Silberband 012 - Der Anti
Wochen haben wir eine neue
Lufthülle auf Barkon. Es wird zwar immer noch kalt sein, aber man kann wieder auf der Oberfläche
leben.«
»Zumindest wird es genügen, daß Sie ständige Stützpunkte dort einrichten, die der Beobachtung
dienen sollen. Das, was geschehen ist, darf sich niemals mehr wiederholen. Ich kam aus Zufall
hierher, das nächste Mal kann ich zu spät kommen. Werden Sie die Bevölkerung nun aufwecken?«
»Noch nicht«, lehnte Nex ab. »Erst wenn wir sicher sind, daß die Unsichtbaren nicht mehr
angreifen.«
»Und wann glauben Sie, daß wir sicher sein können?«
Nex hob die Hände in typisch menschlicher Art, um sein Nichtwissen zu bekunden. »Ich weiß es
wirklich nicht.«
Sengu sagte: »Wir sollten mit Gucky zur Oberfläche gehen und nachsehen. Wenn die Unsichtbaren
uns angreifen, dann wissen wir, daß sie ihren Plan noch nicht aufgegeben haben.«
»Später«, erwiderte Rhodan zögernd. Er wurde das Gefühl an die ungeheure Gefahr nicht los, die
der bewohnten Milchstraße von den Unsichtbaren drohte. Es mußte bessere Waffen gegen sie geben
als zufällige Energietreffer.
Regoon warf ein: »Es wäre vielleicht doch gut, wir würden einige Techniker aufwecken. Allein
können wir die Aufgabe nicht durchführen. Die Aggregate bedürfen der ständigen Überwachung und
Pflege.«
»Nur wichtiges Personal«, schränkte Nex ein und gab die entsprechende Erlaubnis. »Was macht
die Lebensmittelerzeugung?«
»Funktioniert ebenfalls«, gab Regoon Auskunft.
Rhodan erhob sich. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie uns einen Raum zur Verfügung stellen
könnten. Einer von uns wird immer beim Reaktor wachen. Aber auch wir benötigen Schlaf. Wir haben
einen weiten Weg hinter uns.«
»Nebenan.« Nex stand ebenfalls auf. »Kommen Sie, ich bringe Sie hin.«
Sie lagen auf den frisch bezogenen Betten, aber der ersehnte Schlaf stellte sich
nicht ein. Rhodan verspürte auch auf einmal keine Müdigkeit mehr. Ihm war, als wäre er gerade aus
einem tiefen und langen Schlaf erfrischt erwacht. Konnte denn die Müdigkeit nur Einbildung
gewesen sein?
Rhodan begann zu ahnen, daß der Unsterbliche über die unvorstellbare Entfernung hinweg bei
ihnen war und ihnen half. Er gab ihnen frische Kräfte – und er tat es nur, um die
Rettungsaktion für die Barkoniden zu beschleunigen.
Mit geschlossenen Augen sagte Rhodan: »Können Sie Gucky sehen, Sengu?«
»Er steht vor der Halbkugel und döst vor sich hin. Ah, jetzt sieht er auf – in unsere
Richtung. Kann es sein …«
»Natürlich hat er Ihre Gedanken aufgefangen, Sengu. Gucky, kannst du mich verstehen?«
»Er nickt«, sagte Sengu, über die einfache Art der Verständigung sichtlich beglückt. »Er hat
verstanden.«
»Ausgezeichnet, Gucky. Irgendwelche Anzeichen von den Unsichtbaren?«
Kopfschütteln.
»Gut, dann komm her!«
Der Mausbiber materialisierte in dem Zimmer.
»Die haben die Nase voll – wenn sie eine Nase haben«, vermutete er. »Kein Impuls, keine
Knopfdrücker, nichts mehr. Reisen wir ab?«
»Nicht so hastig, Kleiner. Die vier Barkoniden glauben, daß wir schlafen. Sengu bleibt hier,
du und ich unternehmen einen Ausflug.«
»Nach oben?« piepste Gucky aufgeregt.
Rhodan nickte. »Sengu, ab und zu begeben Sie sich in die Zentrale und schauen nach. Wenn die
Barkoniden nach uns fragen, dann sagen Sie ihnen, wo wir sind. Alles klar?«
Der Japaner nickte.
Gucky nahm Rhodans Hand.
In einem kaum merklichen Luftwirbel, der von Energiespiralen gebildet wurde, verschwanden sie
vor Sengus Augen.
12.
Drei Tage später hatte sich das Bild der Oberfläche bereits beträchtlich
verändert.
Im Gegensatz zu ihrem ersten Besuch waren Rhodan und Gucky diesmal nicht allein. Eine Gruppe
von Spezialisten der Barkoniden begleitete sie. Sie trugen hochempfindliche Instrumente für
Energiemessungen bei sich. Ohne besondere Vorsicht glitt der Mannschaftswagen nach der langen
Auffahrt durch das Tor an die Oberfläche.
Mit Vorbedacht hatte Rhodan die Stelle gewählt, an der der erste Angriff der Unsichtbaren
erfolgt war. Der glitzernde Eissee erinnerte noch daran.
Sie alle trugen warme Bekleidung. Die Raumhelme waren geöffnet. Kalte, aber nicht mehr zu
dünne Luft drang in ihre Lungen. Rhodan sah hinauf in den schwarzen, sternenlosen Himmel. Ja, der
Himmel war immer noch schwarz, wie man ihn von atmosphärelosen Welten her kannte. Aber Barkon
besaß wieder eine Atmosphäre. Sie war nur wenige hundert Meter dick und wurde durch
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