Silberband 012 - Der Anti
Gedächtnislücke. Wir nehmen an, daß die fraglichen Offiziere abgesprungen sind.«
Ich hatte mich von meinem Lager erhoben. Aus brennenden Augen sah ich zu dem eigentümlich
lächelnden Abwehrchef hinüber.
»Wer ist die hochstehende Persönlichkeit, die dem Piloten den Befehl erteilte?« fragte
ich.
Mercant musterte mich eingehend. »Sie selbst. Der Imperator persönlich erteilte die
Anweisung.«
Ich glaubte, im Boden versinken zu müssen. Unbewußt fühlte ich Rhodans hilfreich zupackende
Hände.
»Setz dich«, vernahm ich seine Stimme wie im Traum.
Ich wankte zu dem Lager zurück, von wo aus ich stammelte: »Ich selbst? Sind Sie verrückt,
Mercant?«
»Ich sagte nur das, was der Pilot nach einwandfreien telepathischen Untersuchungen wirklich
weiß. Natürlich handelt es sich um einen Trick. Der Mann ist tatsächlich der Meinung, von Ihnen
persönlich beauftragt worden zu sein. Wir werden den Hypnoblock bald gelöst haben. Gucky und
Betty Toufry sind schon bei der Arbeit. Es ist anzunehmen, daß Verräter im Kristallpalast eine
entsprechende Anweisung in Ihrem Namen erteilten. Diese Männer werden sich ermitteln lassen,
jedoch haben wir augenblicklich dafür keine Zeit. Wichtig ist einzig und allein zu wissen, wer
die beiden Unbekannten waren. Der Pilot muß sie gesehen haben.«
»Was könnte uns das nützen?« meinte Rhodan überlegend. »Eine Personenbeschreibung dürfte
völlig sinnlos sein.«
»Vermutlich. Wir können jedoch Anhaltspunkte gewinnen, über welchem Gebiet des Planeten sie
das Raumschiff verlassen haben. Der Pilot selbst ist genau nach Anweisung auf dem Raumhafen von
Torgona gelandet, wo er bei der Kontrolle angab, allein abgeflogen und auch allein angekommen zu
sein. Der Regent hatte bereits nachgeforscht. Die Kontrollstation des Kristallpalasts bestätigte
die Aussage.«
»Unglaublich«, flüsterte ich matt. »Wie kann das möglich sein?«
»Die dortigen Roboter haben von autorisierten Arkoniden die entsprechenden Programmierungen
erhalten«, erklärte Mercant. »Dies ist ein fein ausgeklügeltes Spiel, das niemals durchschaut
worden wäre, wenn Sie die arkonidische Geheimpolizei eingesetzt hätten.«
Ich blickte wieder auf meine Uhr. Das Zählwerk lief unbeirrt weiter. Natürlich hatte Mercant
recht. Aber aus diesem Grund hatte ich ja Rhodan um Hilfe gebeten. Etwas fiel mir ein. Hatte es
Mercant übersehen?
»Meiner Schätzung nach wird man sich bald mit mir in Verbindung setzen«, führte ich zögernd
an. »Wenn man weiß, daß ich ohne den Aktivator nicht leben kann, wird man auch wissen, daß es nun
für einen Erpressungsversuch an der Zeit ist. Warum meldet man sich nicht?«
Perry Rhodan senkte den Blick. Er schien mehr zu wissen als ich. Meine Erregung steigerte sich
wieder.
»Mercant!« rief ich den Abwehrchef scharf an.
Er sah auf seine Fingerspitzen nieder. »Damit sollten Sie nicht mehr rechnen. Im Zuge unserer
Planung habe ich wissentlich diese Rettungsmöglichkeit ausgeschaltet. Sie sind während der
Sitzung mit der Aktivator-Nachahmung erschienen, nicht wahr? Außerdem haben Sie recht zynisch zu
verstehen gegeben, Sie besäßen noch einige Reservestücke. Infolge Ihrer erstaunlichen
Beherrschung hat man Ihnen fraglos geglaubt. Ihre Bemerkungen waren außerdem logisch fundiert.
Niemand kann mit Sicherheit wissen, ob Sie tatsächlich nicht noch wenigstens ein Ersatzgerät
besitzen. Ihr ganzes Auftreten sprach dafür. Ein Mann, der durch den Verlust eines unersetzlichen
Gegenstands praktisch zum Tode verurteilt ist, wird sich normalerweise bemühen, das besagte Stück
wieder zu erlangen. Sie haben nichts dergleichen getan, sondern nur in versteckter Form gehöhnt.
Man wird glauben, das Druckmittel gegen Sie verloren zu haben. Nach meiner Auffassung werden sich
die Diebe nicht der Gefahr aussetzen, bei einem ohnehin sinnlos erscheinenden Erpressungsversuch
entdeckt zu werden. Niemand wird sich an Sie wenden.«
Ich ließ mich langsam auf das Pneumolager zurücksinken. In meinem Schädel schienen Feuerräder
zu kreisen. Mein Denkprozeß stockte, und mein Extrasinn meldete sich auch nicht, ein Zeichen
dafür, wie logisch Mercants Erklärungen waren.
Das Gehirn dieses Mannes glich einer Positronik. Es schien nichts zu übersehen.
Es dauerte Minuten, bis ich mich wieder gefangen hatte. Als ich mich aufrichtete, saß Rhodan
am Fußende des Lagers. Er machte einen verzweifelten Eindruck. Übergangslos meinte er: »Wir haben
noch nicht
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