Silberband 006 - Der Robotregent
horchte auf. »Mit unserem alten Freund?«
»Ja.« Rhodan nickte. »Mit dem Robotgehirn von Arkon.«
Thora hatte gerade einige Stunden geschlafen, als Leutnant Tifflor sie weckte.
»Verzeihen Sie, Madam, Crest fand keine Gelegenheit, Sie per Interkom zu benachrichtigen. Sie
möchten sofort zu ihm in die Zentrale kommen.«
Thora richtete sich auf. »Was ist geschehen, Tiff?«
»Nichts, Madam. Noch nichts.«
Thora fragte nicht weiter. Sie wartete, bis Tiff die Kabinentür geschlossen hatte, dann stand
sie auf und war zehn Minuten später bei Crest.
Der arkonidische Wissenschaftler wandte kaum den Kopf, als Thora eintrat. Tiff saß vor dem
Navigations-Gehirn und entnahm ihm gerade einige Informationsfolien. Alle Bildschirme waren
eingeschaltet und gaben den Raum vollständig wieder, der die TITAN umgab.
Thora erkannte die kleinen Robot-Aufklärer Arkons, dazwischen größere Kampfeinheiten und
Kreuzer. Weiter im Hintergrund lauerten gigantische Schlachtschiffe vom Typ STARDUST II, Kugeln
mit einem Durchmesser von achthundert Metern.
»Was soll das bedeuten?« fragte Thora und suchte unwillkürlich die GANYMED. Der riesige
Torpedo schwebte scheinbar reglos in einigen Kilometern Entfernung. In Wirklichkeit bewegten sich
beide Schiffe im freien Fall auf Voga zu. »Greift man uns an? Sind es die Schiffe des Zarlt?«
Crest nahm für einen Augenblick seinen Blick von den Instrumenten. »Bisher erfolgte kein
Angriff, Thora. Es sind Einheiten des Imperiums. Alle robotgesteuert. Noch weiß ich nicht, was
das bedeuten soll. Sollte das Robotgehirn seine Abmachungen mit Rhodan vergessen haben?«
Thora gab keine Antwort. Sie studierte den Flottenaufmarsch in aller Ruhe. In ihren Augen war
ein kaltes Funkeln. Als sie endlich den Mund öffnete, klang ihre Stimme kalt und entschlossen.
»Arkons Flotte … Wenn sie uns angreift, Crest, werden wir ihr eine Lehre erteilen, die weder
Orcast noch das Gehirn vergessen werden. Wir besitzen ein mächtiges Schiff – und wir werden
es uns niemals wieder abnehmen lassen.«
Crest lächelte erstaunt. Begütigend meinte er: »Bis jetzt erfolgte kein Angriff. Ich versuche,
Funkverbindung mit dem Kommandanten zu erhalten – wer oder was auch immer Kommandant der
Flotte ist. Vielleicht erreichte ihn nicht der neue Befehl des Robotgehirns. In dem
augenblicklichen Durcheinander ist das durchaus möglich.«
»Aber wenn ein Angriff erfolgt …«, begann Thora, doch Crest unterbrach sie.
»Dann wehren wir uns, selbstverständlich. Tiff, was ist?«
Der junge Leutnant schien auf die Frage gewartet zu haben. »Sie passen sich unserer Bewegung
an und verhalten sich passiv. Von einem Angriff kann keine Rede sein. Es ist – ja, eine
Überwachung. Was sollen wir davon halten?«
»Ich weiß es noch nicht«, antwortete Crest und stellte Bildverbindung mit Oberst Freyt auf der
GANYMED her. »Höchste Alarmbereitschaft, Oberst. Beim geringsten Zeichen eines Angriffs Feuer aus
allen Geschützen. Schutzschirme eingeschaltet lassen. Setzen Sie im Notfall rücksichtslos den
Fiktiv-Transmitter ein.«
»Verstanden!« kam es entschlossen zurück.
Thora fragte plötzlich: »Wann kehren wir nach Zalit zurück? Wir können hier nicht einfach
warten. Rhodan hat keine Möglichkeit, uns zu verständigen.«
»Er hat die Mutanten und die Widerstandsgruppen auf seiner Seite. Um ihn mache ich mir keine
Sorgen. Aber ich vernichte ungern die Schiffe des Robotgehirns. Und es sieht ganz so
aus …«
»Warum fragen wir das Gehirn nicht?«
Crest sah Thora erstaunt an. Dann nickte er langsam. »Das wäre eine Möglichkeit.
Natürlich – warum bin ich nicht sofort auf den Gedanken gekommen? Tiff, stellen Sie mit dem
Hypersender die Verbindung her. Thora wird Ihnen dabei helfen.«
Diesmal dauerte es fast zwanzig Minuten, ehe auf dem großen Schirm die stählerne Halbkugel
erschien. Die mechanische Stimme war genau so kalt und unpersönlich wie beim ersten Kontakt.
»Sie sind geortet. Melden Sie sich. Identifikation.«
»Thora aus der Sippe der Zoltral«, antwortete Thora ungehalten. »Warum halten Sie sich nicht
an die Abmachungen, Regent? Haben Sie Rhodan nicht volle Handlungsfreiheit zugebilligt?«
»Erklären Sie, um welche Beschwerde es sich handelt.«
»Um welche Beschwerde?« fauchte Thora wütend. »Ihre Flotte hat uns eingeschlossen. Wollen Sie
unbedingt unsere Waffen spüren?«
»Niemand greift Sie an. Sie werden lediglich im Auge behalten. Sie können jederzeit
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