Silberband 012 - Der Anti
Er war es
gewohnt, daß andere Unither für ihn Entscheidungen trafen, denen er sich in den meisten Fällen
willig anschloß. Hier gab ihm niemand einen Rat.
Golath hatte nur davon gesprochen, daß er in der Zentrale gewesen war. Ihr Gefangener konnte
sich irgendwo versteckt haben, bis Golath verschwunden war.
Umständlich zog Liszog seine Waffe. Es war sicher besser, wenn er den Spalt im Bug als Eingang
benutzte. Er hüpfte zurück ins Freie. Seine Blicke richteten sich auf den Wald, in der Hoffnung,
daß er Zerft sehen würde. Doch die Umgebung war ruhig. Liszog zwängte sich durch den Riß, der bei
dem Aufprall der KASZILL entstanden war. In dem Gang, der zur Zentrale führte, herrschte graue
Dämmerung. Der junge Unither fühlte sich unbehaglich. Er umklammerte den Hitzestrahler und ging
weiter. Das Schott zur Zentrale war halb geöffnet. Er bemühte sich, leise zu sein.
Seine Vorsicht erwies sich als unnötig. Der Raum war leer. Er sah die Geräte, von denen Golath
gesprochen hatte, ordentlich zusammengestellt am anderen Eingang. Alles war in Ordnung.
Erleichtert aufatmend, wandte er sich dem Rüsselreiniger zu. Er überzeugte sich, daß das Gerät
noch funktionierte. Müde ließ er sich auf dem Lager nieder. Der traditionelle Vorgang der
Säuberung begann. So lag er immer noch, als Crest die KASZILL durch die Luftschleuse betrat.
Crests Körper war zu einer Ansammlung von Schmerzen geworden. Die Anstrengungen
hatten sein schmales Gesicht gezeichnet. Die Spuren von Übermüdung und Erschöpfung hatten sich
eingegraben. Seine Augen lagen tief in den Höhlen. Das Haar, sonst immer sorgfältig gekämmt, hing
strähnig herunter. Die Hagerkeit seiner Gestalt wurde von dem zerrissenen Umhang nur schlecht
verborgen.
Der Arkonide wurde nur von seiner Willenskraft aufrecht gehalten. Sie trieb ihn an, riß ihn
vorwärts und gab ihm die Energie zum Handeln. Die fremde Waffe schien Zentner zu wiegen, aber er
durfte sie nicht liegenlassen. Sie war zu dem wichtigsten Faktor bei dem Kampf um die Space-Jet
geworden.
Er kam taumelnd aus dem Wald heraus. Die Ebene zwischen den Bäumen und dem See erschien ihm
wie eine endlose Wüste. Dazwischen war ein dunkler Punkt, das Schiff der Fremden, gleich einer
Oase inmitten der Wildnis.
»Du mußt weitergehen«, sagte Crest.
Die Worte kamen mühselig über aufgesprungene Lippen. Seine Stimme war die eines Fremden.
Verwundert lauschte er auf ihren Tonfall.
»Geh bis zu dem Wrack, dort kannst du eine Ruhepause einlegen«, sprach sein Extrasinn
an.
Er hörte noch eine Stimme. Sie klang kalt und fest, sie dröhnte in seinen Gedanken, als
besitze sie Realität. »Die Space-Jet darf auf keinen Fall in die Hände fremder Intelligenzen
fallen.«
Perry Rhodan. Er hörte ihn noch einmal sprechen.
Crest setzte sich in Bewegung. Längst hatte er den Notverband an seinem Fußgelenk verloren. Es
war sinnlos, einen neuen anzufertigen. So gut es ging, verlagerte der Arkonide das Gewicht seines
Körpers auf das gesunde Bein.
Er kam besser voran, als er am Anfang geglaubt hatte. Die Entfernung zu dem Schiff schmolz
rasch zusammen. Er war überzeugt, daß die beiden Unither sich bei der Space-Jet aufhielten.
Crest schleppte sich bis zur KASZILL. Natürlich kannte er den Namen des Schiffes nicht. Er war
ihm auch völlig gleichgültig. Sein Kopf glühte wie im Fieber. In der Regennacht hatte er sich
erkältet. Er vermochte sich nicht zu erinnern, wann er zum letztenmal gegessen hatte.
Crest zog sich in die Schleuse. Die Kammer war außergewöhnlich groß, entsprechend dem
Körperbau der Unither. Die Verfallserscheinungen überall im Schiff ließen darauf schließen, daß
es ziemlich alt war und nicht den neuesten Stand der unithischen Raumfahrt repräsentierte. Es war
anzunehmen, daß die Fremden durch einen Defekt zu einer Notlandung gezwungen worden waren. Von
ihrem Standpunkt aus war ihr Interesse für die Space-Jet nur verständlich. Anscheinend verfügten
sie nicht über Funkgeräte, die ihnen erlaubten, Hilfe von Unith anzufordern. Es war auch möglich,
daß die Geräte beim Absturz vernichtet worden waren.
Der Wissenschaftler ging weiter, wobei er sich mit einer Hand an der Wand abstützte.
Der Umstand, daß er Liszog einige Sekunden früher sah als der Unither ihn, rettete ihm das
Leben.
Liszog schoß von der Pritsche aus, aber der glühende Strahl traf nur das Schott, hinter dem
Crest bereits in Deckung gegangen war. Auf allen vieren kroch
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