Silberband 009 - Das rote Universum
um dieses Problem so weit wie möglich abzuschwächen. Der Zweite
Offizier der DRUSUS schien jedenfalls etwas unglücklich zu sein, seine Gefechtserfahrungen in
allen Einzelheiten niederlegen zu müssen.
Wir hatten keine Verluste erlitten, was mir bewies, wie präzise die terranischen Piloten
angegriffen hatten. Natürlich war der Vorteil einer besseren Eigenzeit auf ihrer Seite
gewesen.
Augenblicklich war ich dabei, die von Crest ermittelten Daten auszuwerten. Rhodan hatte den
Heimflug der DRUSUS verzögert, da wir uns verpflichtet fühlten, die in der Zellduschhalle
angerichteten Schäden wieder in Ordnung zu bringen.
Seit unserer Rückkehr aus der Druufebene waren nun runde vierundzwanzig Stunden vergangen.
Eine Roboterarmee war dabei, Physiotron und Stromreaktoren wieder an den alten Standorten zu
montieren und an die Kraftversorgung anzuschließen. Ein Probelauf sollte noch vor dem Start des
Schiffes stattfinden.
Ich ahnte, daß Rhodan von Zweifeln gequält wurde. Er wußte ebensogut wie ich, daß das mit den
Druuf aufgetauchte Problem endgültig gelöst werden mußte.
Einige Hyperfunksprüche des terranischen Sicherheitsdiensts waren besorgniserregend. Demnach
waren auf einigen fernen Welten wieder jene fürchterlichen Dinge geschehen, die wir nicht
verhindern konnten. Ganze galaktische Völker waren über Nacht verschwunden. Große Planeten waren
praktisch entvölkert worden. Geschehnisse, die wir zwar längst kannten, dessen Sinn wir aber noch
nicht begriffen hatten. Welchen Zweck mochte es haben, viele Millionen, sogar Milliarden
denkender Wesen zu entführen?
Ich grübelte seit Wochen darüber nach. Eine Lösung zeichnete sich ab, jedoch wußte ich noch
nicht, ob meine Vermutungen stimmten. Die so plötzlich rückläufige Eigenzeit auf einem
Druufplaneten schien darauf hinzudeuten, daß sich ›drüben‹ ein entscheidendes Stadium anbahnte.
Jemand schien bemüht zu sein, die verschiedenartigen Gesetzmäßigkeiten einander anzugleichen.
Wurde etwa dafür organisch lebende Materie benötigt? War das der Grund für die Entführung
zahlloser Intelligenzen?
Rhodan hatte laut und falsch gepfiffen, als ich ihm wenige Stunden zuvor meine Überlegungen
unterbreitete. Jetzt war ich aber wieder allein im großen Rechenzentrum des
Superschlachtschiffs.
Reginald Bull schien wieder gesund zu sein. Wenn man sein Gesicht sehr genau betrachtete, ließ
sich eine geringfügige Verjüngung feststellen. Immerhin hatte der seltsame Prozeß aufgehört. In
seinem mehr oder weniger diffizilen Zellgewebe war etwas vorgegangen, was wir nicht begreifen
konnten. Sicherlich aber handelte es sich jetzt um eine Stabilität, wie sie bei Perry Rhodan
ebenfalls eingetreten war.
Gegen zwölf Uhr begab ich mich in die große Offiziersmesse der DRUSUS. Der perfekte Roboter
Homunk hatte uns mit frischem Gemüse versorgen lassen. Es schien alles in bester Ordnung. Dennoch
geschah etwas, was mich mit Besorgnis erfüllte. Mir wäre es lieb gewesen, wenn wir Wanderer noch
in derselben Stunde verlassen hätten.
Ich setzte mich auf meinen Stammplatz und wartete die Ankunft der Schiffsoffiziere ab. Sie
kamen nacheinander, Rhodan und Bully erschienen zuletzt.
Der große hagere Mann nickte mir wortlos zu. Sein Essen schlang er gedankenlos hinunter. Als
die Nachspeise von der automatischen Förderanlage aus dem Zentralschacht auf den Tisch geschoben
und sternförmig an die einzelnen Plätze weitergeleitet wurde, sagte er plötzlich laut: »Gucky
behauptet, vor etwa zwei Stunden sehr schwache telepathische Impulse aufgenommen zu haben, die
nur von dem Kollektivwesen ausgestrahlt worden sein könnten. John Marshall hat die Meldung
bestätigt.«
Ich ließ langsam mein Besteck sinken. In der Messe war es plötzlich sehr still geworden. Ich
sah zu dem Mausbiber hinüber, der auf seinem hochbeinigen Spezialstuhl dicht neben Rhodan am
Tisch saß.
»Stimmt«, bestätigte er mit seiner zwitschernden Stimme. »ES hat sich gemeldet.«
»Und wie lautet die Nachricht?« erkundigte ich mich gedehnt.
Gucky war ungewohnt ernst. »Ihr habt ES nicht hören können. Die telepathische Mitteilung war
selbst für mich kaum verständlich. Er sagte, er wolle sich für einige Tage seiner Zeit
zurückziehen.«
»Seiner Zeit, guter Gott«, seufzte Bully. »Habt ihr eine Ahnung, wie lange das dauern
kann? ES lebt länger als die Sonne, wie uns gesagt wurde. Wenn ES von einigen Tagen spricht und
vorsorglich hinzufügt, es
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