Silberband 010 - Thora
halt.
»Dies ist mein Haus«, sagte er stolz. Er ging voraus. Einige farbenprächtig gekleidete Diener
öffneten die Türen vor ihnen. Mataal lächelte.
»Der sichtbare Erfolg des Kämpfers«, sagte er. »Oder sein Aushängeschild, wenn Sie
wollen.«
Durch einen Innenhof betraten sie ein geschmackvoll eingerichtetes Zimmer.
Mataal blickte von Everson zu Scoobey. »Möchten Sie eine Erfrischung?«
»Bringen Sie uns zu Goldstein«, forderte Everson ungeduldig.
Mataal lächelte nachsichtig und führte sie in einen kleinen, sauberen Raum, in dem ein flaches
Holzbett stand. Ein junger Mann ruhte auf der Liege. Seine Augen waren weit geöffnet.
Er bewegte sich nicht, als sie hereinkamen. Er tat überhaupt nichts.
Es war Goldstein.
Von der Tür her sagte Mataal leise: »Natürlich ist er kein Eppaner, ebensowenig wie Sie beide
Eppaner sind.«
Der junge Mutant lag wie ein Clown aus einem billigen Bühnenstück vor Everson auf
dem Bett. Die künstlich angebrachten Ohren standen extrem vom Kopf ab. Die gelbe Haut schimmerte
verwaschen. Anscheinend hatte sich Goldstein keine Sorgen darüber gemacht, daß seine natürliche
Hautfarbe wieder zum Vorschein kam. Die Perücke war nur noch ein verknautschtes Bündel roter
Strähnen.
Diese Eindrücke erschütterten Everson so, daß er Mataals Worte erst voll erfaßte, als Scoobey
an ihm vorbei auf Goldstein blickte und unterdrückt fluchte. Eversons Magennerven krampften sich
zusammen. Wer war dieser Mataal? War er etwa selbst ein Telepath? Verfügte er über andere
paranormale Kräfte – über solche, die ihm erlaubten, Triumphe in der Arena zu feiern?
»Wer weiß es noch?« fragte Everson.
Mataal machte eine ablehnende Geste mit beiden Händen. »Ich bin kein Schwätzer. Nur ich weiß
es.«
Everson sah ein, daß ihm keine Möglichkeit blieb. Mataal kannte ihre Identität. Wenn sie
verhindern wollten, daß er sie weiter verbreitete, mußten sie ihn mit zur Kaulquappe nehmen.
Nicht nur das – Mataal mußte sie mit zur Erde begleiten. Mit seinem Wissen stellte er eine
unübersehbare Gefahr dar. Wenn er in die Hände von Helfern des Robotregenten geriet, würde er
innerhalb von Sekunden alles ausplaudern. Perry Rhodan legte aber großen Wert darauf, daß die
Einsätze des Solaren Imperiums geheim blieben.
Nach dem Verrat des Regenten hatte Rhodan angeordnet, daß noch intensiver als bisher nach
Agenten des Robotgehirns überall Ausschau gehalten wurde. Goldstein, der erst seit kurzer Zeit
dem Mutantenkorps angehörte, war nach Eppan gekommen, um sich auf dieser Welt umzusehen. Everson
hatte den Auftrag, sich um den jungen Mann, zu dem jede Verbindung abgerissen war, zu
kümmern.
»Mataal«, begann Everson gefaßt, »es gibt vieles, was ich Ihnen erklären müßte. Sie würden es
nicht verstehen. Ihr Horizont – relativ gesehen – ist zu begrenzt, um alles
aufzunehmen. Wir kommen von einem anderen Sonnensystem am Rand der Galaxis. Ich kann Ihnen nur
versichern, daß unsere Aufgabe guten Zwecken dient.«
»Ich kenne Goldstein«, sagte Mataal. »Jetzt kenne ich Sie. Das genügt. Ich vertraue
Ihnen.«
Everson wandte sich wieder dem Mutanten zu.
»Er gleicht einem Toten«, bemerkte Scoobey grimmig.
Der Colonel fühlte eine heiße Welle des Mitgefühls in sich aufsteigen. Er ging zur Rückseite
des Bettes, so daß ihn der Junge sehen mußte. Die Augen Goldsteins schienen jedoch in weite Ferne
gerichtet.
»Goldstein!« rief der Colonel. »Hier ist Marcus Everson. An meiner Seite steht Walt Scoobey.
Erkennen Sie uns?«
»Ja«, erwiderte der Telepath mit brüchiger Stimme, und für einen Augenblick kehrten seine
Augen in die Wirklichkeit des Raumes zurück. Etwas an ihm verlieh Everson die Gewißheit, daß er
über ihr Kommen nicht begeistert war. Ein stummer Protest lag in seiner Haltung – eine
fühlbare Ablehnung.
Es war ein veränderter, ein fremder Goldstein, der da lag.
Everson fragte: »Was fehlt Ihnen, Junge?«
»Es ist nichts«, sagte der Mutant leise. »Es ist wirklich nichts.«
Everson sah rasch zu Mataal. Beinahe teilnahmslos stand der Eppaner neben ihm und beobachtete
Goldstein. Seine dunklen Augen waren halb geschlossen. Es war so ruhig im Zimmer, daß Everson den
Atem der anderen hören konnte. Vielleicht hatte Goldstein Furcht und wollte nicht sprechen, wenn
Mataal im Zimmer war.
»Würden Sie uns einen Moment allein lassen?« bat der Colonel.
Schweigend verließ der Gladiator den Raum. Gleich darauf hörte
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