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Silberband 010 - Thora

Titel: Silberband 010 - Thora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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vorgesehenen Öse an der Innenwand der Schleuse.
    Dann, das Seil durch die Hand gleiten lassend, trat er hinaus. Das künstliche Schwerefeld des
Schiffes entließ ihn im selben Augenblick, in dem er sich von der Schleuse abstieß. Die
Beschleunigung schien die KEENIAL mit entsetzlicher Geschwindigkeit an ihm vorbeizureißen. Aber
das Rückstoßaggregat arbeitete schon, der winzige Antigrav machte den Andruck erträglich, und das
Seil wurde nicht über Gebühr belastet.
    Langsam trieb Atlan an der glänzenden Wandung des Schiffes entlang, auf den Äquatorwulst zu,
aus dem die weißblauen Flammen der Korpuskulartriebwerke in die Finsternis des Raumes
stießen.
    Der schrille Lärm der Alarmsirenen erfüllte Gänge und Räume des Schiffes. Perry
Rhodan hörte auf, mit den beiden Wachtposten auf englisch zu reden, und Olthaur und sein Kamerad
sahen sich verwirrt an.
    Rhodan gab sich Mühe, seinen Triumph zu verbergen. Atlans Flucht war gelungen. Wenn sich alles
weiter so entwickelte, wie sie es sich ausgedacht hatten, dann …
    Die Sirenen verstummten. Die Stille danach wirkte gespenstisch. Olthaur warf einen scheuen
Blick auf den Gefangenen, dann rannte er zum Interkomstand. Perry Rhodan blieb unter der Tür
stehen, Auge in Auge mit dem dritten Wachtposten und der drohenden Mündung des
Schockstrahlers.
    Olthaur führte ein kurzes, aufgeregtes Gespräch. Dann legte er den Hörer auf und verkündete
mit nervöser Stimme: »Die Gefangenen sind zum Kommandostand zu bringen. Alle drei.«
    Wenn er gewußt hätte, wieviel Mühe Rhodan sich jetzt gab, um das Aufatmen zu verbergen, er
wäre mißtrauisch geworden. So jedoch hörte er nur Rhodans formellen Protest: »Der Kranke ist
nicht transportfähig.«
    Olthaur schien die eigene Unsicherheit zornig zu machen.
    »Er ist transportfähig!« schrie er wütend. »Los jetzt, und keine Einwände mehr!«
    Perry Rhodan verschwand in der Kabine. Unbemerkt von den Posten, warf er Reginald Bull einen
aufmunternden Blick zu.
    Bull nickte ernst.
    Fellmer Lloyd war inzwischen zu Bewußtsein gekommen. Es ging ihm besser; das Medikament hatte
zu wirken begonnen. Er bestand darauf, auf seinen eigenen Beinen zum Kommandostand zu gehen, aber
ungeachtet seines Protestes nahmen ihn Rhodan und Bull zwischen sich und schleppten ihn
hinaus.
    Die beiden Posten standen wachsam und schußbereit.
    »Dorthin!« erklärte Olthaur energisch und wies mit dem Lauf seiner Waffe den Gang entlang.
    Atlan kannte dieses Schiff wie seine eigene Tasche. Der gleiche Typ hatte unter
seinem Kommando gestanden vor Jahrtausenden, als er im Larsa-System eine arkonidische Kolonie
errichtet hatte. Er wußte, in welcher Weise Düsenquerschnitt und Triebwerksleistung miteinander
gekoppelt waren. Er wußte, daß es an der Außenwand des Schiffes, dicht in der Nähe der Düsen,
kleine Mechanismen gab, die, von Hand betätigt, Veränderungen der Düsenquerschnitte
ermöglichten.
    Es gab Fälle, in denen die vom Kommandostand aus bedienten Regelmechanismen versagten. Ein
Schiff jedoch, das seine Düsenquerschnitte und damit die Triebwerksleistung nicht regeln konnte,
war manövrierunfähig. Also gab es noch manuelle Vorrichtungen, die den Ausfall des Regelsystems
zu überbrücken erlaubten.
    Vom ersten Regelmechanismus trennten Atlan nur noch ein paar Schritte. Er zog am Seil. Wenn er
genug davon einholte, spürte er den Widerstand. Er würde die Hilfe des Seiles brauchen, sobald er
zu arbeiten begann. Die Hilfe des Seiles, das Rückstoßaggregat und den Antigrav.
    Denn die manuellen Regelmechanismen waren mit dem Andruckabsorber des Schiffes nicht
gekoppelt. Die KEENIAL würde anfangen zu bocken wie ein junges Pferd, wenn er die
Düsenquerschnitte veränderte.
    Chollar war über alle Maßen zornig, aber er hatte keine Zeit, seinen Zorn an den
Gefangenen auszulassen.
    Perry Rhodan spürte die Unruhe, die den Kommandostand erfüllte. Einer der Gefangenen war
verschwunden, auf einem ungewöhnlichen, selten begangenen Weg. Er hatte das Schiff verlassen. In
dieser Sekunde trieb er sich irgendwo draußen im freien Raum herum.
    Warum? Wozu?
    Chollar hatte seine Männer auf die Suche geschickt. Die Hauptgänge der KEENIAL waren scharf
bewacht. Der Gefangene würde vielleicht versuchen, durch eine der großen Schleusen wieder
hereinzukommen.
    Die andere Hälfte der Besatzung machte sich bereit zum Aussteigen. Chollar vermochte sich im
Augenblick noch nicht vorzustellen, welchen Schaden ein einzelner,

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