Silberband 012 - Der Anti
mahnte Golath. »Sei vor allem wachsam. Wenn Zerft auftauchen
sollte, lasse dich nicht von ihm beeinflussen.«
»Ich werde tun, was du sagst«, stimmte Liszog zu.
Er stieg den Hang hinauf. Als er sich oben noch einmal umblickte, war Golath bereits in seine
Arbeit vertieft.
Vielleicht schaffen wir es doch, dachte Liszog hoffnungsvoll.
So sehr sich Crest auch gegen den harten Griff stemmte, er konnte sich nicht daraus
befreien. Farbige Punkte erschienen vor seinen Augen. Seine Kehle war fast völlig zugeschnürt.
Das Atmen bereitete ihm schmerzhafte Qualen. Sein verletzter Gegner ließ nicht locker. Er zeigte
keine Dankbarkeit für seine Rettung. Crests Hände, die sich an dem Unither festkrallten, waren
viel zu schwach, um einen Umschwung herbeizuführen. Längst hatte er den Blaster fallen lassen
müssen. Alle seine Bemühungen vermochten nur den Zeitpunkt zu verschieben, an dem er sterben
würde.
Mit roher Gewalt wälzte sich Zerft herum und kam auf dem alten Mann zu liegen. Crest glaubte,
daß er ihm alle Knochen brechen würde. Erschöpft schloß er die Augen. Seine Gegenwehr erlahmte
immer mehr.
Da erhielt er unerwartet Hilfe. Der Sprüher, von dem Schuß des Impulsstrahlers tödlich
getroffen, raffte sich noch einmal auf. Schwankend kam er auf seine Beine. Er sah seine beiden
Feinde in knapper Entfernung am Boden liegen. Er gab einen ungezielten Strahl ab und fiel tot um.
Es war eine letzte, beinahe automatische Reaktion des Tieres gewesen. Zerft wurde am Rücken
getroffen. Er schrie auf und ließ von Crest ab. Der halb bewußtlose Arkonide benötigte einige
Sekunden, um zu begreifen, was geschehen war. Er rollte sich zur Seite und ergriff den
fremdartigen Strahler. Der Unither versuchte vergeblich, mit seinen Händen den schmerzenden
Rücken zu erreichen. Er sah Crest nach der Waffe greifen. Mit einem heiseren Trompeten warf er
sich nach vorn.
Crest sah den Angreifer nur als verschwommenen Schatten. Seine Hände zitterten. Das Unheil kam
auf ihn zu. Er schoß auf die schwankende Silhouette vor seinen Augen. Der leichte Rückschlag der
Waffe zeigte ihm, daß sie auf seine Bedienung reagierte. Ein flammender Strahl verließ die
Mündung. Plötzlich war die drohende Gestalt verschwunden. Crest wollte aufstehen, um nachzusehen,
was geschehen war. Eine Welle der Übelkeit lief durch seinen Körper. Es gelang ihm, sich auf die
Knie aufzurichten. So kroch er über den Boden. Etwas war ihm im Weg. Er berührte es. Es war weich
und nachgiebig. Entsetzt machte Crest sich mit der Tatsache vertraut, daß es die Leiche des
Unithers war. Er hatte ihn getötet.
»Er hat dich angegriffen«, meldete sich sein Logiksektor. »Du hast das Recht, dein
Leben zu verteidigen.«
Sein Leben? War er nicht hierhergekommen, um zu sterben? Warum sollte er etwas verteidigen,
mit dessen Verlust er sich bereits abgefunden hatte? Die Space-Jet. Das war es. Rhodan hatte
gesagt, daß sie auf keinen Fall in die Hände fremder Raumfahrer fallen dürfe. Die Menschheit
mußte jeden Pluspunkt ihrer schwer erkämpften Position halten, wenn sie nicht zurückfallen
wollte.
Es scheint mein Schicksal zu sein, für die Menschen zu kämpfen, dachte Crest.
Sein Blick klärte sich. Vor ihm lag bewegungslos die mächtige Gestalt des Rüsselwesens. Es war
tot.
Irgendwo in Crests ausgelaugtem Körper schienen noch Reserven zu sein, die ihm die
Willenskraft gaben, sich ganz zu erheben. Er hatte jetzt eine Waffe, die ebenso gefährlich war
wie die seiner beiden Feinde, die noch am Leben waren. Nun war es an der Zeit, sich in die Nähe
des Diskus zu begeben, um nachzusehen, was die Unither unternehmen würden. Vielleicht waren sie
bereits dabei, den Schutzschirm zu zerstören. Diese Vorstellung trieb ihn an. Er riß sich
zusammen.
Wenn mich ein Unbeteiligter beobachten könnte, würde er sehr schnell seine Meinung über die
Dekadenz der Arkoniden ändern, dachte er. Trotz seines Alters hatte er sich ausgezeichnet
gehalten. Unwillkürlich straffte sich seine gebeugte Gestalt.
Er war als Arkonide geboren worden.
In einer langen Phase seines Lebens hatte er sein Volk indirekt verleugnet. War er nicht fast
zu einem Terraner geworden, in Worten und Taten? Er hatte als Terraner gelebt.
Er würde aber als Arkonide sterben.
Und er war stolz darauf.
In dem Augenblick, als Liszog die Luftschleuse der KASZILL betreten wollte, kam ihm
plötzlich die Idee, daß der Arkonide noch an Bord sein könnte. Liszog blieb stehen.
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