Silberband 012 - Der Anti
und der damit verbundene Schmerz in seinem Gehirn
nachgelassen hatten. Er sprang vor und lief auf den Gefallenen zu. Zögernd nur folgten ihm die
anderen. Gucky blieb stehen und hielt Wache. Er würde das Näherkommen eines weiteren Fremden
sofort bemerken und die anderen warnen.
Rhodans Hand packte den sichtbar gewordenen Unsichtbaren. Er fühlte eine Art Stoff und
darunter das Fleisch. Mit aller Gewalt riß er den Gegner hoch und stellte ihn auf die Beine. Aber
der Fremde mußte von dem konzentrischen Energiefeuer so arg mitgenommen worden sein, daß er
zumindest betäubt war. Haltlos sackte er wieder in sich zusammen.
Rhodan bückte sich. Seine Hand ließ den Fremden nicht los. Er versuchte, das Gesicht zu
studieren – und rieb sich mit der freien Hand über die Augen.
Das Gesicht des Fremden war wie verschleiert.
»Er wird unsichtbar!« gellte Guckys Stimme. »Seine Gedanken – er stirbt!«
Rhodans Hand griff fester zu, aber sie fand keinen Widerstand mehr. Sie fuhr durch den Stoff
des fremdartigen Anzugs hindurch, hinein in den Körper des Unheimlichen. Noch war der Sterbende
zu sehen, aber er wurde schnell transparent. Rhodan konnte schon durch den Körper hindurch den
glatten Metallboden erkennen.
Angst, Schreck und Schmerz – das waren die Hauptmerkmale der Gedankenimpulse, die noch
einmal auf Rhodans Gehirn eindrangen und schnell abklangen. Dann erloschen sie.
In derselben Sekunde war der Fremde verschwunden. Er war nicht nur unsichtbar geworden,
sondern auch materielos.
Er war gestorben, und er hatte sich zugleich in Nichts aufgelöst.
Sie saßen im Zimmer der Barkoniden neben der Zentrale.
Seit Stunden schon lief der Reaktor ununterbrochen. Niemand hatte mehr versucht, ihn
auszuschalten. Gucky, der in der Zentrale geblieben war und wachte, hatte keinerlei Impulse mehr
auffangen können. Wie es schien, hatten die Unsichtbaren ihren Angriff aufgegeben.
Aber die Ruhe konnte auch täuschen.
»Wer mögen sie sein?« sann Rhodan vor sich hin und hegte die stille Hoffnung, wenigstens von
Nex eine Erklärung zu erlangen. Aber der Wissenschaftler zuckte nur mit den Schultern.
»Sie kommen aus der großen Leere zwischen den Milchstraßen. Vielleicht haben sie überhaupt
keinen Heimatplaneten und irrten ziellos umher. Da fanden sie uns. Scheinbar unbewohnt zieht
unsere Welt durchs Universum. Sie glaubten, eine tote Welt gefunden zu haben. Dann entdeckten sie
die Wahrheit – und griffen an. Aber sie sind unsichtbar und haben keinen Körper. Und
doch – Rhodan, der eine war sichtbar. Er starb.«
»Ja, und als er starb, wurde er wieder materielos. Es sieht also aus, als wäre das ihr
natürlicher Zustand. Sie leben in der gleichen Dimension wie wir. Sie kennen keine Teleportation,
aber sie erzielen einen ähnlichen Effekt. Sie sind nicht nur unsichtbar im üblichen Sinn, sondern
überhaupt nicht vorhanden – aber ihr Gehirn ist gegenwärtig. Eine Erklärung gibt es dafür
nicht.«
»Wir werden eine finden«, versicherte der Nexialist, der die Lehre der gesammelten
Wissenschaften vertrat und das Spezialistentum ablehnte. »Eines Tages werden wir wissen, von wo
sie kommen und wer sie sind.«
Rhodan wußte: Das war nur ein schwacher Trost. Solange die Unbekannten sich darauf
beschränkten, Barkon anzugreifen, und ihr Betätigungsfeld nicht in die Milchstraße verlegten,
konnten sie ihm gleichgültig sein. Wer aber konnte das mit Sicherheit behaupten? Es gab keine
Waffen gegen die Unsichtbaren, abgesehen von Energiegeschützen.
Regoon kam herein, hinter ihm der dicke Gorat. Sie warfen dem würdigen Atomwissenschaftler
Laar einen belustigten Blick zu. Laar saß auf seinem Bett – mit einem Zylinder auf dem
Kopf.
»Wozu die Jammerröhre?« erkundigte sich Regoon spöttisch. »Es stehen doch keine
Staatsgeschäfte bevor, oder doch?«
Laar gab keine Antwort. Regoon vergaß seine Frage. Er wandte sich an Rhodan. »Alle Abteilungen
laufen auf Hochtouren. Der Kraftfeldgenerator arbeitet und baut eine Schutzglocke auf. Das war
erst geplant, wenn wir in die Nähe der Galaxis kommen, aber wir haben Ihren Rat befolgt. Sie
meinen also, die Unsichtbaren haben etwas gegen Energiestrahlen und Kraftfelder?«
»Ich bin fest davon überzeugt.« Rhodan nickte. »Sobald das Kraftfeld den ganzen Planeten
umspannt und stark genug ist, werden wir ja sehen, ob ich recht hatte. Wird die Atmosphäre
regeneriert?«
»Sie baut sich auf«, versicherte Regoon lebhaft. »In wenigen
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