Silberband 007 - Atlan
gefallen.«
»Vielleicht wirst du schneller baden müssen, als dir lieb ist«, sagte Deringhouse. »Und vor
allen Dingen: mehr.«
»Der hört bei dem Krach sowieso nichts«, lenkte der Mausbiber ab und sah zu, wie Ataka über
die ersten Wogen sprang, um in tieferes Wasser zu gelangen. Aber er mußte fünfzig Meter laufen,
ehe es ihm bis zur Brust reichte. Die Wellen hoben ihn in regelmäßigen Abständen hoch, und er
winkte fröhlich zum Land zurück.
»Der meint wohl, er sei in Urlaub«, rief Gucky neidisch. Plötzlich verschwand Ataka.
Eben noch war sein Kopf zu sehen gewesen, und nun war er nicht mehr da. Fast eine Minute lang
blieb er verschwunden, dann tauchte sein lachendes Gesicht wieder auf. Er winkte mit beiden
Armen.
»Er hört die Aquas«, gab Marshall die telepathische Botschaft des Japaners weiter. »Aber er
versteht nichts. Wahrscheinlich empfängt er ein unkontrollierbares Durcheinander von Botschaften.
Immerhin wissen wir nun, daß sie sich verständigen.«
»Mager«, faßte Deringhouse zusammen. »Was nun?«
»Vielleicht sind die Aquas Telepathen«, hoffte Gucky.
»Wenig wahrscheinlich«, warf Marshall ein. »aber wir werden es schon schaffen.«
Ataka winkte noch immer. Jetzt tauchte er wieder unter. Als er zum Vorschein kam, sagte
Marshall aufgeregt: »Er meldet stärkere Impulse. Man hat ihn bemerkt. Und nun …«
Sie sahen es selbst.
Draußen, zweihundert Meter vor der Küste, durchfurchten Schaumpfeile die Wasseroberfläche.
Vier, fünf Stück. Sie hielten auf Ataka zu, der regungslos stehengeblieben war. Die Wellen
reichten ihm bis an den Hals, aber manchmal ging ihm das Wasser auch nur bis zum Nabel.
Die fünf Silberpfeile kreisten ihn ein, und das Schäumen versiegte.
Vor Ataka kam ein schlanker, robbenähnlicher Körper aus dem Wasser, richtete sich senkrecht
auf und begann mit beweglichen Armen zu gestikulieren. Deutlich war der ovale Mund zu
erkennen.
»Aquas«, sagte Marshall. »Genauso, wie Tiff sie beschrieb. Nun kommt es darauf an, ob Ataka
sie versteht.« Er zögerte eine Sekunde, dann nickte er. »Der Kontakt ist aufgenommen, aber …
Gucky, springe zur CENTURIO und hole André Noir.«
»Noir?« fragte Deringhouse. »Was sollten wir mit einem Hypno anfangen? Wollen wir die Aquas
unter unseren Willen zwingen?«
»Nein, aber mit seiner Hilfe können wir uns ihnen verständlich machen. Die Fischmenschen sind
keine Telepathen, und niemand versteht ihre Sprache. Noir kann ihnen unsere Absichten
einsuggerieren.«
»Gut.« Deringhouse war einverstanden. »Aber sei vorsichtig, Gucky. Denke daran, daß Lamanche
schon …« Er verstummte jäh.
Der Mausbiber war schon nicht mehr da. Nur seine Spuren im Sand, die plötzlich endeten,
besagten eindeutig, daß er hier eben noch existiert hatte.
Deringhouse fluchte. »Er wartet nicht einmal meinen Befehl ab.«
»Doch, hat er.« Marshall grinste. »Er kann ja schließlich Gedanken lesen. Und wir haben nur
wenig Zeit zu verschwenden.«
Ataka redete inzwischen auf die fünf Fischmenschen ein, aber anscheinend ohne Ergebnis. Er
zeigte immer wieder zum Strand und begann schließlich, langsam auf das Ufer zuzugehen. Zögernd
folgten ihm die Aquas.
Gespannt sahen Deringhouse und Marshall zu. Als der Japaner den Strand erreichte und sich
umdrehte, blieben auch die Aquas stehen. Das Wasser reichte ihnen bis zum Unterleib, der silbern
und schuppig in der tiefstehenden Sonne schimmerte. Deringhouse hätte zu gern gewußt, ob sie Füße
hatten.
Ataka winkte seinen neuen Freunden zu. Sie gingen weiter, unbeholfen und langsam. Bis sie auf
den Strand kamen. Und da sahen sie es.
Die Aquas hatten keine Beine, aber einen starken, flachen Schwimmschwanz, mit dem sie ihre
Unterwasserfahrt steuerten.
Marshall lauschte plötzlich. »Ihre Gedankenimpulse sind stark genug. Ich kann ihre Ströme
empfangen. Leise nur, aber verständlich. Wenn doch Noir schon hier wäre. Möchte wissen, warum
Gucky so lange braucht.«
Ataka zeigte zum Strand hinauf, wo Deringhouse und Marshall standen. Die Aquas richteten ihre
glänzenden Augen auf die beiden Männer, die für sie genauso fremdartig sein mußten, wie es
umgekehrt der Fall war.
»Sie können es zwei oder drei Stunden auf dem Land aushalten«, murmelte Marshall. »Der eine
dachte gerade daran. Sie sind friedlich, wissen aber nicht, wie wir auf ihre Welt gekommen sind.
Hm, von den Topsidern halten sie nicht viel. Sie glauben, daß wir deren Verbündete sind. Wird
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