Silberband 010 - Thora
dieses positronische Riesengebilde eine Gemeinheit plant,
Gehirnwäsche und sonstige Dinge. Und ich folgere jetzt weiter: Das P-Gehirn verlangt, daß wir zur
Blockadefront vorstoßen und uns dort melden. Noch weiß es nicht, daß ich an Stelle von Perry
Rhodan komme. Das schaltet die Gefahr aus, beim Herauskommen aus dem Hyperraum vernichtet zu
werden, aber es verringert nicht die Gefahr, angeschossen zu werden. Hinterher läßt sich der
Angriff auf ein terrestrisches Schiff leicht erklären. In der Zwischenzeit ist unsere Besatzung
getötet worden, während die wichtigsten Personen an Bord sich in bester Verfassung auf dem Weg
nach Arkon befinden, um dort einer Gehirnwäsche unterzogen zu werden. Und ich habe Thora an
Bord.«
Deringhouses Blick wanderte zwischen Reginald Bull und Marschall Freyt hin und her.
»Können Sie Gedanken lesen, Deringhouse?« fragte Bully.
»Nein. Warum?« erwiderte der General überrascht.
»Weil Perry Rhodan aufgrund des verstümmelten Funkspruchs den gleichen Schluß gezogen
hat.«
»Und ich soll trotzdem mit Thora nach Arkon fliegen?«
»Ja, General.« Bully begann, im Raum hin und her zu wandern.
Deringhouse erhob sich. Er strich sich über sein kurzgeschnittenes Haar. Es war keine
Verlegenheitsgeste, sondern das Zeichen, zum Entschluß gekommen zu sein.
»Wenn man über die Gefahr unterrichtet ist, die einen erwartet, dann hat sie schon den größten
Teil ihrer Gefährlichkeit verloren. Hoffentlich trifft diese sprichwörtliche Behauptung auch auf
diesen Fall zu. Gut. Die BURMA ist startbereit. Ich werde jetzt gehen.«
»Viel Glück!« wünschte ihm Reginald Bull, und er war offensichtlich bedrückt.
»Alles Gute, Deringhouse!« rief Freyt hinter ihm her. Bully und Freyt standen am Fenster und
blickten der startenden BURMA nach, die mit hoher Beschleunigung in den klaren Himmel raste.
»Warum bin ich nicht auf der BURMA gewesen, um Thora noch einmal die Hand zu geben?« fragte
Bully bitter. »Ich Feigling.«
Sie sahen sich nicht an. Die Erkenntnis, was Thora für die Menschen der Erde bedeutet hatte,
kam erst jetzt auf sie zu – jetzt, da beide ohne jede Hoffnung waren, Thora noch einmal
wiederzusehen.
Freyt fragte: »Ist der Junge unterrichtet worden?«
Der untersetzte Mann fuhr herum, Zorn in den Augen und eine Hand zur Faust geballt. »Nein!
Warum nicht, Freyt? Ich sage es Ihnen: Weil dieser Bengel sich immer noch weigert, seinen Vater
zu sehen.«
Freyt sah verlegen zu Boden.
»Lassen wir dieses Thema«, schlug Bull vor. »Mir gehen die Nerven durch, wenn ich den Namen
Cardif höre.« Er hob die Schultern. »Hoffen wir, daß Thoras Mission ein Erfolg wird. Auf Gray
Beast wartet man schon auf mich.«
Einige Minuten später verabschiedeten sie sich.
8.
Joe Pasgin, 1. Offizier der BURMA, hatte sich schon Gedanken über Deringhouses
Ausbleiben gemacht, als der General die Zentrale des Leichten Kreuzers betrat und sinnend vor dem
großen, ausgeschalteten Bildschirm stehenblieb.
»Fliegen Sie das Schiff, Pasgin«, sagte er, ohne sich nach ihm umzudrehen. »Erstes Ziel der
BURMA ist die Blockadefront der arkonidischen Robotraumer vor der Überlappungszone.«
Joe Pasgin hatte gerade zum Synchronschalter greifen wollen. Die Hand blieb in der Luft
stehen. Auch alle anderen Männer in der Zentrale hielten inne. Jeder blickte fragend, verwirrt
und verblüfft zugleich zum General hinüber.
Conrad Deringhouse kehrte den Männern den Rücken zu. Auch die Blicke, die er auf sich
gerichtet fühlte, konnten ihn nicht zwingen, sich umzudrehen.
»Pasgin, wer ist der Feuerleitoffizier?«
»Big Alden, General. Er kommt von der TITAN und hatte dort die Leitung der beiden
Polgeschütztürme unter sich.«
»An Bord alles vollzählig?«
»Ja.«
»Dann ab, Pasgin. Ich bin in meiner Kabine zu erreichen.«
Er drehte sich um, nickte jedem zu, und dabei umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen.
Als das Schott sich hinter ihm schloß, kam in der Zentrale das Gespräch auf.
»Das wird wieder ein Einsatz werden!«
»Wenn Big Alden zur Nummer eins auf der BURMA wird, bei der schwachen Bewaffnung …«
»Wir haben doch Thora an Bord«, warf ein dritter ein.
Joe Pasgin musterte sie alle. Er machte sich Sorgen. Der Umweg, Arkon über die Blockadefront
zu erreichen, verhieß nichts Gutes, und der General hatte es sie merken lassen, daß während des
Einsatzes mit allem zu rechnen war.
»Start in fünf Minuten!« gab Pasgin sein Kommando.
Hendrik
Weitere Kostenlose Bücher