Silberband 005 - Vorstoss nach Arkon
diesen Brand legte, ist das
erste Opfer der Katastrophe geworden. Die Panikwelle, die wir erlebt haben, hat auch ihn und
seine Besatzung erreicht und sie handlungsunfähig gemacht. Sie konnten nicht mehr starten und
überlebten die Explosion der Bombe nicht. Somit haben die Halbschläfer, ohne es zu beabsichtigen,
jene, die für den Untergang dieser Welt verantwortlich sind, mit in den Tod gezogen.«
Gucky verschwieg, daß er Orlgans' Gedanken belauscht hatte, als dieser von Todesangst
gepeinigt wurde. Dabei hatte er erfahren, daß außer der Besatzung der ORLA XI, die jetzt nicht
mehr existierte, nur noch die der ETZ XXI über die Positionsdaten der Erde verfügte. Diese
Information würde für Rhodan von größtem Interesse sein.
Tifflor war sichtlich erschüttert. Er wandte sich wieder den Halbschläfern zu. Ein besonders
großes und schönes Exemplar dieses Volkes erregte seine Aufmerksamkeit. Plötzlich spürte er, daß
dieses Wesen zu ihm sprach. Es war wie ein Tasten in seinem Gehirn, ein vorsichtiges Fühlen nach
seinem Bewußtsein.
»Ihr seid keine schlechten Wesen«, sagte der Halbschläfer lautlos zu ihm. »Auch habt ihr nicht
gewußt, daß diese Welt bewohnt ist. Eure Feinde wollen euch vernichten, darum zerstören sie
unsere Welt.«
»Sie haben ihre Strafe erhalten«, murmelte Tiff und wußte, wie schwach sein Trost war. Er sah,
daß auch die beiden Mädchen und Hump reglos standen und lauschten. Sie mußten die lautlose Stimme
ebenfalls verstehen können.
»Ja, sie starben – aber mit ihnen stirbt unser Volk. Niemand kann den Atombrand löschen.
Die Geschichte der Halbschläfer, wie ihr uns nennt, geht zu Ende.«
»Wenn wir ein Schiff hätten und uns selbst retten könnten, würden wir euch mitnehmen
können – wenigstens so viele, daß euer Volk nicht ausstürbe«, sagte Tiff und erkannte, daß
nicht nur diese merkwürdigen Lebewesen verloren waren. Wenn Rhodan nicht zu Hilfe eilte, waren
auch er und seine Freunde erledigt. »Vielleicht sollten wir noch nicht alle Hoffnung
aufgeben.«
»Tiff!« unterbrach Felicitas, die alles verstanden hatte. »Wir sollten auf jeden Fall
versuchen, einige der Halbschläfer zu retten. Wenn Rhodan rechtzeitig eintrifft, können wir sie
vor dem Aussterben bewahren. Später finden wir sicher eine unbewohnte Welt, auf der sie neu
beginnen können.«
Tiff nickte und beugte sich zu dem Halbschläfer hinab. »Hast du verstanden? Wir wollen
versuchen, eure Art zu erhalten. Aber es wird eine sehr schwere Entscheidung für euch alle sein.
Wir können – wenn überhaupt – nur wenige mitnehmen.«
Die Welle der Panik drohte wieder einzusetzen, aber die Gedanken der roten Tulpe übertönten
sie. »Wir hängen alle am Leben, aber das Weiterbestehen der Art steht über der Existenz des
einzelnen. Ich werde zehn Paare bestimmen, die mit euch gehen.«
»Gehen?« fragte Tiff unsicher.
»Ihr habt Kisten, wie ich in deinen Gedanken lese. Eine solche Kiste genügt, um die
Auserwählten aufzunehmen. Sie sind nicht schwer. Es fällt eurem kleinen Freund Gucky leicht, sie
auf seine seltsame Weise zu tragen. Später einmal, in vielen Jahrtausenden, werden die Terraner
einen zum Dank verpflichteten Verbündeten haben – unsere Nachkommen.«
»Ihr atmet Kohlendioxyd ein?« fragte Tiff.
»Und Sauerstoff aus«, bestätigte die rote Tulpe. »Aber nur dann, wenn die Sonne scheint –
oder unsere künstliche Sonne während der langen Winterzeit.«
»Ihr seid mit den Pflanzen von Terra verwandt«, erklärte Tiff und sah, daß Felicitas von
Nische zu Nische wanderte, um hier und dort behutsam eine der Tulpen aus dem Boden zu ziehen. Die
Blumen hatten sehr lange Wurzeln, die sich sofort zusammenrollten, wenn sie die Verbindung mit
dem Erdboden verloren.
»So nehmen sie am wenigsten Platz ein«, sagte der bisherige Sprecher in seiner lautlosen Art.
»Sie halten es viele Tage ohne Nahrung und Wasser aus. Wenn sie nicht besonders extremen
Einflüssen ausgesetzt werden, sterben sie nicht.«
»Wenn wir gerettet werden«, versprach Tiff, »werden sie es auch.«
Es war Felicitas inzwischen gelungen, fünfzig Pflanzen aus dem Erdreich zu ziehen und zu
bündeln. Die Augen der Betroffenen blieben zumeist verschlossen, aber die vier Menschen
verspürten wieder eine Verstärkung der panischen Gedanken. Wie Wellen eines Ozeans spülten diese
über sie hinweg, sich in regelmäßigen Abständen abschwächend und dann wieder anschwellend. Es war
der
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