Silberband 012 - Der Anti
seinem Versuch, einen Planeten durch das Meer der sternenlosen Unendlichkeit
zu steuern, unsere Sympathie verdient.«
Rhodan nickte. »Du hast mir sehr diplomatisch geantwortet – ich bin so schlau wie
zuvor.«
»Das ist für gewöhnlich die Aufgabe der Diplomaten.« In Rhodans Gehirn war der Eindruck
heiterer Ironie, die aber sofort wieder von Sorge abgelöst wurde. »Aber nun wollen wir keine Zeit
mehr verlieren, denn ich beherrsche sie in dieser Situation nicht. Sonst wäre es ja einfach, die
Barkoniden in der Vergangenheit aufzusuchen und die vielleicht verhängnisvolle Zukunft
abzuwenden. Deine Freunde warten auf dich, alter Freund. Und – auch das Schiff.«
Die Kugel schien sich zu verfärben. Sie stieg langsam der gewölbten Decke der Halle entgegen,
wurde größer und durchsichtiger – und war plötzlich spurlos verschwunden.
Rhodan erhob sich aus dem Sessel und schritt zum Eingang, der sich vor ihm auftat. Bevor er
die Halle verließ, drehte er sich noch einmal um.
Der Sessel stand nicht mehr da. Die Stelle, an der er gewesen war, war jetzt leer.
Der Unsterbliche verschwendete keine Energie. Jede Materie, die er mit seinem unsterblichen
Geist schuf, war Energie. Um sie zurückzuerhalten, verwandte er die Materie wieder.
Hinter ihm glitt das Tor wieder zu.
Er ging weiter. Im Schein der künstlichen Sonne von Wanderer erkannte er draußen auf dem Feld,
wo er von Gucky und Sengu erwartet wurde, einen silbern schimmernden Zylinder. Er war etwa zehn
Meter lang und hatte einen Durchmesser von drei Metern. Während der Bug platt abgerundet war und
aus durchsichtigem Material bestand, war das Heck spitz zulaufend. Eine kleine Luke, gerade groß
genug für einen Mann, stand offen. Dahinter lag eine kleine Schleuse.
Dicht neben dem Schiff erkannte Rhodan die Gestalten von Sengu und Gucky. Die beiden Mutanten
schienen unschlüssig, was sie tun sollten.
Als Rhodan sie erreichte, sagte Gucky: »Zuerst setzt ES mir einen Doppelgänger vor die Nase
und freut sich über meinen Schrecken, und nun zaubert ES uns ein Schiff daher, so einfach aus dem
Nichts. Zuerst glaubte ich ja, ein Teleporter wolle materialisieren, aber dann wurde es doch
dieses Schiff. Was sollen wir damit: ein Geschenk?«
»Wie man's nimmt«, entgegnete Rhodan und fuhr mit der Hand prüfend über das glatte, kühle
Metall. »Jedenfalls werden wir jetzt einsteigen und einen Ausflug unternehmen. Ich erkläre euch
alles später, wenn wir unterwegs sind.«
Gucky betrachtete ihn mißtrauisch. Er schien Rhodans Gedanken zu ignorieren. »Unterwegs?
Wohin?«
»Zu den Barkoniden, Kleiner. Sie sind in Schwierigkeiten, und wir sollen ihnen helfen. Na, was
ist? Hast du Angst vor dem Zauberschiff?«
Gucky, der genau wie Rhodan und Sengu den leichten Plastikhelm abgenommen hatte, schüttelte
sich.
»Angst?« piepste er vorwurfsvoll. »Nein, Angst habe ich nicht, höchstens ein ganz kleines
bißchen …«
Sengu stellte keine Fragen. Er wußte, daß er ruhig in das Schiff gehen konnte, wenn Rhodan es
auch tat. Und so dauerte es keine zwanzig Sekunden, bis sie alle drei in der Schleuse standen.
Noch während die Außenluke langsam zuschwang, öffneten sie die Innenluke, und sie gelangten durch
einen schmalen Gang zur Kommandozentrale, dem einzigen zugänglichen Raum des Schiffes. Er nahm
mehr als die Hälfte der gesamten Konstruktion ein. Wenn der Rest dem Antrieb diente, so mußte
dieser von einer Art sein, wie ihn sich Rhodan nicht vorstellen konnte.
Die vordere Hälfte der Zentrale war durchsichtig. Man konnte gut nach allen Seiten sehen,
außer genau in Heckrichtung. Gucky stieß einen erfreuten Pfiff aus, als er neben der Tür zur
Zentrale eine breite Couch entdeckte. Sie sah genauso aus wie alle Ruhelager dieser Art, die von
ihm bevorzugt wurden. Mit einem Satz schwang er sich auf die weichen Kissen und streckte die
Glieder.
»So lasse ich es mir gefallen«, lobte er die Arbeit des Unsterblichen. »Man hat meine Wünsche
wieder einmal erraten.«
Rhodan und Sengu fanden zwei bequeme Sessel vor der halbrunden Bugscheibe. Als sie sich darin
niederließen, war es ihnen so, als säßen sie direkt im Freien. Woraus das unsichtbare Material
bestand, war nicht festzustellen. Es fühlte sich an wie Glas, schien jedoch sehr dünn und fest zu
sein.
Ohne daß sie etwas spürten, sackten das Feld und die Stadt plötzlich unter ihnen weg. Es war,
als bewege sich nur der Planet Wanderer, aber nicht sie. Der flache
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