein. Wie hätten sonst die sechs
Schiffe in zwei Minuten vernichtet werden können? Mit herkömmlichen Waffen hätte Rhodan das nicht
geschafft.
Aber Topthor begriff auch etwas anderes.
Rhodan dachte gar nicht daran, jemand anzugreifen, der ihn nicht behelligte. Die letzten zwei
Schiffe waren also sicher.
»Grogham! Fertigmachen zur Transition! Irgendwohin! Zweihundert Lichtjahre! Von dort aus
orientieren wir uns! In zwei Minuten! Ich gebe inzwischen Funkspruch an Etztak durch.«
Nun machte Rhodan einen geringfügigen Fehler.
Er kümmerte sich nicht weiter um die zwei verbliebenen Gegner, sondern schaltete die
Beschleunigung der STARDUST II ein und raste mit irrsinniger Geschwindigkeit in den Raum hinein.
Topthor und seine beiden Walzenschiffe weit hinter sich zurücklassend.
»Transition in acht Minuten!« befahl Rhodan. »Wir werden im System Beta-Albireo
materialisieren.«
Bully schüttelte heftig den Kopf. »Nein, warte noch. Wir können sie doch nicht mitnehmen.«
»Wen – sie?«
»Na, Mensch, die Rallas.«
Für einen Augenblick glaubte Rhodan, Bully habe den Verstand verloren. Mit leicht gerunzelter
Stirn betrachtete er seinen Freund, der ein ganz verzweifeltes Gesicht machte. »Die Rallas! Du
willst doch damit nicht etwa sagen …«
»Doch, das will ich! Sie sitzt in meiner Kabine und ist zu Tode beleidigt, daß ich mir nichts
aus ihr mache. Mein Gott, wenn die Mannschaft das erfährt – und insbesondere dieser Redkens!
Ich habe keine ruhige Minute mehr in meinem Leben.«
Rhodan vergewisserte sich, daß der Navigationsroboter Transitionspunkt und Sprungintensität
errechnete und noch gut sieben Minuten Zeit blieben. Dann grinste er. »Beruhige dich, es ist ja
nicht die echte Rallas.«
»Was ist da für ein Unterschied? Jeder wird sie aber für die echte halten – und im Grunde
genommen ist sie das ja auch. Was soll ich nur mit ihr anfangen?«
»Ignorieren. Wie ich die Späße des Unsterblichen kenne, wird er sie verschwinden lassen, wenn
wir uns nicht um sie kümmern. Behalte sie vorerst in deiner Kabine.«
»In meiner Kabine?« Bully machte ein derart entsetztes Gesicht, daß Rhodan laut lachen mußte.
»Aber ich kann doch nicht mit einer Dame zusammen in einer Kabine hausen. Nicht daß ich etwas
gegen Damen hätte, aber unter diesen Umständen …«
Rhodan sah auf die Uhr. Noch sechs Minuten. »Sie wird im Augenblick der Transition
verschwinden, ganz bestimmt. Der Unsterbliche erlaubt sich nur einen Scherz …«
Draußen auf dem Gang ertönten Schritte. Das Stimmengemurmel war nicht zu überhören. Jemand
lachte.
Bully wurde blaß. Er sah Rhodan einen Augenblick verwundert an, ehe er mit einem
entschlossenen Ruck die Tür öffnete.
Draußen auf dem Gang stand die Rallas und verteilte Autogramme. Einige Angehörige des
Funkpersonals, darunter auch Redkens von der Navigation, drängten sich um den bekannten Star und
redeten auf ihn ein. Insbesondere Redkens verlangte zu wissen, ob die ›göttliche Rallas‹ die
ganze Zeit in Bullys Kabine zugebracht hätte.
Das war Bully denn doch zuviel.
Wütend sprang er mitten unter die Autogrammjäger und stieß sie mit den Fäusten beiseite.
Breitbeinig und mit immer noch gesträubten Haaren blieb er vor der Rallas stehen, die ihn aus
unschuldsvollen Augen verzückt betrachtete.
»Was fällt Ihnen ein«, zischte Bully wütend, »meinen guten Ruf zu untergraben! Die Leute
müssen ja glauben, ich hätte Sie heimlich ins Schiff geschmuggelt, um – um …«
»Um was?« erkundigte sich der Filmstar neugierig.
Bully verdeckte seine Verlegenheit mit Grobheit.
»Sie wissen genau, um was!« brüllte er und trat Redkens, der zu nahe herangekommen war, auf
die Zehen. »Jeder muß das denken!«
»War es denn nicht so?« säuselte die Rallas errötend. »Haben wir nicht glückliche Stunden
verbracht?«
Bullys Gesicht verfärbte sich. Rhodan konnte sich nicht entsinnen, ein so rotes Gesicht
gesehen zu haben. Die anderen auch nicht. Unwillkürlich wichen
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