Silberband 009 - Das rote Universum
unter der Anflugschneise lagen. Die Piloten
rissen ausgerechnet in jenem Augenblick ihre Maschinen mit den spitzen Schnauzen nach oben, wenn
sie unseren Standort erreicht hatten.
Es waren wenigstens zwei Einsatzgeschwader, die Rhodan auf den Weg geschickt hatte. Als die
wilde Jagd vorbei war, fragte Aurin besorgt an: »Langt das auch?«
Ich holte tief Luft. Rhodans Lachen ging mir auf die Nerven. Er schien die rätselhaften Druuf
durchaus nicht für unbesiegbar zu halten. Augenblicke später wendete er sich an mich.
»Arkonide, wir haben deinen Rat befolgt. Bully benötigt noch neunundzwanzig Minuten. Bis dahin
muß die Front gehalten werden. Wie beurteilst du unsere Chancen?«
Ich schwieg so lange, bis das von ›drüben‹ angekommene Hyperfunkgerät neben uns aufgestellt
war. Der Bildschirm war in vier Sektoren unterteilt. Gleich darauf schienen die Gesichter der
kommandierenden Einsatzoffiziere. Natürlich waren die Leutnants Stepan Potkin, David Stern und
Marcel Rous auch dabei. Sie führten anscheinend die Zerstörerverbände.
»Wir haben sie«, gab Potkin in aller Gemütsruhe durch. »Die Strukturtaster laufen. Wenn sie zu
uns wollen, müssen sie ja einmal aus dem Hyperraum kommen. Wenn sie die Nasen sehen lassen,
sollten wir etwas tun.«
»Das möchte ich Ihnen geraten haben«, sagte Rhodan unwirsch. »Wir sind von den Fremden geortet
worden. Anscheinend haben sie eine Methode entwickelt, mit deren Hilfe ein Linsenfeld
augenblicklich ausgemacht werden kann. Wahrscheinlich verursachen wir damit eine ganz gehörige
Schockwelle auf fünfdimensionaler Basis. Stoßen Sie in den Raum vor und gehen Sie auf
Fächerposition. Die ankommenden Einheiten müssen unter allen Umständen aufgehalten werden. Ich
brauche noch genau fünfundzwanzig Minuten Zeit.«
Ich hatte meine Fassung wiedergefunden. Das war eine Situation, die ich genau kannte. Ruhig
warf ich ein: »Hör zu, Barbar. Sage den Raumfahrern, sie sollten notfalls dicht aufschließen,
damit sie die freien Korpuskelwellen der Triebwerke als Waffenstrahlen verwenden können. Wenn die
Schutzschirme der Druuf noch nicht verändert worden sind, werden sie auf harte Impulsströme
äußerst labil reagieren.«
Rhodan fragte nicht lange. Ich dagegen hatte wieder einmal Gelegenheit, meine vor zehntausend
Jahren gewonnenen Erfahrungen zur Verfügung zu stellen.
Drei Minuten später standen die terranischen Einheiten schon im Gefecht. Im Hyperfunkgerät
dröhnte und krachte es, als wären da zwei mächtige Flotten aneinandergeraten. Die
Aufnahmemikrophone der Beiboote und Zerstörer übertrugen naturgetreu die entstehenden Geräusche,
die in den mitschwingenden Raumschiffszellen fast unerträglich sein mußten.
Ich kannte das Hallen und Läuten, das bei geschlossenen Breitseiten und langen Dauerschüssen
aufkam. Besonders die Kugelzellen der Kaulquappen waren unangenehm starke Resonanzkörper.
Wir blickten nach oben, doch war mit den bloßen Augen nichts zu erkennen. Das Gefecht spielte
sich tief im Raum ab. Hier und da kamen Meldungen der einzelnen Kommandanten durch. Demnach waren
bisher nur sechs gegnerische Einheiten ausgemacht worden. Vier der langen, dünnen Schiffe konnten
bereits abgeschossen werden. Die Besatzungen bestanden aus Robotern. Die beiden Telepathen an
Bord der Beiboote K-18 und K-6 hatten keine Geistesimpulse aufnehmen können.
»Um so besser«, meinte Rhodan mit einem Blick auf die Uhr. »Noch vier Minuten, dann haben wir
es geschafft.«
Wir warteten ungeduldig. Dabei fragte ich mich immer wieder, was der Mann im Physiotron in
diesen Augenblicken empfinden mochte.
Als die Zeit um war und Homunk die Zelldusche abstellte, schauten wir atemlos zur benachbarten
Antigravplattform hinüber. Das Abschirmungsfeld verschwand. Die Konturen wurden klarer.
Gucky, der dicht vor mir stand und meine linke Hand umklammert hielt, warf plötzlich quiekend
die zierlichen Arme nach oben.
»Er lebt«, hörte ich den Mausbiber schreien, »er lebt! Ich empfange seine Gedanken. Er meint,
er wäre nur eine Sekunde in dem Gerät gewesen.«
Ich wich vor der flimmernden Leuchterscheinung zurück. Gucky war auf einmal verschwunden, doch
schon tauchte er mitten im stillgelegten Physiotron auf, wo er dem breitschultrigen Mann an den
Hals sprang.
Rhodan blickte mich nur an. Wir verstanden uns sehr genau, auch ohne Worte. Einen Erfolg
hatten wir auf alle Fälle erzielt, denn Reginald Bull schien unversehrt zu sein. Wie sich jedoch
Weitere Kostenlose Bücher