Silberband 013 - Der Zielstern
eröffnete er dem Eingeborenen. »Wir haben keine Geschenke.
Wir möchten jetzt weiter.«
Schnitz sah ihn unverwandt an. Er schnatterte in einer unverständlichen Sprache mit seinen
drei Begleitern, die noch vor der Hütte hockten. Zu Pincers Schrecken ließen diese sich ebenfalls
auf die Plattform herab, die unter der Last erbebte. Mit seiner freien Hand klammerte sich der
junge Mann an einen Strick.
»Ohneflügler jetzt Geschenk für Schnitz?« fragte der Eingeborene mit unverhüllter Drohung.
»Gib ihm eine Stange«, meinte Cora. »Vielleicht wird er dann freundlicher. Ich könnte auch
eine Zigarette vertragen.«
Widerwillig kam Pincer dem Wunsch seiner Frau nach. Er überreichte Schnitz eine Stange
Zigaretten und öffnete Cora ein Päckchen. Er zog ihr eine Zigarette hervor und gab ihr Feuer.
Inzwischen hatte Schnitz voller Erregung begonnen, sein Geschenk zu untersuchen. Seine Begleiter
unterstützten ihn mit unerträglichem Geschnatter.
»Das beruhigt«, sagte Cora aufatmend und stieß eine Qualmwolke aus.
Schnitz sah interessiert zu. Er atmete den Rauch ein.
»Möchtest du nicht auch eine Zigarette rauchen, Johnny?« fragte Cora.
Verlegen blickte Pincer in den Baumwipfel.
»Du weißt doch, daß ich nicht rauche«, sagte er. »Mein Magen verträgt das nicht.«
Schnitz, der inzwischen immer näher an Cora herangekommen war, atmete in großen Zügen den
Rauch ein. Angewidert beobachtete Pincer diese Szene. Für ihn war es unbegreiflich, wie ein
vernünftiges Wesen so etwas tun konnte.
»Es scheint ihm zu gefallen«, bemerkte Cora.
Plötzlich begann Schnitz, sich um die eigene Achse zu drehen. Er breitete seine Arme aus, und
die Flughäute spannten sich. Wie betrunken torkelte er von einem Ende der Plattform zum anderen.
Die Bretter knirschten und krachten.
»Er wird uns mit seinem Geschaukel noch hinabwerfen!« rief Pincer.
Schwankend näherte sich Schnitz wieder Cora. Pincer wagte nicht, sich ihm in den Weg zu
stellen. Dazu hätte er den Strick loslassen müssen. Er mußte damit rechnen, daß er dabei das
Gleichgewicht verlor und von der Plattform stürzte. Nun wurde auch das Interesse der drei anderen
Vogelwesen für den Zigarettenqualm wach. Sie folgten Schnitz und atmeten begierig den Rauch
ein.
»Wirf die Zigarette weg!« schrie Pincer seiner Frau zu. »Siehst du nicht, daß der Dunst sie in
einen Rauschzustand versetzt?«
Schnitz und seine Genossen hatten jede Vorsicht und Rücksichtnahme vergessen. Sie führten
einen Tanz auf den Brettern auf, der Pincer den Schweiß auf die Stirn trieb.
»Aufhören!« rief er Schnitz zu. »Hört auf damit!«
Schnitz taumelte wonnetrunken auf ihn zu.
»Ohneflügler machen gutes Geschenk«, krächzte er. »Haben auch Wunsch?«
»Ja«, brachte Pincer mühsam hervor. »Wir sind auf der Flucht vor den Springern. Es ist
wichtig, daß wir ein Versteck finden und schnell von hier verschwinden. Kannst du uns
helfen?«
»Wir helfen«, erklärte der Eingeborene bereitwillig. »Schnitz schicken Freund zum Landeplatz.
Wird beobachten Springer. Inzwischen Schnitz bauen Tragsitze.« Er unterhielt sich mit einem
seiner Artgenossen, der daraufhin in den Wipfel kletterte. Pincer konnte sich vorstellen, daß der
Eingeborene zum Raumflugfeld flog.
»Was meint er mit Tragsitzen?« fragte Cora in englischer Sprache. »Wollen uns die Eingeborenen
durch den Wald schleppen?«
Pincer ahnte, daß Schnitz etwas ganz anderes vorhatte, und schon der Gedanke, daß er mit
seiner Vermutung recht haben könnte, ließ ihn unsicher werden. Er fragte sich, ob die
Freundlichkeit der Vogelwesen auch anhalten würde, wenn die Wirkung der Zigarette nachließ.
»Was hältst du davon, wenn du jetzt ab und zu eine Zigarette rauchen würdest«, schlug er Cora
vor. »Das hält unsere Freunde bei guter Laune.« Bevor er noch zu Ende gesprochen hatte, wurde er
bereits wieder von Gewissensbissen geplagt. »Es ist nicht richtig, daß wir sie ausnutzen und für
unsere Zwecke mißbrauchen«, sagte er heftig. »Wir ziehen sie in diese Sache mit hinein, mit der
sie eigentlich nichts zu tun haben.«
»Wenn du schon nichts für dich selbst tun willst, dann denke doch einmal an mich«, erwiderte
seine Frau. »Oder rufe dir deinen Plan in Erinnerung, Perry Rhodan über die Hintergründe des
Schmuggels zu unterrichten. Glaubst du, daß wir das jemals schaffen werden, wenn du bei jeder
Gelegenheit nach Recht und Unrecht fragst?«
Pincer war während ihrer Worte überrot
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