Silberband 010 - Thora
Den Leuten in der Stadt werden wir
erklären, daß wir Ihre Freunde sind. Der Kampf in der Arena hat Sie so erschöpft, daß Sie
zusammengebrochen sind. Wir, Ihre Freunde, bringen Sie zu einem berühmten Arzt, der mit
uns in der Stadt weilt. Also, Mataal, gehen wir!«
Widerstandslos schritt der Eppaner zur Tür. Scoobey folgte ihm mit entschlossenem
Gesichtsausdruck. Everson blickte zurück zu Goldstein, der regungslos auf dem Bett
liegenblieb.
»Los, Mann!« schrie der Colonel. »Bewegen Sie sich!«
Goldstein kroch von seiner primitiven Ruhestätte. Er sah beängstigend aus. Seine Augen lagen
tief in Höhlen, und er vermochte sich nicht aufrecht zu halten.
»Reißen Sie sich zusammen«, sagte Everson hart.
Als sie den Raum verließen, stand einer der Diener neben der Tür. Sein Gesichtsausdruck ließ
keine Gefahr erkennen. Trotzdem atmete Everson erleichtert auf, als sie das Haus verlassen
hatten.
Es geschah kurz vor dem Ende der Stadt. Mataal lief zwei Schritte vor Goldstein und
Scoobey. Everson hielt sich etwas abseits. Ein Fuhrwerk kam ihnen entgegen. Der Eppaner, der in
dem ovalen Karren hockte, versuchte mit Zungenschnalzen und Peitschenknallen, sein verwahrlostes
Tier zu einer schnelleren Gangart zu bewegen. Als das Gefährt auf gleicher Höhe mit Mataal war,
stieß der Gladiator einen heiseren Schrei aus und warf sich mit einem verzweifelten Sprung hinter
die Räder.
Everson hörte Scoobeys wilden Fluch. Er rannte um den Wagen herum, um Mataal in das Schußfeld
des Offiziers zu treiben. Der Fahrer richtete sich auf und schlug mit der Peitsche nach Everson.
Er traf ihn quer über den Rücken. Der Colonel brach unter der Wucht des Hiebes zusammen.
Inzwischen war es Mataal gelungen, sich in das Innere des Karrens zu schwingen. Scoobey, der
keinen Schuß riskieren konnte, ohne Everson zu treffen, sprang hinter ihm her. Wieder gebrauchte
der Fahrer seine Peitsche. Er war ein kleiner, breiter Mann, der mit stummer Verbissenheit
kämpfte.
Scoobey wich dem Schwinger Mataals aus und umklammerte die Beine des Arenakämpfers. Keuchend
kam Everson wieder hoch. In seinem Rücken schien eine Feuerrute zu brennen und sich tief in die
Haut zu bohren. Er riß den erhobenen Arm des Fahrers zurück. Der Mann verlor das Gleichgewicht
und stürzte gemeinsam mit Everson zu Boden. Staub wirbelte auf und drang ätzend in Eversons
Augen. Everson schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß keine weiteren Eppaner auftauchen
möchten.
»Schnell!« hörte er die keuchende Stimme Scoobeys. »Der Kerl entwischt uns.«
Mataal drückte den kleinen Offizier über die Umrandung des Wagens und schleuderte ihn hinaus.
Mit einem wuchtigen Schlag brachte Everson seinen Gegner auf Distanz und warf sich über Mataal,
der Anstalten machte, in den Fahrersitz zu klettern, um das Tier anzutreiben. Rücksichtslos stieß
ihn der Eppaner zurück. Er fiel hintenüber, und sein Kopf schlug hart gegen Holz. Er sah Scoobey
im Staub knien, den Paralysator in der Hand. Rote Kreise schwangen vor seinen Augen. Sein Körper
wurde von Schmerzen durchflutet.
»Das Tier, Walt!« schrie er mühsam. »Zielen Sie auf das Tier!«
Der gerade in Bewegung kommende Wagen verlangsamte seine Fahrt. Mit gezogener Waffe langte
Scoobey neben ihnen an. Von der Wirkung des Paralysators betäubt, waren Mataal und das Tier
zusammengesunken. Ein weiterer Schuß hatte den Fahrer außer Gefecht gesetzt.
»Wir werden Mataal tragen müssen«, sagte Everson und rieb sich den schmerzenden Schädel. »Der
Fahrer kann liegenbleiben. Es wird einige Zeit dauern, bis er wieder zu sich kommt. Er wird nicht
viel zu erzählen haben.«
Scoobey nickte.
Auf seiner Stirn bildeten sich sorgenvolle Falten.
»Der Junge«, sagte er.
Everson sah zurück. Goldstein stand am gleichen Platz wie zuvor. Er hatte überhaupt nicht in
den Kampf eingegriffen.
»Beeilen wir uns, daß wir zum Schiff gelangen«, drängte Everson. »Dort werden wir uns um
Mataal und Goldstein kümmern.«
20.
Das Wispern der elektronischen Geräte verdichtete sich zu einem deutlichen
Rauschen. Everson öffnete die Augen und versuchte, das Halbdunkel zu durchdringen.
Er wußte, daß es ein unbestimmter Laut war, der ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Ein
Geräusch, das nicht zu der abgestimmten Monotonie des ständigen Summens und Arbeitens der
Maschinen in der Kaulquappe gehörte. Verwundert stellte er fest, daß sein Herz bis zum Hals
schlug. Er schüttelte den Kopf über seine
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