Silberband 006 - Der Robotregent
Erstaunen, wie ein merkwürdiges kleines Pelzwesen Rhodan zur Seite
drängte und auf dem Bildschirm erschien. Er blickte in ein Paar braune, gutmütige Augen, die ihn
forschend ansahen. Dann nickte das Wesen und verschwand wieder. Rhodans Gesicht kehrte zurück.
»Sie haben Glück, Talamon. Sie wissen in der Tat nichts von der wirklichen Tätigkeit der Aras.
Das entschuldigt Sie. Ich will es Ihnen aber sagen, damit Sie das Imperium davon unterrichten
können, was auf Aralon geschieht.«
Die nächsten zehn Minuten waren für Talamon die überraschendsten seines ganzen Lebens.
Schweigend hörte er zu, was Rhodan ihm berichtete. Das Lächeln aus seinem Gesicht verschwand und
machte grimmiger Wut Platz.
Als Rhodan endete, schwieg Talamon lange. Dann fragte er: »Warum vernichten Sie Aralon
nicht?«
Rhodans kurzes Lächeln war nicht gerade freundlich. »Habe ich Ihre Flotte vernichtet, als sie
mich angriff? Nein, Vernichtung ist nicht die letzte oder beste Antwort auf ein Problem. Die
Galaxis wird erfahren, wie die Aras zu ihrem Reichtum kamen. Ihr Geheimnis ist ab heute keines
mehr. Wenn sie weiterbestehen wollen, müssen sie sich umstellen und ihr Wissen dem Allgemeinwohl
zur Verfügung stellen. Wenn jedoch noch einmal irgendwo im Imperium die Bewohner einer Welt
erkranken, und der Ursprung der Seuche ist auf Aralon zu finden, wird man andere Maßnahmen
ergreifen.«
Talamon nickte langsam. »Die Aras stammen von den Springern ab, das Handeln liegt ihnen im
Blut – wie uns Überschweren auch. Wir leben vom Kampf, zugegeben, aber wir leben nicht von
der Gemeinheit. Sie können jederzeit mit mir rechnen, Perry Rhodan, wenn die Gerechtigkeit zu
schwach ist, sich zu verteidigen.«
Über Rhodans Gesicht huschte ein Lächeln. »Danke, Talamon. Ich werde es nicht vergessen.
Sammeln Sie Ihre Flotte und denken Sie künftig daran, was Sie mir versprachen. Auch die Springer
sind nicht immer auf der Seite des Rechts. Ich fürchte, Sie werden bald vor Aufgaben gestellt
werden, die Ihr Gewissen belasten.«
»Sie haben mein Wort, Rhodan. Ich bin reich genug, gewisse Angebote meiner Kommandostellen
ablehnen zu können, wenn sie mir nicht passen. Darf ich Ihnen noch meine Hyperfunk-Frequenz
geben, auf der ich jederzeit zu erreichen bin?«
»Gern werde ich von Ihrem Angebot Gebrauch machen, falls es jemals notwendig sein sollte.«
Talamon nickte. »Zählen Sie auf mich, Rhodan. Und wenn Sie jemals ihren Heimatplaneten Terra
in Gefahr wähnen, rufen Sie mich. Viel Glück, Rhodan!«
Er schaltete ab, ohne auf eine Antwort zu warten. In seinen Augen war ein nachdenklicher
Schimmer.
Dann hieb er mit wuchtiger Bewegung den Hebel des Telekoms in Sendestellung.
»Flotte fertig zur Transition«, sagte er mit etwas zittriger Stimme, in der Erleichterung und
gleichzeitig Entschlossenheit mitschwang. »Koordinaten wie vorher …« Nach einigen Sekunden
setzte er hinzu: »Auftrag erledigt.«
Zehn Sekunden später verschwand die Flotte Talamons vom Himmel.
Rhodan starrte noch eine halbe Minute auf den leeren Bildschirm, ehe er sich
umdrehte und Gucky ansah. »Nun, Kleiner. Was dachte er?«
Der Mausbiber grinste. Sein Nagezahn rutschte ein Stück vor und gab seinem ganzen Gesicht ein
pfiffiges Aussehen. Das Fell im Nacken legte sich wieder glatt.
»Er ist sehr beeindruckt. Zuerst war es nur das maßlose Erstaunen über die Robot-Flotte. Damit
hatte er niemals gerechnet. In seinen Augen sind die Arkoniden Schlafmützen und zu keiner
Reaktion mehr fähig. Aber dann, als er die Wahrheit über die Aras erfuhr, veränderte sich seine
Einstellung erstaunlich schnell – dieser Meinungsumschwung war aufrichtig. Wir haben in
Talamon einen Freund gefunden. Es hat ihm auch imponiert, daß wir unsere Überlegenheit nicht
ausnützten. Er verlor kein einziges Schiff. Rhodan, er bewundert dich.«
»Danke, Gucky«, erwiderte Rhodan. Er wandte sich an den Ara, der zitternd zwischen Tiff und
Sengu stand. Dieser hatte anscheinend die merkwürdige Art des blitzschnellen Transports noch
nicht ganz verdaut. »Sie hörten, was ich zu dem Überschweren sagte, Borat. Das war keine bloße
Drohung. Aralon wird seine Produktion um die Hälfte einschränken müssen. In Zukunft werden keine
Krankheitserreger mehr hergestellt, nur noch Medikamente. Alle durch Ihre Mittel erkrankten Wesen
werden kostenlos behandelt. Zur Überwachung und Kontrolle lasse ich zweihundert Kampfroboter auf
Aralon zurück. Sie werden so
Weitere Kostenlose Bücher