Silberband 006 - Der Robotregent
nickte den beiden zu und sagte knapp: »Tiff, Sie setzen sich mit Oberst Freyt in
Verbindung und veranlassen die Startvorbereitungen für die Gazelle mit dem Fiktiv-Transmitter.
Besatzung: Thora, Crest, Gucky und ich. John Marshall wird versuchen, Admiral Zernif
herbeizuholen, wenn notwendig, durch Ras Tschubai. Bully übernimmt während unserer Abwesenheit
das Kommando über die TITAN. Das wäre alles. Wir treffen uns in zwei Stunden auf der GANYMED.
Noch Fragen?«
»Ich bleibe zurück?« murmelte Bully enttäuscht. »Was soll ich hier, wo doch nichts
passiert?«
»Woher willst du wissen, daß nichts passiert?« fragte ihn Rhodan ernst. »Ich muß einen
verläßlichen Kommandanten in der TITAN wissen, wenn ich abwesend bin. Ein Schiff wie die TITAN
verspielt man nicht gern.«
Halb überzeugt gab Bully sich zufrieden. Immerhin hatte Rhodan ihm eine beachtliche
Verantwortung aufgebürdet.
In der Sicherheit des verborgenen Hauptquartiers fanden Zernif und seine Freunde
endlich Gelegenheit, sich um Rogal zu kümmern.
Der unter so geheimnisvollen Umständen zurückgekehrte Attentäter stand offensichtlich unter
dem Einfluß eines schweren Schocks. Seine Augen blickten starr ins Leere, und seine
zusammengepreßten Lippen blieben stumm. Er antwortete auf keine Frage.
Sie saßen alle um ihn herum und versuchten, ihm ein Wort der Aufklärung zu entlocken. War das
Attentat völlig mißglückt? Hatte er denn keine Gelegenheit gehabt, auf den Despoten zu schießen?
Hatten sie ihn noch vorher abgefangen? War es Verrat gewesen?
Mit offenen Augen starrte Rogal in das grelle Licht.
Admiral Zernif seufzte. »Es ist sinnlos. Vielleicht sollten wir ihm einige Tage Ruhe gönnen.
Wir werden noch früh genug erfahren, ob der Zarlt lebt oder ob der Anschlag glückte. Vielleicht
können uns die Fremden einen Rat geben. Dieser Rhodan hat merkwürdige Menschen um sich. Einige
von ihnen kennen wir.«
Sie fuhren plötzlich herum. Mitten im Zimmer war ein Geräusch. Niemand konnte unbemerkt
hierher gelangen, denn das Hauptquartier lag zehn Meter unter der Erde, ganz in der Nähe der
Stadt. Die Sicherheitsmaßnahmen hatten noch nie versagt.
Was sie erblickten, jagte ihnen kalte Schauer der Furcht über den Rücken.
Aus dem Nichts heraus materialisierten zwei menschliche Gestalten.
Die eine kannte Zernif. Es war der Mann, der sich John Marshall nannte. Er gehörte zu Rhodan,
diesem geheimnisvollen Fremden, der auf ihrer Seite zu stehen schien, wenn er sich auch jeder
Hilfeleistung enthalten hatte. Der zweite Mann war unbekannt. Seine fast schwarze Hautfarbe war
ungewohnt. Gehörte er auch zu den Fremden?
Zernif faßte sich. Seine Hand, die auf dem Kolben der Waffe lag, kam leer wieder hoch. »Sie?
Wie sind Sie hierhergekommen?«
»Durch die Hilfe meines Freundes Ras Tschubai, den ich Ihnen hiermit vorstellen möchte. Er ist
Teleporter.«
Zernif erhob sich. Für eine Weile vergaß er Rogal. Die anderen Rebellen ließen in ihrer
Wachsamkeit nicht nach, der sie bisher ihr Leben verdankten.
»Wie habt ihr uns gefunden?«
»Es war nicht schwer, Zernif. Wir kommen, um Ihre Hilfe zu erbitten.«
»Meine Hilfe? Wie können wir euch helfen, die ihr mächtiger seid als selbst der Zarlt?«
»Ihr werdet es erfahren. Ist das nicht Rogal? Was ist mit ihm geschehen? Es sieht so aus, als
stünde er unter einem Hypno-Zwang.«
»Wir halten es für die Nachwirkungen eines seelischen Schocks. Wir müssen wissen, was mit ihm
geschehen ist.«
Marshall kniff die Augen zusammen. Sein erster Gedanke war, daß die Mooffs den natürlichen
Abwehrblock Rogals durchbrochen haben könnten. »Wo hat es ihn erwischt?«
Zernif zögerte eine Sekunde. Er ahnte nicht, daß Marshall bereits in seinen Gedanken las und
wußte, was geschehen war. Dann entschloß er sich, dem Fremden reinen Wein einzuschenken. Schnell
berichtete er von dem geplanten Attentat.
Marshall nickte langsam. »Also vergangene Nacht? Dann mißglückte der Anschlag, denn noch heute
vormittag hat der Zarlt neue Befehle erlassen, die sich ganz offen gegen uns, seine Gäste,
richten. Vielleicht macht er uns für das Vorkommnis verantwortlich. Und Rogal kehrte so zurück?«
Er sah in Richtung des Rebellen, der seine Lage nicht verändert hatte. Immer noch starrte er in
die grelle Lichtquelle. »Darf ich ihn mir ansehen?«
Das war nur ein Vorwand, um in aller Ruhe in die Gedanken Rogals eindringen zu können.
Marshall erschrak, als er auf den starken Abwehrblock
Weitere Kostenlose Bücher