Silberband 011 - Der Fall Kolumbus
Ausräumen fortzufahren und alles wieder an
die Oberfläche zu schleppen.
Der Befehl wurde prompt befolgt. Man war von diesen Offizieren schon eine Menge gewohnt, auch
widersinnige Befehle. Wortlos, ohne zu murren, machten sich die Druuf erneut daran, die Räume zu
leeren.
Die Aktion war nach einigen Stunden beendet. Die Polizei zog mit den sichergestellten
Unterlagen ab. Ellert verblieb im Körper des Offiziers, der einen Fluggleiter bestieg und zur
Stadt zurückkehrte, wo er den Behörden die Ausführung des Auftrags meldete.
Dann bat er, den Gefangenen sprechen zu dürfen.
Der General sah erstaunt hoch. »Onot? Was wollen Sie von ihm? Die Untersuchung gegen ihn ist
noch nicht abgeschlossen.«
Ellert legte dem Offizier die Antwort in den Mund. »Ich glaube, wir haben noch nicht alles
gefunden, was als Beweismaterial gegen ihn dienen kann. Vielleicht kann ich einige Hinweise
erhalten, wenn ich ihn ausfrage.«
Der General überlegte. Dann nickte er. »Ich werde vom Obersten Richter eine Sprecherlaubnis
anfordern.«
Ellert wartete geduldig. Erst am späten Nachmittag wurde seine Geduld belohnt. Der Offizier
erhielt die Erlaubnis, mit dem Gefangenen zu sprechen.
Onot schreckte aus seinen Gedanken hoch, als seine Zellentür geöffnet wurde und der
Polizeioffizier eintrat. Von Ellerts Gegenwart für einige Stunden befreit, war sein Gedächtnis
voll zurückgekehrt, und er wußte, was geschehen war. Allerdings konnte er nicht ahnen, daß sein
Beherrscher ihm nun in Gestalt des Besuchers gegenüberstand.
»Ich muß sofort mit dem Richter reden«, sagte er, noch bevor der Offizier den Mund öffnen
konnte. »Es war kein Verrat, wie man ihn sich vorstellt. Ich …«
»Kein Wort mehr!« erwiderte der Offizier. »Sie tun, was ich Ihnen sage. Ich war in Ihrem Labor
und habe Ihnen etwas mitgebracht, das Sie an Ihrem Körper verbergen müssen. Hier, diese
Aufzeichnungen. Sie dürfen nicht verlorengehen.«
Er reichte Onot die Folie. Der Wissenschaftler nahm sie. Erstaunt erkannte er, daß es sich um
seine eigene Handschrift handelte, mit der er die wesentlichen Geheimnisse des linearen Antriebs
aufgezeichnet hatte. Der Sinn war ihm nicht klar. Der Antrieb war schon lange gebräuchlich. Was
sollten die Pläne? Für jeden Druuf waren sie wertlos.
Höchstens jemand, der aus einem anderen Universum kam …
Er begriff. »Nehmen Sie die Aufzeichnungen zurück und vernichten Sie sie!«
Ellert erkannte die Gefahr. Er konnte jetzt unmöglich zwei Individuen zugleich beherrschen. Es
wurde Zeit, Onot wieder unter seine Gewalt zu bringen.
Und der Offizier? Würde er sich nicht an das erinnern, was geschehen war? Würde ein schwacher
Amnesieblock genügen, ihn alles vergessen zu lassen?
Er mußte es versuchen.
Zehn Sekunden dauerte die Behandlung, dann verließ Ellert den Körper des Offiziers und drang
wieder in Onots Gehirn ein. Er spürte Widerstand, den er hart beiseite schob.
Onot gab nach.
»Gut, ich werde tun, was Sie von mir verlangen«, sagte er ausdruckslos. »Und nun gehen Sie,
bitte.«
Der Offizier schien wie aus einem Traum zu erwachen.
Wie kam er in die Zelle des Gefangenen? Was hatte er bei Onot, dem Verräter, zu suchen?
Wortlos drehte er sich um und verließ die Zelle. Der Wärter verschloß sorgfältig die Tür und
begleitete den Offizier nach oben. Stumm und wie im Traum schritt dieser dahin, bis er vor dem
Obersten Richter stand, der sich nach dem Erfolg seiner Bemühungen erkundigte.
»Nun, was haben Sie erreicht?«
Der Offizier war ratlos. »Nichts, Richter. Absolut nichts.«
»Ich dachte es mir«, erklärte der Richter und machte eine entlassende Gebärde. »Sie können
gehen.«
Der Offizier verließ den Raum.
Er versuchte sich vergeblich zu erinnern, was seit jener Laborausräumung bis jetzt geschehen
war.
Ellert aber gelang es noch einmal, Onot zu bezwingen. Der Druuf hatte sich schon frei gefühlt
und war bereit, alle seine gefährlichen Geheimnisse auszuplaudern.
»Es geht für dich um Leben und Tod, Onot«, teilte er dem Wissenschaftler mit. »Solange ich
dich nicht verlasse, geschieht dir nichts. Du hast mir geholfen, also werde ich auch dir
helfen.«
»Du bist nicht mehr stark genug«, gab der Wissenschaftler triumphierend zurück.
»Ich kann dich töten«, betonte Ellert.
»Dann töte mich«, forderte der Druuf ihn auf.
»Es gibt noch eine andere Alternative.«
»Welche?«
»Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werde ich dich verlassen. Du
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