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Silberband 010 - Thora

Titel: Silberband 010 - Thora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Bunkereingang waren es nun noch fünfzig Meter. Mike Judson dachte nicht daran, daß die
Temperatur seiner Umgebung mit jedem Schritt wuchs, den er tat. Er dachte auch nicht daran, daß
der Anzug, den er trug, oberhalb einer gewissen Temperaturgrenze den Dienst aufgeben würde. Er
dachte nur noch an die fünfzig Meter und daran, daß er sie schaffen mußte.
    Keuchend, schwitzend und vor Schmerzen stöhnend, arbeitete er sich durch eine Welt, in der das
Chaos tobte und die dennoch völlig still war. Er nahm das Unwirkliche nicht mehr wahr. Er war
besessen von dem Gedanken, den Bunker zu erreichen und Perry Rhodan zu warnen. Er sah nicht mehr
nach der glühenden Wand des Kernfeuers, das sich über den Boden des Landefelds heranwälzte, und
es drang ihm auch nicht ins Bewußtsein, daß die Temperatur der Feuerwand ausreichte, um einige
gefährliche Dinge zu bewirken, wie zum Beispiel das Zusammenschmelzen zweier zuvor getrennter
Uran-Katalysatorhälften.
    Als Mike Judson von den restlichen fünfzig Metern fünfundzwanzig oder dreißig zurückgelegt
hatte, war er mit seinen Kräften am Ende. Er konnte keinen Schritt mehr tun. Er fiel einfach
vornüber und stemmte sich mit dem Rest seiner Kraft gegen den mörderischen Sturm, der ihn
davonblasen wollte.
    Nur ein paar Augenblicke, dachte er. Gleich kann ich wieder weiter. Nur ein paar
Augenblicke.
    Der Verstand besiegte den Körper. Mike Judson erhob sich wieder und taumelte weiter, obwohl in
ihm keine Kraft mehr war, die die Beine in Bewegung setzen und dem Sturm trotzen konnte.
    Er sah das Pfortenhäuschen des Bunkereingangs aus dem Dunst des radioaktiven Staubs vor sich
auftauchen. Das Bewußtsein, so nahe am Ziel zu sein, gab ihm neue Kraft. Stolpernd, keuchend,
taumelnd arbeitete er sich vorwärts, Meter um Meter, Fuß um Fuß. Dann kam vor ihm eine
glühendheiße, feurige Bö auf, riß ihn von den Beinen und schleuderte ihn zwanzig Meter weit
zurück. Hart stürzte er zu Boden und verlor unter dem Aufprall das Bewußtsein.
    Gerade rechtzeitig, um das Inferno nicht mehr zu sehen, das im selben Augenblick über den
Stützpunkt Gray Beast hereinbrach und auch Judson in wenigen Augenblicken verschlingen würde.
    Um zwölf Uhr neunundvierzig Terrania-Zeit überrollte die von den Arkonbomben
entfachte Feuerwand die Raketenstellung XVII am nördlichen Rand des Landefelds. Eine der Raketen
war knapp eine halbe Stunde zuvor zum Abschuß bereitgemacht und geschärft worden, als
Oberstleutnant Judsons Befehl zur Aufnahme von Schutzanzügen bekannt wurde. Die Männer hatten dem
Befehl gehorcht und die Rakete stehen lassen. Als sie sich Schutzanzüge besorgt hatten, waren sie
an Bord der wartenden Transportschiffe gegangen.
    Um die geschärfte Rakete hatte sich niemand mehr gekümmert.
    Das Feuer schmolz die beiden Hälften des Katalysators zusammen und vereinigte sie so zu einer
kritischen Masse. Unter Temperaturen von mehreren Millionen Grad explodierte der Fusionskopf der
Rakete.
    Ein feuriger Ball nuklearer Gewalt erhob sich über dem Landefeld von Gray Beast und ließ für
ein paar Sekunden selbst die strahlende Helligkeit des gelben Kernfeuers verblassen.
    Der terranische Stützpunkt Gray Beast hörte auf zu existieren.
    Als die Druckwelle der Kernbombenexplosion den Bunker zum Zittern brachte, wußte
Perry Rhodan, daß er das Gray-Beast-Spiel verloren hatte. Die Arkoniden griffen an. Sie hatten
das Ziel nicht verfehlt. Und der Stützpunkt war nicht für eine wirkungsvolle Verteidigung
eingerichtet. Seine wichtigste Waffe war das Geheimnis gewesen, das seine galaktische Position
umgab. Ein winziger, lächerlicher Zufall, ein Defekt an einem kleinen Gerät, dem Dämpfer der
RIGEL, hatte den Terranern diese Waffe aus der Hand geschlagen. Gray Beast war dem übermächtigen
Angriff des Gegners fast schutzlos preisgegeben. Die Terranische Flotte stand fünfhundert
Lichtjahre weit entfernt – zu weit, um noch mit Aussicht auf Erfolg in die Vorgänge
eingreifen zu können.
    Dazu kam, daß Perry Rhodan nicht einmal eine Möglichkeit mehr hatte, die Flotte herbeizurufen.
Mit der Explosion der Kernbombe war auch der große Telekomsender ausgefallen, der Gray Beast mit
der Außenwelt verbunden hatte. Es gab noch eine Menge kleinerer Geräte, aber sie waren irgendwo
in Magazinen und Büroräumen verteilt, und das einzige, das zur Notausrüstung des Bunkers gehörte,
war nicht kräftig genug, um die fast einen Kilometer starke Erdschicht über der

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