Silberband 012 - Der Anti
waren
nichts als Energieimpulse.«
»Sie verstehen schon, wie ich es meine.« Rhodan lächelte und wandte sich zum Gehen. Was ihn
anging, so hatte er die Aufgabe gelöst, die der Unsterbliche des Planeten Wanderer ihm gestellt
hatte.
Sie warteten, bis die Barkoniden zwei Tage später aufgeweckt wurden. Das Weckmittel
wurde der Atemluft zugesetzt und in die Kammern geleitet. Die Barkoniden erwachten, die
Erinnerung setzte ein, das unterbrochene Leben nahm seinen Fortgang, als sei in der Zwischenzeit
nichts geschehen. Neue Befehle wurden ausgegeben, und Rhodan war sicher, daß den Unsichtbaren ein
zweiter Überraschungsangriff nicht gelingen würde.
Da spürte er plötzlich das suchende Tasten im Gehirn. Eine Frage, deutlich zu verstehen und
klar formuliert.
Perry Rhodan? Die Barkoniden, sie leben?
Der Unsterbliche. Er konnte wieder die Gedankenimpulse der Barkoniden empfangen, wenn er auch
noch zu geschwächt war, um im einzelnen ihre Bedeutung zu erfassen. Noch nie war es Rhodan so
klar wie in dieser Sekunde zum Bewußtsein gekommen, daß die Entfernung für ES keine Rolle
spielte.
»Sie sind erwacht«, sagte Rhodan laut, denn er stand allein auf einer kleinen Anhöhe. Er hatte
einen Spaziergang zur Oberfläche unternommen, um sich vom Aufbau der Wachstationen zu überzeugen.
Das breite Tor unten im Tal stand weit offen. Nicht weit davon entfernt arbeiteten einige
Techniker. Sie installierten ihre Beobachtungsinstrumente unter einer kleinen Plastikkuppel.
»Barkon wurde von Unbekannten überfallen und beinahe erobert. Um dem Hungertod zu entgehen,
versenkten sich die Barkoniden in einen Tiefschlaf. Auch ihr Gehirn ruhte.«
»Daher also das Fehlen der Impulse«, kam es lautlos zurück. »Wer waren die Fremden?«
Ja, wer waren sie gewesen? Rhodan hätte viel dafür gegeben, es zu wissen und die Frage des
Unsterblichen beantworten zu können. »Sie kamen aus der großen Leere und sind unsichtbar. Es kann
sich nur um eine Expedition gehandelt haben, denn mit Spezialinstrumenten konnten wir vier
Schiffe orten, als sie Barkon verließen. Und doch wäre es ihnen fast gelungen, Barkon zu erobern.
Ihre Technik …«
»Unsichtbare?« wurde er unterbrochen. Eine kurze Pause entstand. Dann die Frage: »Haben sie
keinen Körper? Sind sie ohne jede Materie? Werden sie nur sichtbar und materialisieren sie erst
dann, wenn sie in ein überstarkes Energiefeld geraten?«
Rhodan verbarg seine Verblüffung. Der Unsterbliche kannte also die Fremden. »Das sind genau
die Symptome. Sie materialisieren nur im Zentrum gebündelter Energiestrahlen, verflüchtigen sich
aber wieder, sobald die Strahlung nachläßt – oder wenn sie sterben.«
Für Minuten kam keine Antwort.
Rhodan stand allein unter dem immer noch schwarzen Himmel Barkons und sah hinüber zu dem
verwaschenen Fleck der Milchstraße, der halb vom Horizont verdeckt wurde. Der Schnee auf den
Berggipfeln war längst verschwunden. Auch in der Ebene schmolz er. Reißende Flüsse suchten sich
ihren Weg zu den tiefer gelegenen Stellen. Seen begannen sich zu bilden. Die Oberfläche von
Barkon war dabei, sich zu verändern.
Dann kam die lautlose Stimme des Unsterblichen, und es war, als spräche er zu sich selbst,
nicht aber zu Rhodan: »Barkon wird eine Spur sein, die zu unserer Galaxis führt – und sie werden dieser Spur folgen …«
»Sie?« fragte Rhodan und versuchte, ruhig zu bleiben und seine Erregung zu dämpfen. »Wer sind sie?«
Aber er wurde enttäuscht. Der Unsterbliche reagierte nicht. »Deine Mission ist beendet, Perry
Rhodan. Ich werde künftig über die Barkoniden wachen. Bald werde ich stark genug sein, selbst
nach dem Rechten zu sehen – falls es erneut notwendig werden sollte. Kehre zurück jetzt. Ich
erwarte dich.«
Rhodan wußte, daß jeder Einwand zwecklos sein würde. Der Unsterbliche war mächtiger als er, er
hatte sich seinen Anordnungen und Wünschen zu fügen. Und zwar bedingungslos.
»Ich werde zurückkehren«, versprach er. »Noch heute.«
»Dein Schiff landet in zwei Stunden an der Stelle, an der du jetzt stehst. Vergiß es nicht,
wenn du nicht auf Barkon bleiben willst. Du hast nur wenig Zeit.«
»Ich weiß«, entgegnete Rhodan, denn er wußte, daß jede Sekunde nach Plan eingeteilt war. Schon
jetzt hatte die geheimnisvolle Steuerung des Energieschiffs ihre Anweisungen erhalten und würde
sich danach richten. Weder Startzeit noch Geschwindigkeit oder Kurs würden geändert werden
können.
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