Silberband 012 - Der Anti
Crest zur Schleuse zurück. Er war
sicher, daß nur einer seiner Gegner in der Zentrale war. Wenn er das Schiff verließ, gab er sich
dem Unither deckungslos preis. Das flache Land bot keinen Schutz gegen einen Beschuß aus einer
Hitzewaffe.
Was würde sein Feind jetzt unternehmen?
Es war lebenswichtig, daß er die Reaktionen des anderen vorausahnte. Er durfte nicht warten,
bis der Schiffbrüchige einen Plan ausgeführt hatte – dann würde es zu spät sein.
Crest versetzte sich in Gedanken in die Lage des Unithers.
Ein Angriff würde nicht von der Zentrale aus kommen.
Der Rüsselmann mußte annehmen, daß Crest das Schott bewachte und auf jede verdächtige Bewegung
feuern würde. Also würde er durch den Riß klettern, um Crest in den Rücken zu fallen.
Der alte Mann schlich sich zum Schleusenausgang und blickte vorsichtig hinaus. Er sah den
Unither vorn am Bug, geduckt unter der Wölbung des Schiffes.
Crest schoß.
Sein Gegner hatte sich zu Boden geworfen, und das Flammenbündel zischte über ihn hinweg. Crest
murmelte eine Verwünschung. Eine solche Gelegenheit würde sich ihm nicht wieder bieten.
Als er zum zweitenmal ins Freie sah, war der Unither bereits wieder durch den Spalt in der
KASZILL verschwunden. Crest wußte, daß der andere beweglicher und ausdauernder war als er. Alle
Vorteile lagen bei dem jüngeren.
Die Schleusenkammer war zu einer Falle geworden, die er schnell verlassen mußte.
Wahrscheinlich war der Feind jetzt wieder in der Zentrale, um sich die weiteren Schritte zu
überlegen.
Crest glitt aus der Schleuse ins Freie. Rasch humpelte er auf das ausgeglühte hintere Ende des
Schiffes zu. Er verbarg sich hinter einer verbogenen Platte. Es würde nicht lange dauern, bis der
Unither feststellen würde, daß die Schleuse leer war. Der Rüsselmann war intelligent genug, um
den neuen Standort des Arkoniden vermuten zu können. Doch das Heck der KASZILL war groß und bot
in seinem Wirrwarr aus aufgesprengtem, zerrissenem Metall viele Verstecke.
Crest bedauerte, daß er von seinem Platz aus nur die Schleuse, nicht aber die Öffnung im Bug
sehen konnte. Das gab seinem Widersacher die Chance, von der anderen Seite heranzukommen. Er
mußte nur um das Schiff herumlaufen.
Ein grelles Flammenschwert zuckte vorbei und ließ ihn geblendet die Augen schließen. Fast
hätte er das Feuer erwidert. Rechtzeitig fiel ihm ein, daß dieser Schuß nur ein Versuch war, ihn
zum Aufgeben seines Verstecks zu veranlassen. Der Unither kannte die genaue Position des
Arkoniden nicht.
Crest überlegte, von welcher Seite der Strahl gekommen war. Er blickte vorsichtig um die Ecke.
Scheinbar verlassen lag die vordere Hälfte der KASZILL unweit von ihm. Der Feind war nicht zu
sehen.
Liszogs nächster Schuß pflügte die Erde auf und färbte sie schwarz. Das Gras verbrannte. Rauch
stieg auf. Der Gestank reizte Crests Nase. Er preßte beide Hände ins Gesicht, um nicht niesen zu
müssen. Die Furche, die der Schuß geschaffen hatte, war nur einen Meter von Crest entfernt.
Aber er wußte jetzt, wo der Rüsselträger versteckt war. Ein davonfliegendes Teil des Wracks
hatte einen Graben in den Boden gebohrt, bis es schließlich steckengeblieben war. Wenn man den
Bugteil der KASZILL als Achsenpunkt annahm, dann befand sich Liszog in einem Winkel von etwa 30
Grad von Crest entfernt. Das Loch bot ihm genügend Schutz. Außerdem war es für den
Wissenschaftler schwierig, in diese Richtung zu feuern. Er hätte sich dabei aufrichten müssen.
Das war mit einem Selbstmord zu vergleichen.
Aus zwei Gründen jedoch mußte Crest den Kampf schnell beenden – so oder so. Einmal
bestand die Gefahr, daß der dritte Unither hier auftauchen würde. Damit wäre das Gefecht
praktisch entschieden gewesen. Was aber noch schlimmer war – und wahrscheinlich auch den
Ausschlag geben würde –, das war die elende Verfassung, in der sich Crest befand.
Es ist ein Wunder, daß ich noch lebe, dachte Crest.
Liszog dachte: Er hat sich irgendwo in diesem Gerümpel verkrochen und regt sich
nicht. Glaubt er, daß er mich damit hervorlocken kann? Ich weiß sehr gut, daß er nicht tot sein
kann.
Es war nur ein alter Arkonide, aber er machte größere Schwierigkeiten, als es Liszog je für
möglich gehalten hätte. Golath wartete bei dem kleinen Schiff auf ihn. Er würde nicht riskieren,
seinen Platz zu verlassen, um den Grund für Liszogs Fernbleiben herauszufinden.
Von Golath war keine Unterstützung zu
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