Silberband 010 - Thora
Stunden zur Auffindung der KEENIAL brauchen würden. Das setzte voraus, daß sie sofort nach
Empfang des ersten Spruchs aufbrachen.
Fünf bis sechs Stunden würden auch die Luftvorräte des isolierten Kommandostands ausreichen.
Und wenn wirklich alle Hoffnung vergebens gewesen sein sollte, dann bestand immer noch die
Möglichkeit, einen echten Notruf auszusenden, auf den hin Schiffe aus allen Richtungen sofort
herbeieilen würden.
Das würden dann allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit arkonidische sein.
Die Mannschaft der KEENIAL verhielt sich weiterhin ruhig.
Fellmer Lloyd war immer noch nicht wieder zu sich gekommen. Er atmete jedoch ruhig, und Rhodan
hoffte, daß, wenn er erwachte, die ekhonidischen Medikamente ihre Wirkung voll getan haben
würden.
Das Warten ging weiter.
Plötzlich war Bewegung im Schiff. Schreie klangen auf, das Singen von
Energieschüssen drang durch die Wände. Die KEENIAL begann zu zittern.
Im Kommandostand waren die drei Terraner augenblicklich auf den Beinen. Schüsse und Schreie,
das konnte nur bedeuten, daß die Ekhoniden diejenigen, die das Schiff zu betreten versuchten, für
Feinde hielten.
Feinde der Ekhoniden – das konnten nur Terraner sein.
Die Gefangenen waren immer noch bewußtlos. Seitdem Perry Rhodan den ersten Funkspruch
aufgegeben hatte, waren dreieinhalb Stunden vergangen. Das terranische Schiff mußte weit von der
Erde entfernt gewesen sein, als es den Spruch auffing. Sonst hätte es nicht so schnell zu Hilfe
kommen können.
Draußen näherte sich der Lärm. Ungeduldig schritt Reginald Bull durch die Finsternis auf eines
der Schotte zu und blieb daneben stehen. Er preßte das Ohr gegen die metallene Wand und versuchte
zu hören, was draußen vor sich ging.
Die Geräusche waren undeutbar. Jedenfalls spielte sich auf den Decks und in den Gängen des
Schiffes ein Kampf ab. Wer auch immer der Eindringling war, die Ekhoniden schienen ein Höchstmaß
an Widerstand zu leisten.
»Wir sollten das Schott öffnen«, schlug Reginald Bull vor, »und die Kerle zwischen zwei Feuer
bringen.«
Perry Rhodan lehnte ab. Der Plan war zu riskant.
»Wir warten«, entschied er.
Der Lärm des Kampfes steigerte sich. Das Schiff zitterte.
Der Widerstand der ekhonidischen Besatzung schien zu brechen. Das Lärmen kam näher. Wenn
Reginald Bull das Ohr gegen die Wand preßte, vernahm er undeutlich das Trappeln eiliger Füße, die
draußen über die Gänge hasteten.
Dann trat plötzlich Ruhe ein.
Minuten vergingen. Perry Rhodan sah auf die Leuchtziffern seiner Uhr. Der Kampf um die KEENIAL
hatte mehr als eine Stunde gedauert.
Dann begann eines der Schotte plötzlich zu dröhnen.
Atlan und Rhodan glitten auf der anderen Seite des Schottes in Deckung. Die Gefangenen waren
vergessen.
»Nicht öffnen!« befahl Rhodan. »Das ist eine Falle.«
Das Dröhnen verstummte. Perry Rhodan nutzte die Zeit, um Signale gegen das Schott zu klopfen.
Er gab rhythmische Zeichen. Jeweils drei in einer Gruppe. Aber der, der draußen stand, schien
nicht gewillt, den Rhythmus zu lernen. Nach einer Weile begann es von neuem zu dröhnen. Diesmal
klang es zornig und so laut, daß die drei Terraner ein paar Schritte weit zurückwichen.
Die Situation war unwirklich. Sie befanden sich an Bord eines feindlichen Schiffes, in einem
einzelnen Raum, abgeschnitten von allen anderen. Sie hatten einen Notruf ausgesandt und darauf
gewartet, daß ein terranisches Schiff ihnen zu Hilfe kam und sie abholte. Sie hatten damit
gerechnet, daß jemand von draußen gegen das Schott klopfen und rufen würde: He, macht auf!
Statt dessen gab der dort draußen kein Wort von sich, und die Schläge, unter denen das Schott
zitterte, waren viel zu kräftig selbst für zehn menschliche Fäuste.
Ein fürchterlicher Verdacht stieg in Rhodan auf.
In diesem Augenblick fuhr Fellmer Lloyd hinter ihnen mit lautem Schrei in die Höhe. In der
Finsternis hörten sie ihn taumelnd auf die Beine kommen und gegen die Wand stoßen.
»Öffnen!« keuchte er. »Um Himmels willen, öffnet doch! Sie sprengen uns sonst in die
Luft!«
Wer auch immer dort draußen war, er hatte seine Gedanken an den Telepathen Fellmer Lloyd
verraten.
»Macht auf!« befahl Perry Rhodan knapp. »Und haltet die Waffen unten!«
Klappernd und mit metallischem Klingen löste sich die Verriegelung des Schottes. Der schwere
Metallflügel glitt zur Seite. Helles Licht fiel von draußen herein und zeichnete die Umrisse
einer gewaltigen Gestalt,
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