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Silberband 011 - Der Fall Kolumbus

Titel: Silberband 011 - Der Fall Kolumbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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seinem Gehirn. Sie
hatte behauptet, schon seit Jahren in ihm zu wohnen und seine Arbeit zu kontrollieren.
    Onot stand auf und ging mit unruhigen Schritten in der Zelle auf und ab. Fünf Schritte hin,
fünf Schritte her.
    Die Stimme …
    Er müsse tun, was sie von ihm verlange, hatte sie weiter gesagt. Er müsse ihr gehorchen, was
immer sie ihm auch auftrage. Und er entsann sich, daß sie ihm den Verrat befohlen hatte. Ja, er
war es gewesen, der den Transmitterempfänger einschaltete, damit die fremden Roboter in die
Zentrale eindringen konnten. Und das nur, weil die Stimme es von ihm verlangt hatte.
    Onot setzte sich wieder.
    Wenn er dem Obersten Richter von der Stimme erzählte, würde der ihm glauben? Oder würde der
Richter es nicht für eine Ausrede halten, für ein Hirngespinst?
    Onot hörte schon, wie der ganze Gerichtssaal vor Lachen dröhnte. Die Druuf waren nüchterne und
berechnende Geschöpfe. Sie glaubten nicht an Gespenster oder Stimmen.
    Aber dann suchte er weiter in seinen Erinnerungen.
    Hatte die Stimme nicht auch behauptet, wenn sie ihn verließe, müsse er sterben? Sie hatte ihn
verlassen, aber er lebte immer noch. Nun kehrte langsam die Erinnerung zurück. Wenn er seine
Richter von seiner Unschuld überzeugen konnte, war vielleicht alles gut.
    Sie sei ein Geist, der seinen Körper verloren hätte, hatte die Stimme damals erklärt. Nun habe
er eine neue Heimstätte in Onots Körper gefunden. Onots Geist und Intellekt, so forderte die
Stimme weiter, habe sich ihren Befehlen nicht zu widersetzen, sondern müsse gehorchen.
    Onot hatte gehorcht, weil er mußte – und weil er damals keine Ahnung hatte von dem, was
mit ihm geschah. Moralisch gesehen, war er der Verbrechen, deren man ihn bezichtigte, nicht
schuldig. Wie es aber in der Praxis der unbarmherzigen Gesetze Druufons aussah, war eine andere
Frage.
    »Ich bin wieder Herr meines Geistes und damit auch meines Körpers«, sagte Onot zu sich.
»Niemand hat mir etwas zu befehlen. Ich bin Onot, der Wissenschaftler. Ich werde den Druuf eine
Waffe bauen, mit der sie das Universum besiegen können. Die Zeit – welche Geheimnisse birgt
sie noch für mich? Wenn ich will, kann ich den Zeitstrom umlenken – und ich werde es tun, um
die Geschehnisse der Vergangenheit rückgängig zu machen. Ich werde den Besitzer der Stimme
aufspüren und töten, bevor sein Geist meinen Körper verläßt. Die Erde war seine Heimat. Wenn du
mich hören kannst, Stimme, dann antworte. Gib zu, daß ich stärker bin als du.«
    Seine Gedanken wurden unterbrochen, als der Wärter die Türklappe öffnete und hereinsah. Dann
wurde die Klappe wieder geschlossen.
    Onot lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
    Die Stimme ist nicht mehr da, dachte er triumphierend. Früher, wenn ich auch nur den kleinsten
Gedanken an Rebellion verschwendete, war sie sofort da und drohte mir. Sie machte, daß ich
Kopfschmerzen bekam, und quälte mich. Sie verdrängte mein ganzes Denken und machte mich zu ihrem
Sklaven. Aber heute …
    Nein, die Stimme war nicht mehr da.
    Jetzt war die Stunde gekommen, auf die er so lange gewartet hatte. Er würde dem Richter alles
erklären können – und der mußte ihm glauben.
    Aber dann, und es war wie ein Keulenschlag, brach alles um ihn herum wieder zusammen.
    Lautlos sagte die Stimme zu ihm: »Du irrst, Onot! Ich bin noch da. Aber vielleicht bist du
bald ganz allein. Es könnte sein, daß du dann froh wärest, ich käme wieder zurück.«
    Erschrocken lauschte Onot, aber die Stimme sprach nicht weiter.
    Sekunden oder Jahrtausende – es gab keinen temporalen Anhaltspunkt, das
festzustellen – wirbelte Ernst Ellerts körperloser Geist durch den Zeitstrom, ehe er an das
Zeitgestade der Druuf gespült wurde.
    Hier erst war ihm bewußt geworden, daß es nicht nur einen Zeitstrom, nicht nur eine Zeitebene
gab, sondern mehrere. Er hatte viele von ihnen durchquert und die sonst undurchlässigen Mauern
durchbrochen. Aber die Lücken hatten sich hinter ihm wieder geschlossen und jede Rückkehr
illusorisch gemacht.
    So fand er Onot, den Wissenschaftler. Behutsam drang er in dessen Körper ein und nahm von ihm
Besitz. Der Druuf hatte sich zuerst gegen die Bevormundung gesträubt, mußte aber dann seinen
Widerstand aufgeben. Onot wurde Ellerts willenloser Sklave. Gelegentlich versuchte er zwar, den
lästigen und gefährlichen Besucher aus dem Nichts abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht. Ellert
hatte einen neuen Körper und

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