Silberband 010 - Thora
sich, als alle Vorbereitungen getroffen waren,
gleichzeitig auf den Weg gemacht. Einer hatte den anderen sehen können, als sie die Schleusen
verließen und davoneilten, der eine nach links, der andere nach rechts. Ihre Zellen lagen
nebeneinander.
Ursprünglich waren sie der Ansicht gewesen, daß die Druuf sie in einem abgelegenen Teil der
Höhle untergebracht hätten. Sie urteilten aus menschlicher Mentalität: Die Gefangenenzellen
liegen im Keller, die Büros im ersten Stock. Fellmer Lloyd hatte bald eingesehen, daß die Druuf
über diese Sache anders dachten, aber zuvor hatte er noch das Glück gehabt, eine Art Lagerraum zu
finden. Er war, als die Tür seiner Schleuse sich öffnete, einfach losgerannt. Er hatte sich keine
Zeit genommen, das richtige Gleitband auszusuchen. Neben den Bändern entlang war er bis zur
nächsten Schleusentür gekommen. Als er den Öffnungsmechanismus betätigte – er wußte jetzt,
daß dieser in knapp zwei Metern Höhe rechts neben der Tür lag –, begannen ihm die Ohren zu
sausen. Er hatte gerade noch genug Kraft, die Luft so lange anzuhalten, bis die Schleuse sich mit
dem atembaren Gemisch gefüllt hatte. Der rasche Druckausgleich machte ihn ein wenig schwindlig,
aber er fühlte sich nach wie vor kräftig und voller Tatendrang.
In dem Raum hinter der Schleuse standen eine Unzahl Gestelle, und auf den Gestellen lagen
unzählige Dinge, von winzig kleinen Schrauben bis zu drei Meter langen Rohrstücken, die
wahrscheinlich als Ersatzteile für die Pumpsysteme der Schleusen gedacht waren. Lloyd war beim
Anblick der vielen Dinge eingefallen, daß es gut wäre, wenn er eine Waffe hätte. Er bedachte die
Größe der Druuf und die Ausdehnung der Räume, in denen sie sich aufhielten, und wählte ein fast
zwei Meter langes Rohrstück. Es war ziemlich schwer, aber er glaubte, er würde es halten und
damit zuschlagen können, wenn es darauf ankam.
Von Perry Rhodan hörte er nichts. Er empfing undeutliche Gedankenmuster, wußte aber nicht,
woher und von wem sie kamen. Erst als er sich mit aller Macht darauf konzentrierte, stellte er
fest, daß sich im links angrenzenden Nachbarraum jemand aufhielt. Er konnte das Muster erkennen,
jedoch die Gedanken nicht lesen. Es war ein fremdes Gehirn, das da dachte. Ein Druuf-Gehirn.
Das erschreckte ihn. Er wußte nun, daß dieser Teil der Höhle keineswegs abgelegen und
unbewohnt war. Rhodan war inzwischen in die Zellen von Reginald Bull und Atlan eingedrungen und
hatte die beiden über die Änderung der Lage informiert. Alle drei waren sie inzwischen damit
beschäftigt, den Gang auf der anderen Seite von Lloyds Zelle zu erforschen.
Fellmer Lloyd nahm das Rohrstück zur Hand und machte sich wieder auf den Weg. Diesmal teilte
er seinen Atem besser ein und hatte noch keine Beschwerden, als sich die nächste Schleusentür
hinter ihm schloß. Sobald er wieder Luft holen konnte, kletterte er an dem Gestänge des
Pumpensystems in die Höhe und fand eine Stelle, an der er sich allein mit den Beinen hinter eine
Metalleiste klemmen konnte, so daß er die Arme nicht zum Festhalten brauchte. Es war keine
besonders bequeme Stellung, aber er hoffte, daß er sie nicht allzu lange würde aushalten müssen.
Er probierte, wie er mit seiner neuen Waffe umgehen konnte, und war mit dem Ergebnis des Versuchs
zufrieden. Danach schlug er mit dem metallenen Prügel ein paarmal kräftig gegen die Innentür und
merkte, wie der Druuf im Raum dahinter aufmerksam wurde. Er schlug noch einmal. Da stand der
Druuf auf und kam, um nachzusehen, was sich in seiner Schleuse tat. Fellmer Lloyd hing etwa
dreieinhalb Meter über dem Boden. Der Druuf sah ihn gleich im ersten Augenblick, aber anscheinend
war sein Schreck so groß, daß er sich ein paar Sekunden lang nicht rührte. Er starrte nur mit
seinen schillernden Facettenaugen auf das seltsame Wesen, das da an der Wand hing, und Fellmer
Lloyd hatte genug Zeit, mit seiner Stange weit auszuholen und sie dem Druuf gegen den Schädel zu
schlagen. Er hatte nicht mit einem schnellen Erfolg gerechnet, aber der Druuf war umgefallen wie
ein schwerer Sack. Lloyd kletterte aus dem Pumpengestänge herunter und besah sich die Wunde, die
er dem Druuf zugefügt hatte. Sie sah nicht besonders gefährlich aus.
Da er damit rechnen mußte, daß der halb in der Schleuse liegende Druuf Aufsehen erregen würde,
sobald jemand von draußen hereinkam, schleifte er ihn unter größter Anstrengung durch den Raum
hinter
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