Silberband 012 - Der Anti
zu schützen. Sengu ist Späher. Er kann durch feste
Materie hindurchsehen. Dieser Umstand verleitet mich zu der Vermutung, daß ES eine Aufgabe für
mich bereithält, die nicht auf Wanderer zu suchen ist. Denn auf Wanderer wäre ein Späher unnötig.
Also – reine Zweckmäßigkeit. Zufrieden, Bully?«
Bully nickte stumm. Ihm war nicht wohl in seiner Haut. Aber ihm blieb keine Zeit, weiter über
das Problem nachzudenken, denn Gucky betrat mit Sengu die Zentrale. Wuriu Sengu war Japaner. Die
Zelldusche hatte ihn jung erhalten. Sein wuchtig gebauter Körper verriet Kraft, und die kurzen
Stoppelhaare ähnelten ein wenig Bullys roten Borsten. Das war aber auch, außer dem Körperbau, die
einzige Ähnlichkeit. Die Augen Sengus verrieten nicht viel von seinen Fähigkeiten, aber in ihnen
schimmerte ein wenig von der Zeitlosigkeit, die allen relativ Unsterblichen zu eigen war. Und es
waren Augen, denen kein materielles Hindernis gesetzt war. Sie sahen durch alles hindurch.
»Ich denke«, sagte Rhodan, »wir begeben uns jetzt zur Hauptschleuse. ES wird uns dort
abholen – oder abholen lassen. Ziehen wir uns die leichte Raumkombination an. Für alle
Fälle. Du auch, Gucky.« Er blieb am Schott noch einmal stehen. »Wir bleiben, wenn es geht, in
Verbindung. Ich weiß nicht, ob der Telekom funktionieren wird, aber beunruhigt euch nicht, wenn
ihr nichts von uns hört. Wir sind in guten Händen.«
Stumm sahen Sikermann und Bully hinter ihnen her.
In der Schleuse wurden die Raumanzüge aufbewahrt. Sie wählten die leichteren Kombinationen,
die für kurze Zeit auch einen Aufenthalt im Vakuum des Raumes erlaubten. Ein kompliziertes
Aggregat in Mikrobauweise sorgte für Temperaturregelung und Erneuerung der Atemluft.
Gucky besaß eine Sonderausführung der Kombination. Er schlüpfte hinein und achtete nicht auf
das leichte Grinsen des Japaners, als er sich abmühte, das im Hinterteil befindliche Loch zu
finden. Es war dazu da, seinen Biberschwanz aufzunehmen. Nach gleichem Prinzip wie ein
Taucheranzug gearbeitet, bestand die Kombination trotzdem aus einem Stück. Guckys Biberschwanz
steckte nun in einer Art Tasche und war vor allen schädigenden Einflüssen geschützt. Er sah
zweifellos komisch aus und wußte das auch.
Perry Rhodan!
Sie ›hörten‹ alle drei die Stimme, die zu ihnen sprach. Die Bedeutung der beiden Worte
entstand einfach in ihrem Gehirn, und es war so, als stände ES direkt neben ihnen.
»Wir warten in der Schleuse. Was sollen wir tun?«
Herauskommen!
Rhodan zuckte mit den Schultern und drückte auf einen Knopf, der die Interkomanlage betätigte.
Sikermanns besorgtes Gesicht erschien auf dem kleinen Bildschirm an der Wand.
»Öffnen Sie die Hauptschleuse und schließen Sie sie wieder, sobald wir das Schiff verlassen
haben«, befahl Rhodan.
»In Ordnung.«
Es klang durchaus nicht so sicher, wie man es von Sikermann gewohnt war. Der Oberst machte
sich offensichtlich Sorgen. Aber er stellte keine unnötigen Fragen.
Die beiden Männer und der Mausbiber sahen, wie unsichtbare Hände die Innenschleuse
verriegelten. Dann wurde die Luft abgesaugt. Als der Druck entsprechend gefallen war, traten die
Anlagen ihrer Raumkombinationen in Tätigkeit. Der Sender schaltete sich ein, um eine
Verständigung zu ermöglichen.
Als keine Luft mehr in der Schleuse war, schwang die Außenluke auf.
Rhodan trat bis zur Schwelle vor und blieb stehen. Er wartete, bis Sengu und Gucky neben ihm
waren. Schweigend harrten sie der Anweisungen des Unsterblichen.
Vor ihnen lag das Universum. Über einen unendlichen Abgrund hinweg leuchteten zehntausend
Sterne in ungestörter Pracht. Fast alle besaßen sie Planeten, aber nur wenige davon waren
bewohnt. Immerhin noch genug, um jeden Gedanken an die Einsamkeit des Weltalls absurd erscheinen
zu lassen.
Irgendwo mußte Wanderer sein. Rhodan suchte vergeblich nach einem Anzeichen für das
Vorhandensein des künstlichen Planeten. Genau unter sich erblickte er zwischen den Sternen einen
Spiralnebel. Er konnte zwei, aber genausogut auch fünf Millionen Lichtjahre entfernt sein. Eine
ganze Milchstraße, wie die eigene, von der er nur einen winzigen Teil erst kannte. Wie groß war
eigentlich das Universum?
Tretet aus der Schleuse!
Der Befehl kam ganz plötzlich und ohne Ankündigung. Sengu und Gucky sahen Rhodan zweifelnd an.
Dann schauten sie hinein in die bodenlose Ewigkeit.
Rhodan nickte ihnen zu und stieß sich kräftig ab. Die geringe
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