Silberband 007 - Atlan
sein.«
»Aber er ist es nicht«, blieb der Funker fest. »Es gibt nur eine logische Erklärung: Er hat
sich in Luft aufgelöst und ist verschwunden.«
»Das nennen Sie logisch?« fuhr Mansrin wütend hoch. »Einen größeren Unsinn habe ich noch nie
vernommen. Hm, vielleicht ist es ein Fehler in der Kontrollanlage. Aber dann müßte Bredag doch
aufzufinden sein.«
»Eben, Herr. Er ist nicht mehr da. Auch nicht in seinem Quartier.«
Mansrin dachte nach. »Diese drei Stunden, die im Zeitplan fehlen – sie machen mir Sorge.
Sie hätten sofort melden müssen, daß Sie Bredag nicht vorfanden, als Sie ihn ablösen
wollten.«
»Es kommt schon mal vor, daß jemand die Zentrale Minuten vor der Ablösung verläßt. Eingehende
Sendungen werden automatisch aufgenommen und registriert. Das war aber nicht der Fall. Die Anlage
war ausgeschaltet.«
»Ausgeschaltet?«
»Ja. Sie war drei Stunden lang ausgeschaltet.«
Der Administrator lehnte sich wieder in den Sessel zurück. Nachdenklich ruhte sein Blick auf
dem jungen Arkoniden. Der Mann sprach die Wahrheit, das erkannte er mit instinktiver Sicherheit.
Damit war das Rätsel aber keineswegs gelöst. Im Gegenteil.
Innere Unruhe begann sich Mansrins zu bemächtigen. In seinem Denken gab es keinen Platz für
unerklärbare Phänomene. Alles hatte seine Erklärung, auch scheinbare Wunder.
»Suchen Sie weiter nach Bredag. Wenn er gefunden wird, möchte ich ihn sofort sprechen. Sie
können gehen.«
Als er wieder allein war, schloß er für eine lange Sekunde die Augen.
Er hatte das untrügliche Gefühl, daß dieser Vorfall nicht die einzige unangenehme Überraschung
des heutigen Tages sein würde.
Eine Ahnung, die sich bewahrheiten sollte.
Zwei Stunden später etwa betraten mehrere Personen unauffällig das riesige Gebäude
in der Nähe des Raumhafens. Sie kamen aus verschiedenen Richtungen und schienen nichts
miteinander zu tun zu haben.
André Noir durchschritt den Korridor des ersten Stockwerks und betrat die gut eingerichtete
Lesehalle neben dem Empfangsraum. Er nickte einigen Besuchern zu, die in den bequemen Sesseln
saßen und die überall bereitliegenden Zeitungen studierten. Dann nahm er ebenfalls Platz und
griff nach einem Buch. Einige der Anwesenden gehörten zu Fellmer Lloyds Hilfsgruppe. Sie würden
ihn unterstützen, wie sie Lloyd unterstützt hatten.
Keine fünfzig Meter entfernt blieben Rhodan und Lloyd vor einer Tür stehen. Ein Schild
besagte, daß es sich um Zimmer Nr. 18 handelte.
Gucky, wo bist du? dachte Lloyd intensiv und lauschte in sich hinein.
Die Antwort kam verblüffend schnell: Im Keller. Der erste Raum ist leer, aber als Gefängnis
eingerichtet. Gib mir einen Tip, wo ich suchen soll.
Sobald ich einen habe, dachte Lloyd zurück. Suche inzwischen weiter.
Dann nickte er Rhodan zu und klopfte mit aller Kraft gegen die Tür.
Es dauerte eine ganze Weile, ehe ein leises Summen ertönte. Die Tür ließ sich nun öffnen.
Rhodan wunderte sich, daß es so einfach war. Er hatte mit mehr Schwierigkeiten gerechnet, aber
wahrscheinlich fühlte sich Tropnow sehr sicher.
Zusammen mit Lloyd betrat er den Raum und zog die Tür hinter sich zu.
Hinter einem Tisch saß der Verräter und sah den Eintretenden entgegen. Sein Gehirn schien sich
zu weigern, die unglaubliche Tatsache zu begreifen, daß der Mann, den er in einer Entfernung von
4.300 Lichtjahren vermutete, plötzlich vor ihm stand. Es dauerte fast zehn Sekunden, ehe sich
seine Hautfarbe zu verändern begann. Sie wurde weiß, kein Tropfen Blut blieb in den Wangen
zurück. Tropnow kam ein wenig aus seinem Sessel hoch, um gleich wieder zurückzusinken. Sein Mund
öffnete sich zu einem Stammeln, aber kein vernünftiger Laut drang über seine Lippen.
»Guten Tag«, sagte Rhodan freundlich, aber in seiner Stimme war ein stählerner Unterton, der
den Verräter warnte. »Ich freue mich, Sie gesund wiederzusehen. In Ihrem Interesse hoffe ich, daß
auch meine Frau so gesund ist wie Sie.«
»Rho-dan!« stieß Tropnow hervor. »Sie …«
Im zweiten Keller ist ein Waffenarsenal, signalisierte Gucky an Lloyd. Was soll ich
tun?
Nimm einen Impulsstrahler und schweiße die Tür von innen zu! befahl Lloyd, ohne eine
Miene zu verziehen.
Inzwischen fragte Rhodan den zitternden Tropnow: »Wo ist Thora? Reden Sie, oder Lloyd wird Ihr
Gehirn ausräumen.«
Der Verräter war selbst Mutant. Ihm brauchte man nicht zu erklären, welchen Einfluß ein
gewaltsamer Bewußtseinseingriff auf
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