Silberband 009 - Das rote Universum
verschwamm. Es bildeten sich rötliche Ringe, aus denen sich langsam
der weißhaarige Kopf des alten Tarts herausschälte. Er lächelte mir beruhigend zu, und da verging
auch das letzte Schmerzempfinden.
Mein bewußter Verstand war ausgeschaltet worden. Nun dachte und handelte ich nur noch unter
dem Zwang meines Erinnerungssektors, in dem all das aufgezeichnet und festgehalten war, was ich
jemals erlebt hatte.
Ich berichtete in englischer Sprache, weshalb ich wieder darauf verzichtete, technische Daten,
Offiziersränge sowie kosmonautische Entfernungs- und Zeitangaben in arkonidische Begriffe zu
fassen. Sie wären für viele Männer der Besatzung unverständlich gewesen, da nur einige Terraner
Arkonidisch beherrschten.
Es blieb sich auch gleich, ob ich einen Schiffskommandanten nur Vere'athor oder einfach
›Kapitän‹ nannte.
Rhodans letzte Worte, die ich noch einigermaßen klar verstehen konnte, lauteten: »Du solltest
daran denken, uns zu sagen, wieso du über die Hyperraumfahrt-Technik der Druuf so gut informiert
bist. Woher weißt du, daß sie nicht einfach transitieren, sondern im Sinne des Wortes fliegen?
Atlan, hörst du noch? Marshall, rufen Sie Dr. Sköldson. Er ist ja leichenblaß. Beeilen Sie sich.
Atlan, was ist?«
Ich bemühte mich um ein beruhigendes Lächeln. Meine Blässe war ganz natürlich, da der
Blutdurchfluß meiner Gesichtshaut bei der erwachenden Aktivität des Logiksektors stark gestört
wurde.
Ich begann zu berichten. Die Gegenwart wurde nichtig. Für mein Extrahirn galt nur die
Vergangenheit. Jemand kam auf mich zu. Es war Inkar, Kommandant des Imperium-Schlachtkreuzers
PAITO …
12.
»… und so haben Seine Erhabenheit, Imperator Gonozal VII. von Arkon, beschlossen,
das System von Larsafs Stern als vorgeschobenen Flottenstützpunkt des Großen Imperiums zu
erklären. Admiral Atlan, Chef des Nebelsektor-Kreuzerverbands, Kristallprinz aus Seiner
Erhabenheit Geschlecht der Gonozal, wird hiermit gehalten und angewiesen, Larsafs Stern mit allen
Mitteln zu verteidigen und dafür Sorge zu tragen, daß dem nichtarkonidischen Gegner ein
Eindringen in das System verwehrt wird. Ferner erhält Admiral Atlan von Seiner Erhabenheit
persönlich den Befehl, den Ausbau der jungen Kolonie zu fördern und zu unterstützen, sofern die
dort jetzt lebenden Intelligenzen willig und die Kriegsereignisse nicht als vorrangig zu bewerten
sind. Gezeichnet Umtar, Chef Kolonisationsplanung des Großen Rates von Arkon.«
Der blutjunge Kreuzerkommandant, eigentlich viel zu jung für eine solche militärische
Rangstellung, ließ die Kunststoffolie sinken. Er hatte die von ihm überbrachte Nachricht des
Rates laut und deutlich vorgelesen.
Draußen, auf dem neuen Raumflughafen von Atlantis, wurde der schnelle Kurierkreuzer MATONI
bereits wieder startklar gemacht. Kapitän Ursaf hatte den Befehl erhalten, sofort nach
Überbringung der Botschaft den Heimflug anzutreten.
Ich stand steif aufgerichtet hinter meinem Arbeitstisch. Meine Kehle war wie ausgetrocknet.
Die sprachlich verschnörkelten Befehle wiesen darauf hin, daß sie in den Schablonenbüros des
Kristallplaneten ausgefertigt worden waren. Für mich waren sie ein Schlag ins Gesicht.
Raumkapitän Tarts, mein altgewordener Lehrmeister und Kommandant des Geschwaderflaggschiffs
TOSOMA, verriet seine Meinung durch ein maliziöses Lächeln.
»… sofern die dort lebenden Intelligenzen willig und die Kriegsereignisse nicht als vorrangig
zu bewerten sind«, wiederholte er spöttisch. »Sonst hat man uns nichts zu sagen? Wo bleibt der
längst angeforderte Nachschub an kampfkräftigen Schiffen und Material? Was ist aus den
Konverterkanonen geworden, deren Konstruktion Admiral Atlan erst durch die Beschaffung der Pläne
ermöglicht hat? Man scheint auf Arkon zu übersehen, daß das berühmte Einsatzgeschwader unter
Atlan nur noch aus zwei Schiffen besteht und daß an ein Eindringen der nichtarkonidischen Methans
in das Larsaf-System überhaupt nicht zu denken ist. Wir sind vierunddreißigtausend Lichtjahre von
den Brennpunkten der Abwehrschlachten entfernt. Die Methans haben andere Dinge zu tun, als sich
um dieses völlig unbekannte Sternchen zu kümmern, dessen Planeten weder eine militärische noch
wirtschaftliche Bedeutung haben. Die Transportkosten liegen höher als der Wert der zu
befördernden Waren. Strategisch betrachtet, ist die Errichtung eines Flottenstützpunkts sinnlos.
Hier gibt es nichts zu erobern oder zu
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